Schauspielerin Susan Sideropoulos hat mit uns über lockere Themen wie ihre neue Styling-Show gesprochen. Aber auch darüber, wie sie und ihre Familie es schaffen, sich als Juden in Deutschland ihre Lebensfreude zu bewahren.
Susan SideropoulosPlädoyer für mehr Miteinander: „Wir sind so radikal geworden“

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Die Moderatorin, Buchautorin und Schauspielerin Susan Sideropoulos liebt es bunt in ihrem Leben und versucht immer, auch das Positive in diesen Zeiten zu sehen. Sie sagt auch: „Polizei vor Kindergarten und jüdischer Schule war und ist für meine Kinder leider Normalität.“
Sie selbst hat ihren eigenen „Style“ längst gefunden. Und der ist vor allem eins: kunterbunt. Jetzt will Susan Sideropoulos (44) mit einem Team von Experten auch Normalos helfen, für den „großen Auftritt“ das richtige Outfit zu finden.
Seit Sonntag, 15. Juni, sieht man sie in „That's my Style“ (14.55 Uhr, ZDF). Doch wer den Paradiesvogel für eine Fashionista hält, die das Gucci-Täschchen am Handgelenk baumeln lässt, irrt gewaltig. Im großen Sonntag-Talk verrät sie, welchen Stellenwert Mode wirklich in ihrem Leben hat und was ihr viel wichtiger ist.
Susan Sideropoulos feiert die 90er Jahre
Was waren Ihre größten Modesünden?
Susan Sideropoulos: Ich bin ein Kind der 90er. Keine Modesünde war vor mir sicher. Ich habe meine Haare schon gefärbt mit zwölf, ich hatte ein Nasen-Piercing mit 15, ich war Lucilectric, Blümchen und Britney Spears, Kelly Family, Hip-Hop, alles. Es gab nichts, was ich nicht mitgenommen habe. Ich glaube, wir hatten wirklich einen Jackpot, dass wir so diese Etappen gelebt haben. Die 80er standen für was, die 70er standen für was, die 90er standen für was. Heute stehen wir ja nicht wirklich für einen Look. Es ist alles verschwommen.
Wären Sie noch mal gerne jung?
Susan Sideropoulos: Wieso wäre? (lacht) Mein Jugendgeheimnis ist, dass ich nur noch 21 werde. Seit meinem 21. Geburtstag feiere ich jedes Jahr konsequent meinen 21. Geburtstag mit den bunten Ballons, 21 Kerzen auf meinem Kuchen, 21 auf der Girlande, da kommt keine andere Zahl drauf. Ich möchte mit 75 immer noch meinen 21. Geburtstag feiern, im Pyjama mit meinen Mädels Karaoke singen und dekorieren, als wäre ich zwölf.
Früher hieß es, ab 50 bitte keine ärmellosen Oberteile (wegen Winkeärmchen), keine Minis (wegen dicker Schenkel). Gibt es solche No-Gos in Ihrer Fashion-Sendung?
Susan Sideropoulos: Nein. Ich glaube, es gibt auch gar nicht mehr sowas wie Must-Have oder No-Gos. Und wer sich über andere mokiert, sollte überlegen: Was Hans über Peter sagt, sagt mehr über Hans als über Peter aus. Ich finde heutzutage sehr befreiend, dass eigentlich so gut wie alles erlaubt ist. Auch, was die Figur betrifft. Mit Anfang 20 hatte ich meine ersten InStyle-Fashion-Seiten als Model: Styling für kurvige Frauen mit Größe 38, hieß es. Okay, dachte ich mir, mit Größe 38 bin ich also kurvig, aber da habe ich mich damals schon gefragt, was ist denn dann mit den anderen? Da kommen ja noch mindestens zehn Größen danach, das war schon schockierend. Das gibt es heute so nicht mehr, und das befürworte ich auch.
Welches Outfit haut Ihren Mann, den Sie seit Ihrer Jugend kennen, noch immer um?
Susan Sideropoulos: Ich glaube, der mag mich am liebsten, wenn ich morgens aus dem Bett falle und mit meinem Pyjama ins Wohnzimmer komme.
Machen Sie jeden Trend mit?
Susan Sideropoulos: Nein, ich bin überhaupt keine Fashionista. Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Gefühl für mich und meine Mode. Mich gibt es z. B. gar nicht in Schwarz. 80 Prozent meines Kleiderschranks ist bunt, bunter und noch bunter. Mit großen Prints und Herzen und Blumen. Blümchenkleider, alles, was fröhlich ist, das kommt nie aus der Mode. Deshalb kaufe ich auch nicht viel.

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„Thats my Style“-Team (v.l.): Konstantinos, Marina Hoermanseder, Axel Surendorf, Moderatorin Susan Sideropoulos, Mads Roennborg, Swaantje Taube.
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit?
Susan Sideropoulos: Also, man glaubt es vielleicht kaum, aber ich gehe auch gar nicht gerne shoppen. Ich finde es wahnsinnig anstrengend. Online-Shoppen ist noch viel schlimmer, weil die Auswahl für mich einfach zu groß ist. Ich bin ein großer Freund von Secondhand. Ich verkaufe auch gerne Sachen, verschenke sie oder spende sie. Bei Kinderklamotten erst recht.
Designermode oder Discounter?
Susan Sideropoulos: Ich besitze gar keine Designerklamotten, also ich könnte eine Hermès-Tasche von einer Chanel-Tasche nicht unterscheiden.
Ihre Söhne sind in einem Alter, in dem Markenklamotten angesagt sind. Kriegen Sie das abgebogen?
Susan Sideropoulos: Das ist definitiv gerade ganz hoch im Kurs. Mein Mann ist noch viel extremer als ich und will ihnen immer vermitteln, dass da nur ein Designer seinen Aufkleber drauf geklebt hat und der Pullover der gleiche ist wie bei H&M. Aber das haben wir mit 14, 15 auch nicht begriffen. Das hat einen anderen Stellenwert, da geht es darum, sich zu finden, es geht um Zugehörigkeit, und, und, und. Ich glaube aber, dass wir unterschwellig ganz viel vermitteln. Allein schon dadurch, dass wir eigentlich so gut wie nichts neu kaufen.

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GZSZ-Dreamteam 2003 (v.l.): Yvonne Catterfeld, Susan Sideropoulos, Jeanette Biedermann und Maike von Bremen.
Nun erscheint Ihr Buch „Licht & Schatten – Das Geschenk der Gleichzeitigkeit“.
Susan Sideropoulos: Worum geht es? Letztes Jahr ist mein Papa gestorben. Ich hatte ein sehr schweres Jahr, habe aber für mich herausgefunden, wie schön die Gleichzeitigkeit ist, dass ich sehr wohl traurig und glücklich sein kann. Und ich habe das auf viele Situationen übertragen, weil mich auch viele Leute immer fragen, wie ich in diesen Zeiten immer noch so optimistisch durch die Gegend laufen kann.
Wie meinen Sie das?
Susan Sideropoulos: Wir erleben alle einen kollektiven Frust auf unserer Welt. Ohnmacht, Wut – die Politik durchhalten, Krieg durchhalten, Wirtschaftskrise durchhalten, das kranke Kind durchhalten. Also sind alle nur noch am Durchhalten. Ich frage mich: Wo ist unser schönes Leben geblieben? Ich erlebe eine Lebenszeit-Absitz-Kultur, mein Buch gibt einen Impuls, wieder beides wahrzunehmen, auch das Positive.
Fällt Ihnen das als Jüdin momentan nicht besonders schwer?
Susan Sideropoulos: Ich finde es immer interessant, dass man mich fragt: „Ja, wie geht es euch als jüdische Familie damit?“ Dann gebe ich die Frage immer ganz gerne zurück: „Wie geht es denn euch damit?“ Es ist meine Entscheidung, wie ich da drauf gucke. Also ich könnte mir den ganzen Tag die Medien angucken und frustriert und traurig und erschüttert sein. Oder ich schaue, was das wirklich mit meinem realen Leben heute, jetzt und hier zu tun hat. Ich frage mich dann, was ich wirklich effektiv ausrichten kann.

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Susan Sideropoulos mit Ehemann Jakob Shtizberg, und den Söhnen Joel (l.) und Liam. Das Foto wurde 2021 aufgenommen.
Und? Was können Sie ausrichten?
Susan Sideropoulos: Ich denke, das kann ich, indem ich z. B. bei Instagram ein bisschen Haltung zeige. Indem ich aufkläre über jüdisches Leben, was ich auch ganz gerne tue. Ich bin damit beschäftigt, meine Kinder angstfrei durchs Leben zu begleiten und ihnen trotz allem zu vermitteln, dass die Menschen im Großen und Ganzen gut sind. Dass die Bösen nur leider doch etwas lauter sind. Da brauchen wir eine positive Gegenbewegung.
Wie das?
Susan Sideropoulos: Wir sind so radikal geworden. Wir müssen wieder mehr ins Gespräch kommen, weg von der Polarisierung, weg von der Spaltung. Wir müssen Meinung und Mensch wieder mehr unterscheiden, auch wirklich akzeptieren, dass wir nicht alle einer Meinung sind, sein können oder sein müssen. Und trotzdem deswegen nicht einer gleich böse und einer gut ist.
Aber die Realität sieht anders aus.
Susan Sideropoulos: Ja, Polizei vor Kindergarten und jüdischer Schule war und ist für meine Kinder leider Normalität. Solange wir das brauchen, so lange haben wir noch einiges zu tun.
Susan Sideropoulos: Der Durchbruch kam mit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“
Als Tochter einer deutsch-jüdischen Mutter und eines griechischen Vaters wuchs Susan Sideropoulos (44) in Hamburg auf, studierte an der Stage School Hamburg Schauspiel, Tanz und Gesang. Von 2001 bis 2011 war sie die „Verena Kern“ in „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“. 2008 war sie nominiert als „Beste Schauspielerin“ beim Deutschen Comedypreis. Mit der Geburt ihres zweiten Sohnes 2011 verließ Susan Sideropoulos GZSZ, um sich fortan verstärkt anderen Haupt- und Episodenrollen zu widmen.
Sie moderierte viele TV- und Event-Shows (u. a. „Traumhochzeit“). 2018 gründete sie gemeinsam mit Marisa Nouvertné die Produktionsfirma „Summer Sisters Film“. Auch als Bestsellerautorin ist sie erfolgreich, am 25. Juni erscheint ihr drittes Buch, „Licht und Schatten – das Geschenk der Gleichzeitigkeit“ (NOW-Verlag). Seit 2005 ist sie mit ihrer Jugendliebe Jakob Shtizberg verheiratet, hat zwei Söhne. Die Familie lebt in Berlin.