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Neue SOKO-KommissarinFür diese Rolle schoss Mersiha Husagic scharf

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Die neue SOKO-Kommissarin Mersiha Husagic (l.) mit ihrer Kollegin Bianca Hein

München – Vom Flüchtlingsmädchen zur SOKO-Kommissarin! Mersiha Husagic (30) kam als Dreijährige mit ihren Eltern auf einem Asylantenschiff nach Hamburg - jetzt ist sie nach einem umjubelten Auftritt im Münster-Tatort und der Hauptrolle im Film „Vier kriegen ein Kind“ endgültig in Fernsehdeutschland angekommen. (Hier mehr zum „Tatort“ Münster mit Jan-Josef Liefers und Axel Prahl nachlesen.)

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Umjubelter Auftritt: Mersiha Husagic 2016 im Münsteraner „Tatort“. Da war ihr Haar noch kupferrot.

Am Montag startet sie als neue Kommissarin „Theresa Schwaiger“ in im ZDF-Kultkrimi „SOKO München“ (früher „SOKO 5113“, mit 41 Jahren Laufzeit die älteste SOKO). Im Interview erzählt sie uns mitreißend, wie sich das anfühlt.

Warum haben Sie bei der SOKO zugesagt?

„Als Kind habe ich häufig mit meinem Vater Krimi Serien geschaut, da waren die Kommissare große Vorbilder für mich, und da hab ich mir schon gedacht: Genau das möchte auch mal machen. Als dann die Anfrage kam, war die Freude groß, und als ich das Rollenprofil gelesen habe, dachte ich: Spannende Figur, eine starke und ehrgeizige Frau, die sich auch mal etwas übermütig in gefährliche Situationen begibt. Theresa Schwaiger kann sanftmütig und hart sein, diese beiden Gegensätze interessieren mich und machen die Figur komplex.“

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Mersiha Husagic mit ihrem SOKO-Team

Was verbindet Sie mit dem Job einer Kommissarin?

Der Wunsch nach Gerechtigkeit und der Reiz der Gefahr, und sich dieser auszusetzen, sind zwei wesentliche Punkte. Auf der menschlichen Ebene ist es mir als Kommissarin wichtig emphatisch zu sein, mich in die Menschen hineinversetzen zu können, um in Verhören beispielsweise die Wahrheit rauszubekommen, und da braucht jeder Mensch etwas anderes. Diese Empathie kann zum Verhängnis werden, wenn sich Theresa Schwaiger gefühlsmäßig zu sehr auf die Menschen und deren Schicksale einlässt. Dann überschreitet sie die professionelle Distanz und Grenze.“

Haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Anhand der Rollenbeschreibung habe ich mir eine Rollenbiografie überlegt. Ich habe mir Fragen gestellt und diese aus der Rolle heraus beantwortet. Das fängt mit Kleinigkeiten im Alltag an, wie trinke ich meinen Kaffee? Was mache ich als erstes am Morgen? Und geht in persönlichen Fragen über: wie gehe ich mit meinen Eltern um, wie ist unser Verhältnis? und  endet in den Fragen einer Kommissarin: wie sprechen ich mit jemanden im Verhör, wie reagiere ich in brenzligen Situationen, wie gehe ich mit Gefühlen gegenüber meinen Kollegen um. Letztendlich hören diese Fragen nie auf, und das ist das schöne an Serie, jeden Tag kommen Frage und Antworten am Set hinzu, die Arbeit an der Rolle Theresa Schwaiger hört nie auf. Unter anderem gab es Schießtraining mit richtigen Waffen und scharfer Munition. Mein Schwarzgurt in Taekwondo kam mir ebenfalls zu gute. Und zu guter Letzt gab es optisch ebenfalls eine Veränderung, von kupferroter Mähne zum kühlen blond.“          

Wie haben die Kollegen Sie aufgenommen?

„Sehr warm, sehr herzlich und offen. Am Set herrscht ein familiäres Gefühl, man spürt die lange Tradition. Die langen und vielen Drehtagen verbinden, man teilt gute und schlechte Momente. Das macht für mich das Arbeiten einer Serie unter anderem aus.“

Sie sind für die Serie nach München gezogen. Könnten Sie vorstellen, dort dauerhaft zu leben?

„Das Leben eines Schauspielers besteht nun mal aus Reisen und unterschiedlichen Wohnorten. Wir wohnen dort, wo wir spielen. Ein weiterer Grund, warum ich mein Zuhause nicht an einem Ort festlege, sondern an den Menschen, die mich umgeben.“

Sie haben schon gemeinsam mit ihrem Freund und Kollegen Niklas Heinicke vor der Kamera gestanden. Was ist daran anders als mit „normalen“ Menschen?

„Zu dem Zeitpunkt, als wir vor der Kamera standen, waren wir noch nicht zusammen. Nach Drehschluss sind wir uns erst privat näher gekommen. Was dann aber anders sein könnte, ist dass das tiefe Vertrauen zwischen uns, sich vor der Kamera wahrscheinlich übertragen würde. Für mich persönlich ist Vertrauen mit das Wichtigste am Set, denn dann kann ich erst mutig, natürlich und intuitiv handeln, ohne jedes Mal meine Taten überdenken zu müssen.“

Sie sind als Flüchtling mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Sehen Sie sich als Deutsche, als Bosnierin oder beides?

„In erster Linie bin ich ein Mensch. Ich definiere mich nicht über Nationalitäten. Aber man könnte schon sagen, dass beide Identitäten kulturell gesehen in mir stecken. Ich kenne die deutsche und die bosnische Kultur und lebe beides. Mein Herz hängt sehr an Bosnien und seinen Menschen, es zieht mich immer wieder dorthin, genauso, wie es mich immer wieder nach Hamburg ziehen wird, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, für eine bestimmte Zeit in einem ganz anderen Land zu leben. Ich finde viel wichtiger, was wir aus unserem Leben machen, was wir denken, wie wir mit uns und dem Planeten, auf dem wir leben, umgehen, denn wo wir geboren werden liegt nicht in unserer Hand.“

Wie sehen Sie die aktuelle Flüchtlingsdiskussion bei uns?

„Ich bin enttäuscht über die derzeitige Entwicklung, es wird diskutiert und nach einer perfekten Lösung gesucht, während Mauern gebaut werden und Menschen sterben. Ist Kontrolle wichtiger als Menschlichkeit geworden? Migration ist etwas, das es schon immer in der Geschichte des Menschen gab. Die Welt ist in Bewegung und wird es immer bleiben. Mal sind es die einen, mal die anderen.“

Was sagen Sie Menschen, die keine Flüchtlinge in Deutschland aufnehmen wollen?

„Flüchtlinge sind erstmal Menschen in Not. Menschen mit einem schweren Schicksal, keine abstrakten Zahlen oder Fakten. Hinter dem Menschen steht eine Geschichte, steht ein Leben, Gefühle wie Hoffnung und Verzweiflung. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass kein Mensch freiwillig seine Heimat, seine Familie, alles zurück lässt und sich auf einen lebensgefährlichen Weg macht. Wenn wir hinter dem Wort „Flüchtling“ wieder lernen, den Menschen und das Gesicht zu sehen, die traurigen oder hoffnungsvollen Augen, dann können wir uns emphatisch mehr mit den Menschen identifizieren und  möglicherweise besser verstehen, weshalb wir helfen müssen. Wenn es uns das aber nicht gelingt, emphatisch oder mitfühlend zu sein, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit.“