„Sing meinen Song“Als Eko Fresh sich an Sänger richtet, bricht der plötzlich in Tränen aus

Schauspieler und Sänger Emilio Sakraya (rechts) stand im Mittelpunkt der fünften „Sing meinen Song“-Folge.

Schauspieler und Sänger Emilio Sakraya (rechts) stand im Mittelpunkt der fünften „Sing meinen Song“-Folge.

In der fünften „Sing meinen Song“-Folge (Vox) stand Schauspieler und Sänger Emilio Sakraya im Mittelpunkt. Offen, ehrlich und später auch unter Tränen erzählte der 27-Jährige von seiner Familie und den Panikattacken, die ihn lange begleiteten.

Er war bisher die Überraschung der aktuellen „Sing meinen Song“-Staffel: Woche für Woche hat Schauspieler und Sänger Emilio seine Kollegen in Grootbos mit seinen stets ganz eigenen Interpretationen ihrer Songs beeindruckt. Sogar Special Guest Peter Maffay war vergangene Woche sprachlos und attestierte dem 27-Jährigen, dass er „Nessaja“ in die Neuzeit geholt habe. In der fünften Folge war Emilio nun selbst an der Reihe. „Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet“, sagte er zu Beginn. „Vielleicht hasse ich es auch. Aber zum Glück bin ich ja Schauspieler ...“

Für alle, denen Emilio Sakraya noch kein Begriff ist: Sein Kinodebüt gab er 2010 in dem Bernd-Eichinger-Film „Zeiten ändern dich“. In den folgenden Jahren war er unter anderem in mehreren „Bibi & Tina“-Filmen sowie Fatih Akins „Rheingold“ zu sehen. Zuletzt stand er für Star-Regisseur Roland Emmerich vor der Kamera.

„Sing meinen Song“: Von Herzschmerz und Mama

Neben der Schauspielerei schlägt Emilios Herz aber auch für die Musik. 2016 veröffentlichte er seine Debütsingle, mit seinem dritten Album „Blessings“ schaffte er es gerade in die Top Ten der deutschen Charts. Warum auch noch Musik, wollte Gastgeber Johannes Oerding wissen. „In der Musik spiele ich keine Rolle, da bin ich Ich. Da bin ich Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in einem.“ Folglich sind Emilios Songs sehr autobiografisch und ehrlich, wie in seiner „Sing meinen Song“-Folge deutlich wurde.

Sein Vater sei relativ früh nicht da gewesen, erzählte Emilio, lässig auf der Lehne der Couch sitzend. Er wuchs bei seiner Mutter in Berlin auf. „Ich war sehr aktiv und habe meiner Mutter, glaube ich, viele Nerven geraubt.“ Als er 17 war, hätten sie sich zu Hause nicht mehr ausgehalten. Er zog aus, um mit seiner Freundin zusammenzuziehen. „Wohnung gefunden, Couch und Tisch von Ikea – und auf einmal war diese Beziehung vorbei und ich saß alleine in dieser Wohnung. Das war echt eine sch... Zeit.“ Davon handelt der Song „Touché“, den Eva Briegel zu einer Juli-Rocknummer machte.

Gutes Team (von links): Johannes Oerding, Emilio, Joy Denalane, Tim Bendzko, Eva Briegel, Eko Fresh und Sammy Amara.

Gutes Team (von links): Johannes Oerding, Emilio, Joy Denalane, Tim Bendzko, Eva Briegel, Eko Fresh und Sammy Amara.

In „Roter Sand“ verarbeitete Emilio indes die Geschichte seiner Mutter, die als junge Frau alleine von Marokko nach Deutschland kam. „Meine Mutter hatte irgendwie einen sehr ähnlichen Traum wie ich, musste den aber aufgeben, um mich großzuziehen. Ich bin den dann weitergegangen für uns“, so Emilio. „Mich macht es stolz zu wissen: Ich kann der erste in diesem Familienstammbaum sein, der dafür sorgt, dass jeder immer was zu Essen auf dem Tisch hat.“

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Als Joy Denalane den Song zur Soul-Nummer machte, war Emilio sichtlich bewegt. „Meine Mama ist ein riesiger Joy-Denalane-Fan und ich glaube, sie wird da die eine oder andere Träne verdrücken. Das war wie ein Disney-Song. Ich habe meine Mama als Disney-Figur gesehen.“

Emilio spricht offen über Panikattacken

Glasige Augen bekam Emilio, als Tim Bendzko „Feuer“ sang. Es sei surreal, dass „der Typ, von dem ich die Lieder gesungen habe, als ich 14 war, einen meiner absoluten Lieblingssongs singt“, schwärmte Emilio. Johannes Oerding überraschte derweil, indem er Emilios ersten großen Hit „Ausmacht“ mit einem Rap-Part versah, und Emilio selbst brachte seine Kolleginnen und Kollegen mit seinem Song „Strawberry Eyes“ zum Tanzen.

Eko Fresh sorgte sogar dafür, dass der 27-Jährige in Tränen ausbrach.

Eko Fresh sorgte sogar dafür, dass der 27-Jährige in Tränen ausbrach.

So unbeschwert jener Song ist, so ernst wurde es danach: Sammy Amara von der Punk-Band Broilers hatte sich nämlich „Winter“ ausgesucht. Der Song entstand, als es Emilio „seelisch nicht so gut ging, wie es von außen aussah, mit all den Releases und Filmen“. Damals litt er nämlich unter Panikattacken. „Das war ganz komisch, ich bin mitten in der Nacht wach geworden und auf einmal war mir schwindelig. Ich kann das gar nicht beschreiben. Ich dachte, mir platzt gleich irgendwas im Kopf. Jetzt sterbe ich.“

Ein- bis zweimal am Tag habe er das Gefühl fortan gehabt. Erst, als er sich anderen Menschen öffnete, habe er verstanden, dass es sich um Panikattacken handelte. „Bei dem Song bin ich kleben geblieben, weil ich das alles verstehen kann“, sagt Amara. „Ich habe eine saisonal-affektive Störung, das heißt, dass es im Winter immer besonders knusprig ist, wenn ich das so sagen darf.“ Die Melancholie fördere aber auch etwas Kreatives in ihm. Amara verwandelte den Song in eine Western-Version im Stil von Johnny Cash.

„Sing meinen Song“: Emilio kullern Tränen die Wange runter

Und dann war da noch Eko Fresh. Er hatte sich „Bisschen allein“ ausgesucht. In dem Song geht es laut Emilio eigentlich um One Night Stands, doch weil Eko Fresh sich vor allem dann alleine fühlt, wenn er von der Bühne kommt, textete er den Song auf seine Familie um: „Kein Weg ist mir für euch zu weit / Von der Bühne ich fahr wieder heim“, rappte er, bevor er sich im Break direkt an Emilio richtete. „Ey Emilio, Bro, ich seh mich in dir. Aber ein kleiner Unterschied: Du kriegst das alles viel besser hin als ich damals. Aber ich kann dir sagen, was mir bei diesem Konflikt geholfen hat: Das war meine Familie.“ Bei Emilio ging daraufhin gar nichts mehr: Ihm kullerten große Tränen über die Wangen.

„Dich hat's voll erwischt, oder?“, erkannte Oerding. Emilio schnaufte nur noch und Eko Fresh ergriff noch mal das Wort. „Wir haben alle so ein Loch in uns, wir Künstler. Dann passiert es schnell, dass man zur Flasche greift oder auf dumme Gedanken kommt. Das hab ich zig mal in meinem Leben gehabt. Aber bei dir mache ich mir überhaupt keine Sorgen, weil du bist so straight. Ich hab das alles hinter mir gelassen und der Schlüssel war meine Family.“

So langsam hatte sich auch Emilio wieder gesammelt. „Das hat mich so doll berührt, wie du es gerade gemacht hast, weil ich das für mich auch gefunden habe und der Song, wenn ich ihn heute schreiben würde, so klingen würde. Und nicht mehr so, wie er ist“, sagte er. Klar, an wen die Protea für den Song des Abends ging. Tränen lügen schließlich nicht – selbst bei sehr guten Schauspielern. (tsch)