Karriereende in KölnSchlager-Ikone Vicky Leandros vor Abschied: „Werden Tränen fließen“

Sängerin Vicky Leandros bei ihrem Auftritt in Köln.

Vicky Leandros (hier am 13. Mai 2023) befindet sich derzeit auf großer Abschieds-Tournee.

Vicky Leandros möchte 2024 ihre Karriere nach über einem halben Jahrhundert auf der Bühne beenden. Zum Abschluss sprach die Sängerin noch einmal über ihre Pläne und den Abschied.

von Marcel Schwamborn (msw)

Sie hat weltweit über 55 Millionen Tonträger bei sagenhaften 500 veröffentlichten Alben verkauft und unzählige Auszeichnungen erhalten. Seit über einem halben Jahrhundert besingt Vicky Leandros (70) das Leben und die Liebe.

Im März startete sie ihre letzte große Konzerttournee mit drei ausverkauften Vorstellungen in der Hamburger Elbphilharmonie. Die Resonanz ist gigantisch. Deshalb muss die Sängerin immer weitere Zusatzkonzerte planen.

Vicky Leandros beendet ihre Tour am 1. Mai 2024 in Köln 

Für ihren Auftritt am 9. Oktober 2023 in der Kölner Philharmonie sind noch wenige Restkarten verfügbar. Tickets für das Zusatzkonzert am 1. Mai 2024 gibt es ab sofort. EXPRESS.de traf die Frau mit der unverwechselbaren Stimme zum Abschieds-Interview.

Wollen Sie das Motto „Aufhören, wenn es am schönsten ist“ wirklich durchziehen? Vicky Leandros: Geplant waren ursprünglich eigentlich 13, 14 Abschieds-Konzerte, aber die Nachfrage ist einfach so groß. Momentan sieht es danach aus, dass wir in Köln den großen Abschluss meiner Tournee feiern.

Haben Sie schon eine Vorstellung, wie Sie damit umgehen werden? Vicky Leandros: Wenn ich das Konzert in Köln beendet habe, werde ich sehen, wie ich mich fühle. Bin ich dann erleichtert? Falle ich ein tiefes Loch? Ich kann jetzt noch gar nicht sagen, wie es sein wird.

Gab es einen speziellen Moment, der Sie zu dem Entschluss gebracht hat? Vicky Leandros: Das kam eher aus meinem Gefühl heraus. Ich möchte die Bühne zu einem Zeitpunkt verlassen, an dem ich die Menschen noch erreiche und es am schönsten ist.

Sie singen selbst „Abschied tut weh, sage niemals, ich geh‘“. Vicky Leandros: Das war ein Liebeslied. Wir schauen mal, wie es mir gehen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das einfach so abhaken kann, mit einer Leichtigkeit. Da werden Tränen fließen.

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Ist Köln für Sie eine würdige Stadt zum Abschied? Vicky Leandros: Ich bin früher oft im Gürzenich aufgetreten. In Köln habe ich immer die besten Konzerte erlebt. Die Menschen stehen von der ersten Minute, das südländische Temperament bricht dann durch. Ich möchte das Publikum auch in bester Stimmung entlassen. Das soll kein melancholischer Abend werden, sondern positiv herzzerreißend.

Wie erklären Sie sich den Schlager-Boom insgesamt? Vicky Leandros: Der Schlager hat sich weiterentwickelt und ist moderner geworden. Mein Lied „Ich liebe das Leben“ gilt beispielsweise zu jeder Zeit. Das passt auf alle Situationen, spricht Mut aus, weiterzumachen, wieder aufzustehen und das Leben zu genießen. Ich freue mich, dass die jüngere Generation das Lied so mag. Das ist für mich etwas Besonderes.

Vicky Leandros beim Treffen mit Marcel Schwamborn.

Vicky Leandros sprach mit EXPRESS.de-Report-Chef Marcel Schwamborn über ihr Karriereende.

„Theo, wir fahr’n nach Lodz“ haben Sie in der Elbphilharmonie nicht gespielt. Mögen Sie das nicht mehr? Vicky Leandros: Wenn das Lied verlangt wird, als Zugabe, dann spiele ich es natürlich. Es ist ein sehr humorvolles Lied. Mein Konzertprogramm ist sehr abwechslungsreich, mit vielen Balladen, ich singe Griechisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Diesmal habe ich meine Herzenslieder ausgesucht. Zwischendurch erzähle ich aus meinem Leben.

Ein Musikportal hat Sie neulich als erfolgreichste deutsche Schlagersängerin gekürt, erfolgreicher als Helene Fischer. Vicky Leandros: Das mag von den Verkäufen her stimmen. Aber sie ist eine wunderbare Sängerin, zeitgemäß, frisch. Mich interessiert es nicht, ob ich Nummer eins, zwei oder fünf bin. Solche Vergleiche bringen mir nichts.

Vicky Leandros: Den ESC verfolgt die frühere Siegerin nicht mehr

Gibt es weitere deutsche Musik, die Sie gerne hören? Vicky Leandros: Jede Menge: Johannes Oerding, Clueso, Silbermond, Andreas Bourani, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Peter Maffay. Es gibt so viel gute deutsche Musik.

Sie haben 1972 den ESC für Luxemburg gewonnen. Nach 30 Jahren nimmt das Land 2024 wieder am Wettbewerb teil. Wäre das nicht ein krönender Schlusspunkt für Sie? Vicky Leandros: Das hätte mir noch gefehlt (lacht). In den vergangenen Jahren hatte ich immer selbst Auftritte an den Tagen, daher habe ich den ESC nicht verfolgt. Ich habe keinen so großen Bezug mehr zur Veranstaltung.

Vicky Leandros singt für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Edinburgh.

1972 gewann Vicky Leandros für Luxemburg den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ in Edinburgh

2020 waren Sie in der TV-Show „Masked Singer“ als Katze verkleidet dabei. Welche anderen Formate reizen Sie? Vicky Leandros: Gar keine. Als ich „Masked Singer“ sah, fand ich es spannend. Ich hatte gedacht, dass es Spaß macht. Aber es war doch schwierig, mit dieser Maske zu singen. Ich geriet jedes Mal in Panik, wenn ich da rein musste.

Haben Sie denn keine Angst vor Langeweile nach der Konzert-Karriere? Vicky Leandros: Ein paar karitative Konzerte werde ich noch geben, beispielsweise in der Kirche in Basthorst. Zudem bin ich Geschäftsfrau, werde noch ein zweites Kochbuch schreiben, vielleicht auch noch eine Biografie. Und dann habe ich ja auch noch Kinder und Enkel. Ich koche immer für sie, da kommen täglich die Bestellungen rein.