Robbie Williams hat das erste seiner sieben Deutschland-Konzerte gespielt. In Gelsenkirchen zeigt sich der Entertainer gut gelaunt und mit sich im Reinen. Eine Frau macht er besonders glücklich.
Robbie Williams auf SchalkeMegastar verrät Nippelgeheimnis und macht süße Liebeserklärung

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Die Haare sind inzwischen leicht ergraut. Dennoch setzt Robbie Williams immer noch ein wenig auf den Boygroup-Look, sei es auch nur im roten Unterhemd.
Die Menschen, die normalerweise die Veltins-Arena besuchen, hatten in der Zweitliga-Vergangenheit selten Anlass zur guten Laune. Doch am Mittwochabend (25. Juni 2025) erlebt Patricia endlich einen Abend für die Ewigkeit auf Schalke.
Die blonde Frau mit dem strahlenden Lächeln steht vorne am Steg in der ersten Reihe, trägt das orange S04-Auswärtstrikot der Saison 2003/04 und wird von Robbie Williams nach dem Song „Kids“ zielstrebig angesteuert.
Robbie Williams sorgt für ausverkaufte Schalker Arena
Ende Mai habe er sie bereits beim Konzert in Edinburgh ausgewählt, um ihr persönlich das Liebeslied „She’s The One“ zu widmen. Als ihm jedoch klar wurde, dass sie aus Deutschland kommt, war stattdessen „Debbie aus Dundee“ an der Reihe, verbunden mit dem Versprechen, das Ständchen nachzuholen.
Und wieder findet er die Frau – unter 60.000 euphorisierten Fans in der ausverkauften Arena. „Dich habe ich gesucht. Ich kann durch deine Augen und dein Lächeln direkt in deine Seele schauen. Daher habe ich dich nicht vergessen“, sagt der 51-Jährige mit verschmitztem Grinsen und stimmt den Riesenhit von 1997 an.
Kurz zuvor hat er noch, als jemand einen blau-weißen Schal auf die Bühne schmeißt, vom „FC Scheiße“ gesprochen. Trotzdem macht er an dem Abend nicht nur die Fans der Königsblauen glücklich. Was für ein spektakuläres Stadion-Konzert! Was für ein Entertainment!
Schon der Auftakt legt die Messlatte wahrlich astronomisch hoch. Im weißen Raumfahrer-Anzug kommt der Megastar auf die Bühne und singt seinen einzigen neuen Song des Abends, „Rocket“. Danach hebt er zur Bühnendecke ab und lässt sich kopfüber wieder abseilen. Die acht Tänzerinnen helfen ihm aus dem Overall und enthüllen das nächste Outfit: rote Jogginghose und enges Unterhemd. Ein beherzter Griff ins Gemächt, dann zündet zu „Let Me Entertain You“ die große Party.

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Im weißen Astronauten-Anzug startete Robbie Williams zum Song „Rocket“ sein Konzert in Gelsenkirchen.
Zum dritten Mal seit 2003 und 2013 macht er Station in Gelsenkirchen. Der Name – „oder wie der verfluchte Platz hier heißt“ – macht ihm beim Aussprechen immer noch leichte Probleme. Aber er weiß, in welchem Land er ist: „Germany – ich liebe euch“. Die Haare des größten Popsängers der 2000er-Jahre sind inzwischen leicht ergraut. Dafür ist er nach turbulenten Jahren mit sich im Reinen.
„Ich habe einen Traum: Ich will der beste Entertainer der verdammten Welt sein. Michael Jackson hat gesagt, er ist der ‚King of Pop’. Ich will der ‚King of Entertainment‘ sein“, ruft er in die Menge, „es muss auch niemand dafür bei mir übernachten“. Die Massen spielerisch dirigieren und dabei auch noch witzig sein, das kann er. „Ihr müsst lauter sein als die Fans in Berlin, Hamburg und Köln“, animiert er den Schalke-Anhang. Dabei ist dieser Abend der erste von sieben in Deutschland auf dieser Tour.

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Kopfüber am Seil hängend ging es für Robbie Williams auf die Bühne, ehe er „Let Me Entertain You“ sang.
Bei „Monsoon“ fliegt der erste BH auf die Bühne. Schnell geht er auf Tuchfühlung mit den Fans in den ersten Reihen. „Ich nenne das meinen Covid-Moment“, lacht er. „Ich bin erkältet. Wenn euch in zwei Tagen auch die Nase läuft, denkt an mich“. Zwei Stunden dauert die Robbie-Williams-Show und die bietet zwischen den Liedern viel Zeit für Plaudereien.
Immer wieder rutschen ihm doch Erinnerungen an früher raus. Ängste, posttraumatische Belastungsstörung nach der Take-That-Zeit, Depressionen, Drogen – ein wenig Selbsttherapie muss sein. „Habe ich nicht die beste Zeit hinter mir? Bin ich nicht einfach ein fetter Tänzer von Take That“, fragt er und erntet natürlich begeisterten Jubel.
Zwischendurch streut er eine bewegende Liebeserklärung an seine Familie ein. Seit knapp zwei Jahrzehnten ist er mit Ayda Field zusammen. Sie sorgte mit den gemeinsamen Kindern Theodora „Teddy“ Rose, Charlton „Charlie“ Valentine, Colette „Coco“ Josephine und Beau Benedict Enthoven für einen mentalen Neustart des Künstlers.
„Ich war vielleicht laut, vielleicht erfolgreich, aber komplett ‚lost‘. Doch dann kamen die Kinder, eins nach dem anderen, mit ihren kleinen Händen und ihrem großen Herzen. Sie interessieren sich nicht für Charts und Auszeichnungen. Sie haben nicht einen Popstar gerettet, sondern eine Person. Sie haben mir einen Grund gegeben, auf dieser Erde zu bleiben. Meine Kinder, meine Familie haben nicht nur alles verändert, sie sind alles für mich“, schwärmt er und stimmt „Love My Life“ an.

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Die Stadt Gelsenkirchen hatte am Mittwoch den Heinrich-König-Platz zu „Robbies Revier“ gestaltet. Dort gab es Klebetattoos, Merchandise und Musik. Sandra (l.) und Nicole machten ein Erinnerungsfoto.
Zu „The Road to Mandalay“ spaziert er zur kleinen Bühne in der Hallenmitte. „Ich habe solch eine ‚C-Stage‘ bei Coldplay gesehen. Deshalb wollte ich das auch, jetzt habe ich sie. Ich wollte auch die leuchtenden Armbänder, die Coldplay immer verteilt. Mein Manager sagte, dass das zehn Euro pro Person kostet. Fuck you! Dann nehmt doch einfach eure iPhones“.
Thomas Rylance, Sänger der britische Indie-Rock-Vorband The Lottery Winners, kommt hinzu und stimmt ein paar Robbie-Lieder auf der Akustikgitarre an. In dem Moment wird deutlich, dass einige Songs des Megastars schnell wieder in Vergessenheit geraten sind. Bei „Let Love Be Your Energy“ und „Sexed Up“ singen wenige mit, bei „Candy“ kämpfen sie mit dem Text.

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Fans von Robbie Williams haben sich vor dem Konzert ein Klebetattoo machen lassen.
Also muss wieder etwas Spaß her. „Meine Nippel stehen den ganzen Tag“, sagt er und krault sich an den Brustwarzen. „Obwohl mir wahrlich nicht kalt ist. Ich bin auch nicht erregt, ich bin schließlich über 50, das war ein 90er-Jahre-Ding“, witzelt er weiter. Zurück auf der Bühne gibt es noch ein Thema: „Es gibt das Gerücht, dass mich durch meine ganze Karriere begleitet: dass ich schwul sei“.
Er habe seinen Frieden damit gemacht. „Nur weil ich bei Partys mitten im Raum stehe und jeden Song mitsinge, auch wenn ich den Text nicht kenne. Ich versuche nicht krampfhaft cool zu sein“, sagt er, trägt dabei eine pinke Tüll-Stola, stimmt Frank Sinatras „My Way“ an und zeigt auf der Leinwand Fotos seiner Kinder.
Robbie Williams: Neues Album „Britpop“ erscheint im Herbst
Mit „Feel“ und der Hymne „Angels“ schickt er sein Publikum in die Nacht (und ins übliche Verkehrschaos). „Möchtet ihr weiterhin alt mit mir werden?“, hat er die Menge noch gefragt. Die Antwort ist lauter Jubel.
15 Nummer-eins-Erfolge hat er bereits gefeiert. Im Herbst erscheint sein neues Album „Britpop“. Auch wenn das nicht die Menschen elektrisieren sollte, bleibt ihm immer noch die Erkenntnis, dass er ein Stadion beeindruckend lässig glücklich machen kann – selbst die Schalke-Fans.