Kabarettist Maxi Schafroth haucht Pumuckl neues Leben ein. Mit uns hat er über CSU-Einsätze, die „Faszination Bayern“ und das Rheinland gesprochen.
Nach Tod von Hans ClarinDer Mann, der Pumuckl seine Stimme gibt

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Einer, der den Schalk im Nacken hat: Maxi Schafroth leiht dem kleinen Pumuckl wieder seine Stimme. Das wird garantiert eine Gaudi.
Cheforganisator des Konklave im Vatikan, Stimmungskoordinator beim Kleinen Parteitag der CDU, Sendbote von Robert Habeck bei der Grünen Jugend: drei Aufgaben – ein Mann. Maxi Schafroth (40), der das alles für die ARD-Satire-Sendung „extra 3“ mit Bravour erledigte.
Jetzt kommt ein Kino-Job hinzu: Der Allgäuer Kabarettist ist die Stimme des unsterblichen Kobolds im Kinofilm „Pumuckl und das große Missverständnis“ (ab 30. Oktober in den Kinos). EXPRESS.de erklärt er, wie er das hinbekommen hat.
Maxi Schafroth: Pumuckl ist ein bayrisches Denkmal
Sind Sie eigentlich mit dem „Pumuckl“ groß geworden - oder war er für Sie eine ganz neue Figur?
Maxi Schafroth: Der Pumuckl war Begleiter meiner Kindheit, so wie Michel aus Lönneberga und Pippi Langstrumpf. Viel mehr gab es für uns Kinder sowieso nicht im TV, wir sind sehr sparsam mit dem Fernsehkonsum erzogen worden. Die spätere Reizüberflutung durchs Privatfernsehen kam bei uns im Allgäu nicht an, wir hatten kein Kabel-Fernsehen und keine Satellitenschüssel auf dem Dach. Wenn wir was sehen wollten, mussten wir die Antenne, die im Wohnzimmer neben dem Fernseher stand, dahin drehen, wo wir Empfang hatten.
Für einen Kabarettisten ist es ungewöhnlich, Pumuckl seine Stimme zu leihen. Was dachten Sie, als Sie das Angebot erhielten?
Maxi Schafroth: Ich war zunächst skeptisch. Der Pumuckl ist ein bayrisches Denkmal, und ich fragte mich, ob man da dran schrauben oder was verändern darf. Ich glaubte erst, da könne ich nur verlieren.
Doch Sie haben Ihre Meinung geändert. Wie kam's?
Maxi Schafroth: Beim Lesen der Drehbücher wurde ich sehr berührt von diesen neuen Geschichten, die viel von dem haben, was die Leute, die einst den Pumuckl erfunden hatten, wollten, und was ich noch von den ersten Büchern, Hörspielen, Schallplatten und Kassetten kannte. Ich merkte, dass das respektvoll weitergeführt werden sollte.

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„Pumuckl und das große Missverständnis“ ist ab Ende Oktober im Kino zu sehen. Mit Florian Brückner als neuem Meister Eder.
Regisseur ist Markus H. Rosenmüller, mit dem Sie oft zusammenarbeiten. Was verbindet Sie?
Maxi Schafroth: Er führt souverän, lässt trotzdem zu, dass was Neues, Ungeplantes entsteht. Er sagt nicht: „Ich bin der Chef und möchte alles neu erfinden“. Sondern: „Ich erkenne, was da ist, und das führe ich weiter. Ich setze höchstens mal eine kleine Note drauf.“ Deswegen schaut der Pumuckl bei uns noch aus, wie er früher ausgeschaut hat und spricht auch fast so.
Sind Sie im Film in Ihrer normalen Sprache zu hören? Oder hören Sie sich wie der verstorbene Hans Clarin an?
Maxi Schafroth: Die Stimme musste so gut wie möglich an die von Hans Clarin rankommen. Das hinzubekommen, ohne mit einer Stimmbeschädigung rauszukommen, war viel Arbeit. Ich habe Stimm-Coaching gehabt und mich in die Originalstimme reinfuchsen müssen. Letzte Feinheiten hat dann ein Sound-Designer erledigt. Es ist kurios – manchmal hört es sich an, als hätte ich den Pumuckl gemeinsam mit Hans Clarin gesprochen.
Es heißt, Sie hätten nicht nur gesprochen, sondern auch mitgespielt. Dabei sind Sie gar nicht zu sehen …
Maxi Schafroth: Stimmt, ich war jeden Tag als Pumuckl im Einsatz, ich habe ihm das Leben eingehaucht.
Das müssen Sie bitte erklären!
Maxi Schafroth: Ein Beispiel: Wenn Eder an seiner Werkbank arbeitet, spricht er im Film mit Pumuckl, der weiter hinten in seiner Schaukel ist. Beim Dreh ist da aber kein Pumuckl, der wird erst später animiert. Dafür stehe ich – unsichtbar für den späteren Zuschauer – direkt neben der Schaukel, knapp außerhalb des Bildrands. Eder spricht in meine Richtung, ich antworte mit der Pumuckl-Stimme und bewege mich so, wie es später vom Pumuckl zu sehen ist. Ich muss das machen, denn jede körperliche Bewegung verändert die Stimme.

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Mit seinem Gitarristen (und Hofnachbarn) Markus Schalk ist Maxi Schafroth (links) auch wieder auf der Bühne unterwegs.
Besonders populär sind Sie durch die TV-Kabarettsendung „extra 3“ geworden, in der Sie oft große Veranstaltungen wie z. B. Parteitage ohne Respekt und Ängste aufmischen und die Politiker und ihre Fans auf die Schippe nehmen. Im Rheinland sagt man: „Der Maxi ist einer, der ist vor nix fies!“ Wie kam es dazu?
Maxi Schafroth: Zuerst war es ein Anruf aus der „extra 3“-Redaktion: „Du, Maxi, ihr habt in München doch gerade den CSU-Parteitag. Nimm doch mal dein Radl, fahr hin und verbreite ein bisschen gute Laune“. So ist es geboren, dass ich in die Parteiveranstaltungen platze und für gute Laune sorge, allerdings eher bei den „extra 3“ - Zuschauern, weniger bei den Parteitagsbesuchern.
Sie treten offensichtlich besonders gern bei CSU-Veranstaltungen auf. Was schätzen Sie da als Kabarettist?
Maxi Schafroth: Naja. Bei der CSU, da ist schon so viel unfreiwillige Komik im Raum, da muss ich nicht mehr viel machen. Dieses Schulterklopfende, dieses sich in Lodenkitteln zufrieden Umarmende. Wenn ich mich dann als Gast auch so verhalte, zweifeln die Leute nicht daran, dass ich einer von ihnen bin. Es ist schön, die Menschen, die man meistens in der Souveränität sieht, aufs Glatteis zu führen. Das ist ja auch das Pumuckl-Prinzip: Wenn Leute sich zu ernst nehmen, dann hagelt es Schabernack.
Gibt es für Sie auch Grenzen?
Maxi Schafroth: Ja, auf AfD-Veranstaltungen habe ich keine Lust, meinen Humor zu präsentieren. Außerdem hätte ich auf solchen Veranstaltungen ehrlich gesagt Angst vor der einen oder anderen Handgreiflichkeit. Humor und Aggressivität vertragen sich nicht. Ich bleibe lieber bei den Leuten, die letztlich noch alle Sinne beieinander haben.
Müssen Sie für diese Auftritte lange üben?
Maxi Schafroth: Geht so. Natürlich muss man improvisieren können, und sich die DNA der jeweiligen Partei oder des jeweiligen Jobs und ihren Sprech draufschaffen. Da bin ich sehr froh über meinen breitgefächerten Freundeskreis, aus dem ich immer einiges aufsaugen kann. Außerdem habe ich mir im Laufe meines Lebens wichtige Standbeine geschaffen …
Welche meinen Sie?
Maxi Schafroth: Ich habe eine seriöse Bank-Ausbildung hinter mir. Dann habe ich in einer Bank gearbeitet, und schließlich kam die Schauspielschule. Das waren völlig unterschiedliche Welten, in denen ich viele Archetypen beobachten konnte. In die versetze ich mich und springe hin und her.
Maxi Schafroth: Im Rheinland geht man höheres Tempo
Ihr aktuelles Kabarett-Programm heißt „Faszination Bayern“. Was fasziniert Sie an Bayern?
Maxi Schafroth: Dass die Leute sich in Bayern so wahnsinnig ernst nehmen. Deswegen floriert da das Kabarett so toll. Die Filz- und Lodenfraktion ist allgegenwärtig, und man wird immer inspiriert.
Ist Ihr Kabarett-Publikum in Deutschland überall gleich?
Maxi Schafroth: Nein, es ist total unterschiedlich. Vor allem in der Art des Humors. In Sachsen, im Allgäu, in der Schweiz z. B. fällt mir auf, dass ich sehr skurril werden kann und die Leute mit absurdem Humor super mit gehen, sehr verschroben. In Alt-Bayern wartet man eher brav auf die Pointe, da muss der Schenkelklopfer kommen.
Und im Rheinland?
Maxi Schafroth: Da ist das Tempo höher. Das ist kurios, aber es wird irgendwie bei euch eine höhere Sprechgeschwindigkeit gefordert. Dann ist das Programm zehn Minuten kürzer als anderswo. Wenn ich danach zurück ins Allgäu komme, werde ich immer vom Publikum ermahnt: „Sprich nicht so schnell, Maxi. Du bist hier nicht in Köln“!
Am 16. November treten Sie in Düsseldorf mit den Düsseldorfer Symphonikern wieder in „Schafroth geht ins Konzert“ an. Was passiert da?
Maxi Schafroth: Das kann man in wenigen Worten sagen: Ich darf in einer ernsten Atmosphäre maximal unernst sein und alle machen mit. Das macht Riesenspaß in der Düsseldorfer Tonhalle. Meine ganze Allgäuer Verwandtschaft war beim letzten Mal da, und wenn die lachen, dann heißt das was.
Was kommt dann?
Maxi Schafroth: Ich darf an den Münchner Kammerspielen inszenieren, ein Stück, dass ich gemeinsam mit einem Freund geschrieben habe. Es geht um den Wachstumsdruck in der Landwirtschaft und das Motto: „Wachse oder weiche – wer nicht vergrößert, hat keine Chance“. Wir bauen einen schönen Konflikt auf, zwischen Demeter-Bauern, konventionellen und verirrten Münchnern, die zum Detoxen ins Allgäu kommen und sehr schlau daherreden. Außerdem gibt's dazu rauen Allgäuer Blues von meinem Hofnachbarn Markus Schalk.
Spielen Sie auch mit?
Maxi Schafroth: Klar. Ich mache alles.
Maxi Schafroth: Fastenredner auf dem Nockherberg
Maximilian „Maxi“ Schafroth (geboren am 1985 in Memmingen), aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof im Allgäu. Nach dem Schulabschluss machte er eine Bankkaufmann-Lehre. 2007, parallel zur Tätigkeit als Bankangestellter, entwickelte er sein erstes Kabarett-Programm. 2009: Premiere von „Faszination Allgäu“. Seit 2012 ist er bundesweit auf Tournee.
Seit 2016 ist er mit seinem Soloprogramm „Faszination Bayern“ unterwegs. 2011 feierte er sein Kinodebüt in „Sommer der Gaukler“ (unter Regisseur Marcus H. Rosenmüller). 2012 war er Assistent der Münchner „Tatort“-Kommissare Batic und Leitmayr. Regelmäßig hat er Auftritte in der TV-Kabarettsendung „extra 3“. Von 2019 bis 2025 war er Fastenredner beim traditionellen bayrischen „Derblecken“ auf dem Nockherberg. Seit 2023 spricht er „Neue Geschichten vom Pumuckl“ (RTL+).

