HaPIPPI Birthday zum 80.!Es gibt sie wirklich – wir zeigen die echte Pippi Langstrumpf (und noch viel mehr)

Inger Nilsson im Film 1968

Mit roten Zöpfen, ansteckendem Lachen und dem frechen (pipimachenden!) Affen „Herr Nilsson“ eroberte die Film-Pippi alias Inger Nilsson Millionen Kinderherzen.

Pippi Langstrumpf wird  80 – und doch keinen Tag älter. Dabei gäbe es den frechen Rotschopf ohne eine Lungenentzündung gar nicht! Verblüffende Fakten über Pippi.

von Stefanie Monien  (smo)

„Ja, die Zeit vergeht, und man fängt an, alt zu werden. Im Herbst werde ich zehn Jahre alt, und dann hat man wohl seine besten Tage hinter sich.“ Ach, Pippi, wenn eine ihre allerbesten Tage immer vor sich hat, dann bist du das: Seit 80 Jahren voll übermütiger Fantasie, frechem Freiheitsgeist und unerschütterlicher Unerschrockenheit. HaPIPPI Birthday, Fräulein Langstrumpf!

Jetzt wird sie also 80 Jahre alt, die Efraimstochter aus der Villa Kunterbunt, die mehr Flausen im Kopf als Goldstücke im Koffer hat. Die bei, so formulierte es Astrid Lindgren einmal, „Zusammenstößen mit großen Leuten immer das letzte Wort behält“. Am 21. Mai ist offizieller Pippi-Geburtstag, denn an diesem Tag, genauer gesagt am Pfingstmontag 1934, wurde Astrid Lindgrens Tochter Karin geboren, für die die Pippi-Geschichten erschaffen wurden.

Pippi Langstrumpf: Ein Bestseller – und bis heute aktuell

1945 wurde es in Schweden erstmals verlegt, im Herbst 1949 kam das erste Pippi-Buch dann zu uns. Es hatte 207 Seiten, war in Halbleinen gebunden und kostete 2,80 Mark. Und Pippis deutscher „Adoptivvater“ hieß nicht Efraim und war König der Südsee, sondern hörte auf Friedrich Oetinger und war Verleger in Hamburg. Er war auf der Suche nach neuen Impulsen, und dem Rat eines Freundes folgend, aus dem Nachkriegsdeutschland nach Schweden gereist, wie es Micke Bayart in seinem Buch „Als Pippi nach Deutschland kam“, beschreibt.

Im Buchladen „Kungsbokhandeln“ in Stockholm berichtete ihm ein Buchhändler von dem großen Kinderbucherfolg und bot an, ein Treffen mit der Autorin zu arrangieren. Wenige Minuten später saß Oetinger Astrid Lindgren gegenüber – die hoffte, ihre Pippi auch in Deutschland bekannt zu machen.

Fünf Verlage hatten das Buch zuvor schon abgelehnt. Astrid Lindgren erinnerte sich Jahre später an dieses Treffen: „Herein trat ein bescheidener Herr (...), nach einem erfolgreichen Verleger sah er nicht gerade aus. Er war in der Tat recht dürftig gekleidet, aber während dieser ersten Nachkriegsjahre war es wohl in Deutschland nicht so leicht, elegant zu sein.“

Aber leichten Herzens sagte sie Oetinger die Kaufoption zu – Pippi wurde auch in Deutschland zum Renner, die Kritiker überschlugen sich, z. B. die „FAZ“ (1950): „Da müssen die Schweden daherkommen und uns zeigen, wie man das köstlichste Kinderbuch der Welt macht!“ Im Nachkriegsdeutschland leistet Pippi emotionale Aufbauhilfe: Sie kümmert sich um Kinderseelen. Und um die von Erwachsenen, die sich ein bisschen Kind in sich bewahrt haben. Und das bis heute. Wenn das mal keine Lebensleistung ist, liebe Pippi!

Es gibt sie wirklich! Das ist die echte Pippi Langstrumpf

Astrid Lindgrens Tochter Karin (heute 90) kuriert 1941 eine Lungenentzündung aus, langweilt sich und bittet die Mama, ihr von Pippi Langstrumpf zu erzählen; den Namen hatte sich die Siebenjährige spontan ausgedacht – so entspinnt Astrid Lindgrens kreativer Geist das Geschichten-Geflecht rund um das rothaarige Mädchen.

Und das Vorbild für Pippi kennt Lindgren: Zu Karins Kindergeburtstag 1941 ist auch Sonja Melin (damals 7) eingeladen. Lindgren erinnert sich: „Sie wirbelte herum, so voller Leben. Und als ich sie sah, dachte ich: Das hier ist meine Pippi, und so herrlich rothaarig ist sie auch.“ Erst als Sonja 15 ist, eröffnet ihr Astrid Lindgren, dass sie Vorbild für Pippi ist.

Sonja Melin

Sonja Melin (†89) war eine Freundin von Astrid Lindgrens Tochter Karin und das Vorbild für Pippi Langstrumpf. Das Foto zeigt sie 2005, Sonja Melin verstarb 2023.

Im Gespräch mit Autor Micke Bayart blickt Sonja Melin, die als Obstverkäuferin in den Stockholmer Hötorgshallen tätig war, zurück: „Was hatten sie für ein schönes Zuhause! Sie hatten eine Badewanne und eine Heizung (...). Ich war sehr viel bei Astrid daheim, denn sie gab mir Trost, als meine Mutter starb (...).“ Alle Lindgren-Bücher habe sie „natürlich“ gelesen: „Meiner Meinung nach ist Michel in der Suppenschüssel das beste. Es ist so lustig, wie er Ida an einer Fahnenstange hochzieht.“ Aber „auch Pippi gehörte zu meinen Favoriten. Ich fand sie toll, weil sie ein anderes Mädchenbild verkörperte.“