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Moulin RougeCancan, Stars und fiese Fürze: Der Reiz der „roten Mühle“

Doriss-Girls mit Tänzerin Morgan Kenny (Mitte) 2011 im Moulin Rouge.

Nackte Haut und gelenkige Beine: Die Doriss-Girls 2011 bei einer ihrer Shows im legendären Moulin Rouge.

In Köln ist „Moulin Rouge! Das Musical“ seit der Galapremiere am 6. November 2022 in aller Munde: Und so verrückt, frivol und voller Emotionen wie das Musical kommt auch das Pariser Original daher. 

von Stefanie Monien (smo)

Es hat 133 Jahre auf dem Buckel, kommt aber immer noch so frisch-frivol daher, als hätten Joseph Oller und Charles Zidler das wohl berühmteste Varieté der Welt eben erst eröffnet. Und im Moulin Rouge – postalische Adresse 82 Boulevard de Clichy, 75018 Paris – wurden Legenden geboren und Sittengemälde gemalt. Der Reiz der roten Mühle lockt bis heute.

Aber was hat eine doch eher bodenständige Mühle im Rotlichtviertel rund um den Place Pigalle, der laut Schlagerbarde Bill Ramsey „größten Mausefalle von Paris“, verloren?

Moulin Rouge und Montmartre: Vom Bauerndorf zum Sündenpfuhl

Im 18. Jahrhundert war Montmartre ein beschauliches Dörfchen östlich von Paris. Weit weg von der Enge der Großstadt wurde Wein angebaut, außerdem gab es erhebliche Gipsvorkommen. Zahllose Mühlen, die den Gips zerkleinerten, drehten ihre Flügel dort im Wind.

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In diese Idylle platzten immer mehr Menschen: Künstler, die Inspiration suchten, Wohlhabende, die frischere Luft atmen wollten. 1859 wurde Montmartre eingemeindet, es bildet mit den ehemaligen Dörfern La Chapelle und Clignancourt den 18. Pariser Stadtbezirk (Arrondissement).

1889 gründeten die Unternehmer Joseph Oller und Charles Zidler das Moulin Rouge – es wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Bohème. Der umtriebige und wettverrückte Oller soll den Totalisator erfunden haben, mit dem sich Gewinnhöhen bei Pferdewetten bestimmen lassen.

Mit dem Moulin Rouge – das erste elektrifizierte Gebäude in Paris – jedenfalls erfand er eine Gelddruckmaschine: Es lockten Tänzerinnen wie „La Goulue“ („die Gefräßige“; 1866–1929), die bürgerlich Louise Weber hieß und nach ihrer Tanzkarriere Raubtierdompteurin wurde. Oder Mistinguett (1875–1956; eigentlich Jeanne Florentine Bourgeois): Die damals höchstbezahlte Tänzerin der Welt ließ 1919 ihre Beine für 500.000 Franc versichern. Sie wurde nach dem Wiederaufbau des Moulin Rouge (ein Brand hatte das Varieté 1915 beinahe komplett zerstört) in den 1920er Jahren Co-Direktorin, Hüterin der Federboas und fliegenden Röcke.

Bis heute ist das sexy „Beine-Schleudern“ beim Cancan ein Publikumsmagnet im Moulin Rouge, perfektioniert von Ballettmeisterin Doris Haug (†87) aus Stuttgart: Sie erfand die „Doriss Girls“, leitete 43 Jahre lang die Geschicke der Truppe. Zum 125. Jubiläum 2019 warfen die Tänzerinnen ihre Beine binnen 30 Sekunden 29-mal in die Luft: Guinness-Rekord!

Sittenwächtern galt der bereits um 1830 in Paris entstandene Cancan als unmoralischer Dorn im Auge, wurde zwischenzeitlich gar verboten. Und das, obwohl Jacques Offenbach 1859 die wohl berühmteste Musik dazu schuf: In der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ erklingt der „Höllen-Cancan“. Der ließ auch Schulkindern in Deutschland zwischen 1979 und 1989 schmissig die Ohren klingeln: Der offenbachsche Cancan war Titelmusik vom ZDF-Ferienprogramm, moderiert u.a. von Anke Engelke. Erinnern Sie sich noch? „Hallo! Leute, es sind Ferien! Alle machen blau von Flensburg bis nach Oberammergau ...“

Nackte Tatsachen: Die Rekorde des Moulin Rouge

Das verblüffende Varité wartet mit so machnen Rekorden und Fakten zum Staunen auf. Im Moulin Rouge ...

  • ... besuchen 600.000 Zuschauer im Jahr die Shows – 97 Prozent Auslastung
  • ... knallen 240.000 Champagnerkorken im Jahr, das Varieté ist der weltgrößte „Schampus-Süffler“
  • ... beginnen die Namen aller Shows traditionell mit dem Buchstaben „F“, z.B. „Frou-Frou“, „Frisson“ oder das seit 1999 laufende Programm „Féerie“
  • ... gibt’s 60 Doriss-Girls mit dem Gardemaß 1,75 Meter (die Doriss-Boys sind 1,85 Meter groß)
  • ... fand der kleine (1,63 Meter) große Maler und Bohème Henri de Toulouse-Lautrec eine zweite Heimat, versäumte keine Show
  • ... wuseln rund 455 Mitarbeiter aus 14 Nationen herum
  • ... sind mehr als 1000 Kostüme und 800 Paar Schuhe im Fundus

„Moulin Rouge! Das Musical“ in Köln: So kommen Sie an Karten

Tickets für „Moulin Rouge! Das Musical“ in Köln werden ausschließlich über die offizielle Webseite www.moulin-rouge-musical.de verkauft, dort finden Sie auch sämtliche Vorstellungs-Termine.

Und die Show dürfte so ziemlich das Spektakulärste sein, was die Gäste im Kölner Musical Dome je gesehen haben. Vom pompösen Interieur – inklusive blauem Elefanten – bis hin zu den Gesangs- und Tanzprofis auf der Bühne wie Sophie Berner und Riccardo Greco, die am 6. November 2022 umjubelte Gala-Premiere feierten: Henri de Toulouse-Lautrec (†1901), der glühendste Verehrer des Moulin Rouge, wäre hingerissen!