„Lasse hier die Bombe platzen“Moderatorin bricht im Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ endlich ihr Schweigen

Gaming-Expertin Phylicia Whitney (r.) neben Karen Heinrichs im Sat.1-Frühstücksfernsehen am 9. Mai.

Gaming-Expertin Phylicia Whitney (r.) neben Karen Heinrichs im Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ am 9. Mai.

Lange hat sie es zurückgehalten, nun endlich bricht sie ihr Schweigen: Phylicia Whitney hat im Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ die Bombe platzen lassen. 

von Martin Gätke  (mg)

Für das Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ ist sie vor allem als Gaming-Expertin vor der Kamera zu sehen, spricht über alle aktuellen Spiele oder besucht Gaming-Messen. Doch am Freitagmorgen ging es im „Frühstücksfernsehen“ erst einmal nur um sie – denn sie hatte ein sehr privates Anliegen.

Aus Angst vor Anfeindungen hielt Phylicia Whitney ihr Privatleben lange zurück. Doch nun bricht „Flitzi“, wie sie liebevoll in der „Frühstücksfernsehen“-Familie genannt wird, ihr Schweigen. „Sie ist ganz, ganz dolle aufgeregt“, leitet Moderatorin Karen Heinrichs neben ihr ein.

„Ich lasse hier die Bombe platzen“

Und dann erklärt Whitney: „Ich bin lesbisch. Das ist somit mein Coming-out, ich lasse hier die Bombe platzen.“ Sie habe sich über viele Jahre verstecken müssen, vor allem in der männerdominierten Gaming-Branche, „wo man viel mit Frauenfeindlichkeit und Homophobie zu kämpfen hat“, erzählt die Moderatorin weiter. 

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Sie selbst habe sehr darunter gelitten, erklärt sie weiter, bis hin zu einer Depression. „Ich habe die letzten Jahre den Gaming-Markt beobachtet und habe gesehen, da ist eine Entwicklung. Es wird immer bunter. Und deswegen habe ich jetzt den Mut gefasst, um mir meine Identität zurückzuholen.“ Was für ein schöner, mutiger Schritt!

Whitney war neben Sat.1 auch für den SWR in Mannheim tätig, als Live-Moderatorin für „SWR Aktuell“, aber auch für das Radio. Sie schreibt für „Chip Gameware“, die „Gameswelt“, „Gamepire“. Für einige Zeit moderierte sie auch bei „Inside eSports“ auf Sport1. 2017 kürte sie „Gameswirtschaft.de“ als eine der zehn wichtigsten Frauen der Gaming-Medien.

„Jetzt möchte ich Menschen vor allem Mut machen“

Gegenüber „Queer.de“ führt Whitney weiter aus, wie es zu dem mutigen Schritt kam und geht näher auf die Homophobie im Gaming-Bereich ein. Man werde aus männlicher Perspektive „fetischisiert“, sagt sie. „Man wird doppelt marginalisiert, nicht ernst genommen. Zum einen ist man dann immer die Frau, zum anderen aber auch noch die Lesbe. Dann wird man in diese Männerrolle reingedrückt, weil man als lesbische Frau als Mann gesehen wird. Egal, wie man es macht, man kann es nur falsch machen.“

Viele Sprüche und Fragen von Männern gingen unter die Gürtellinie. „Ich habe mich in der Medienlandschaft sehr oft unwohl und bedrängt gefühlt.“ Deswegen sei sie zu den öffentlich-rechtlichen Sendern gewechselt, um sich „davon zu erholen“. 

Phylicia Whitney weiter: „Jetzt möchte ich Menschen vor allem Mut machen. Das ist eine ähnliche Motivation wie bei anderen. Denn wir brauchen Mut, um keine Angst zu haben. Das motiviert einen selbst, um so einen Schritt zu gehen. Ich möchte anderen auch diesen Mut geben, dass sie wissen, dass sie nicht allein sind.“