Zoff im ZDFBundesland will Schulen öffnen, Lanz zerlegt den Plan mit einem Satz

Kretschmann_ZDF_Lanz

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann spricht am Dienstag (27. Januar) bei Markus Lanz (ZDF) über seinen Plan, Schulen und Kitas vorzeitig wieder zu öffnen. Rechts der Journalist Martin Knobbe.

Hamburg – Bis 14. Februar läuft der Alltag in Deutschland in der Corona-Pandemie auf Sparflamme. Doch in Baden-Württemberg plant man eine frühere Öffnung von Schulen und Kitas. Was hinter dem Alleingang steckt, versuchte Markus Lanz am Dienstagabend (26. Januar) von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Erfahrung zu bringen.

  • Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann war am Dienstagabend (26. Januar) zu Gast bei Markus Lanz
  • Kitas und Grundschulen sollen in Baden-Württemberg schon nach sechs Wochen Lockdown geöffnet werden
  • Das sorgte für heftige Kritik bei Lanz: Der Moderator zeigt mit nur einem Satz das große Problem an dem Plan

Im Homeoffice arbeiten, währenddessen ein Auge auf die Kinder haben und nach Feierabend noch mit dem Nachwuchs an den Schulaufgaben sitzen: So oder so ähnlich sieht für viele Eltern der anstrengende Arbeitsalltag während des Corona-Lockdowns aus.

Daran wird sich bis 14. Februar auch nichts ändern – es sei denn, betroffene Familien leben in Baden-Württemberg. Dort will Ministerpräsident Winfried Kretschmann bereits am kommenden Montag Grundschulen unter Verzicht auf die Präsenzpflicht sowie Kitas vorsichtig wieder öffnen. Warum – das erklärte der Grünen-Landeschef nun zu Gast im ZDF-Talk „Markus Lanz“.

Alles zum Thema Corona

„Markus Lanz“: Moderator beißt sich an Kretschmann Zähne aus

Zunächst jedoch biss sich Gastgeber Lanz mit seinen Fragen die Zähne an Kretschmann aus, der nicht müde wurde, zu betonen, dass seine Sonderregelung im Sinne der Beschlüsse von Bund und Länder getroffen sei.

Sie sei „verantwortbar“ und im Sinne „einer faktenbasierten Politik“. Doch nach weiteren Nachfragen riss Kretschmann der Geduldsfaden, und er beklagte: „Man muss nicht jede kleine Differenz aufbauschen.“ Dann legte der Politiker nach: „Man muss nicht so tun, als seien da Schurken am Werk.“

„Markus Lanz“: Kretschmann rechtfertigt sich für Öffnung der Schulen und Kitas

Zuvor hatte er bereits klargestellt: Die frühere Öffnung von Schulen und Kitas habe er keineswegs „freihändig“ getroffen, sondern er habe sich dabei auf Fakten verlassen. In diesem Zusammenhang verwies der Politiker auf Studien, die seiner Ansicht nach beweisen sollen, dass Kinder unter zehn Jahren während der Pandemie weniger infektiös seien.

Markus Lanz zeigt Schwachpunkt an dem Plan: „Virus-Mutanten nicht berücksichtigt“

Einziges Problem: Kretschmann berief sich auf eine Untersuchung von Mai 2020, was Lanz zur kritischen Nachfrage bewegte: „Die Virus-Mutanten können da nicht berücksichtigt worden sein.“

Dies wiederum ließ der baden-württembergische Landeschef nicht unkommentiert. Er entgegnete, beim Treffen seiner Entscheidung einen Virologen und andere Experten hinzugezogen zu haben. Sie hätten laut Kretschmann mehrere Studien geprüft, weswegen der 72-Jährige betonte: „Das ist belastbar.“

Gleichzeitig war er darum bemüht herauszustellen, er ziehe „mit der Kanzlerin an einem Strang“. Aber: Kretschmann sagte, er habe „auch schon einen eigenen Kopf“.

Alena Buyx bei „Markus Lanz“: „Kann nicht nachvollziehen, warum man nicht gewartet hat“

In der Diskussionsrunde erntete Kretschmanns Vorstoß Kritik. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, merkte an: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum man da nicht gewartet hat.“

Die Infektionszahlen in Baden-Württemberg seien noch nicht auf einen Wert gesunken, der es rechtfertige, „mit verschiedenen Schatten zu spielen“. Das mache ihr Sorgen, wie Buyx erklärte. Gleichzeitig drückte sie ihr Unverständnis darüber aus, dass häufig über eine verlorene Generation im Zusammenhang mit den Schulschließungen gesprochen werde: „Das halte ich für Schwarzmalerei, die auch Motivation nehmen kann.“

Schon vor der Sendung hatte Kretschmanns Parteikollege Jürgen Trittin auf Twitter mit markigen Worten dessen Vorstoß verurteilt. Zu den „martialischen“ Vorwürfen sagte Kretschmann im ZDF-Talk aber nur so viel: „Bei den Kleinsten wiege ich mit der Goldwaage, das sind wir ihnen schuldig.“(tsch)