Lenny Kravitz bleibt sich auch mit fast 60 treuDas sind die Musik-Highlights der Woche

Zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag veröffentlicht Lenny Kravitz mit „Blue Electric Light“ sein zwölftes Studioalbum.  (Bild: BMG/Warner)

Zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag veröffentlicht Lenny Kravitz mit „Blue Electric Light“ sein zwölftes Studioalbum. (Bild: BMG/Warner)

Anita Hofmann, Paul Weller und Lenny Kravitz, der sich kurz vor seinem 60. Geburtstag selbst mit einem neuen Studioalbum beschenkt: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Wenn es einen Menschen gibt, der fast schon rückwärts altert, dann ist es Lenny Kravitz: Während sich bei vielen Altersgenossen langsam aber sicher der Bierbauch zu erkennen gibt, turnt der 59-Jährige weiterhin entspannt an Ringen und präsentiert auf Instagram regelmäßig seinen gestählten Eightpack. Zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag am 26. Mai macht sich Lenny Kravitz nun quasi selbst ein Geschenk und veröffentlicht mit „Blue Electric Light“ sein in Summe zwölftes Studioalbum. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Anita Hofmann und Paul Weller.

Lenny Kravitz - Blue Electric Light

Anita Hofmann startet mit ihrem Debüt-Album „Voll auf Schlager“ als Solo-Künstlerin weiter durch.  (Bild: Telamo)

Anita Hofmann startet mit ihrem Debüt-Album „Voll auf Schlager“ als Solo-Künstlerin weiter durch. (Bild: Telamo)

Fans von Lenny Kravitz brauchten zuletzt viel Geduld: Knapp sechs Jahre liegt die Veröffentlichung seines elften Studioalbums „Raise Vibration“ nun schon zurück. Das zwölfte Album „Blue Electric Light“ sollte ursprünglich bereits am 15. März erscheinen, wurde dann allerdings um weitere zwei Monate nach hinten verschoben. Grund dafür war die Veröffentlichung von Kravitz' Song „Road to Freedom“ für den Netflix-Film „Rustin“, der sich Bayard Rustin, einem Berater für die Bürgerrechtslegende Martin Luther King Jr., widmete. Nun also bietet „Blue Electric Light“ den Fans das, was sie seit jeher von Lenny Kravitz' Musik erwarten: eine gute Mischung aus Funk-, Rock- und Soul-Elementen.

Zwölf Tracks umfasst das neue Album, drei davon (“TK421“, „Human“ und „Paralyzed“) sind bereits vorab als Singles erschienen. Der Großteil der zu hörenden Instrumente wurde in alter Tradition von Lenny Kravitz persönlich eingespielt, vereinzelt wirkte auch Craig Ross wieder mit. Es sind keine großen Überraschungen, die die Fans auf dem Album erwarten: Schon der erste Song „It's Just Another Fine Day (In This Universe Of Love)“ klingt Kravitz-typisch funky. Auch beim rockigeren „Paralyzed“ (Titel Nummer vier) ist seine Handschrift klar zu erkennen. Dazu gesellen sich ruhigere Songs wie der verträumte „Honey“ oder „Stuck In The Middle“. Der Einstieg der zuerst veröffentlichten Single „TK421“ erinnert hingegen wahlweise an Michael Jackson oder „Ghost Busters“.

Die oft ein wenig pseudo-philosophisch klingenden Songtexte handeln vom Menschsein, von Liebe und Religion oder der Liebe als Religion (“Love Is My Religion“). Glaubt man dem Künstler selbst, so könnten schon bald weitere neue Alben folgen: Während der Pandemie habe er zu Hause auf den Bahamas vier Alben geschrieben, erzählte Lenny Kravitz kürzlich im Interview mit „CBS Mornings“. „Blue Electric Light“ sollte das erste sein, das veröffentlicht wird. Im Juni geht Lenny Kravitz mit „Blue Electric Light“ auf Tour. Der erste Stopp wird am 23. Juni in Hamburg sein.

Anita Hofmann - Voll auf Schlager

Paul Weller versammelt in „66“ zahlreiche Musikkollegen.  (Bild: Universal/Nicole Nodland)

Paul Weller versammelt in „66“ zahlreiche Musikkollegen. (Bild: Universal/Nicole Nodland)

Jahrzehntelang traten Anita und Alexandra Hofmann nur als Duo auf. Als die Geschwister Hofmann dominierten die 1977 und 1974 in Sigmaringen geborenen Frauen die Schlagerszene und belegten mit „Alle Farben dieser Erde“ beim Grand Prix der Volksmusik 1993 den zweiten Platz. 2022 entschied sich Anita Hofmann schließlich zu einem neuen Schritt: Sie startete eine Solo-Karriere, ihre Debüt-Single „Halb so schlimm“ erschien im Oktober 2022. Der Song sowie die drei ebenfalls vorab veröffentlichten Singles „Leben XXL“, „Voll auf Schlager“ und „Wir fangen gerade erst an“ sind nun auf dem neu erschienen Debüt-Album von Anita Hofmann, „Voll auf Schlager“, zu finden.

13 Titel umfasst das Album der Multi-Instrumentalistin. Dem Alphorn hat sie mit „Horn to be wild“ sogar einen eigenen Song gewidmet. Auch Trompete (“Tanzen ist Leben“) und Ukulele (“Einfach so“) sind auf der Platte zu hören. „Wir fangen gerade erst an“ setzt als Auftaktsong die Stimmung der kommenden 44 Laufminuten: „Zulange geglaubt, wir wär'n nicht so weit“, singt Anita Hofmann darin: „Die Träume verstaubt im Laufe der Zeit. Doch gibt es ihn wirklich, den perfekten Moment, wenn man ihn nicht erkennt?“ Es ist eine optimistische Aufbruch-Hymne, wie sie in verschiedenen Varianten oft auf dem Album zu finden ist.

„Voll auf Schlager“ etwa erzählt von Hofmanns Liebe zum Genre. In „Rampenlicht“ beschreibt sie das besondere Erlebnis, bei einem Konzert auf der Bühne zu stehen: „Einfach groß, der Moment, wenn ein Handy-Lichtermeer den Saal erhellt. Einfach groß, wenn es geht, wenn aus einem Ich und Du ein Wir entsteht.“ Für Abwechslung sorgen die ruhigeren Balladen „Da bist du“ und „Wenn Worte schweigen“ sowie die Latino-artigen Nummern „Tanzen ist Leben“ und „Jetzt wird's heiß“.

Paul Weller - 66

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, sang einst der 2014 verstorbene Udo Jürgens, und auch Paul Weller ließ sich von seinem bevorstehenden Wiegenfest am 25. Mai inspirieren: Schlicht „66“ lautet der Titel seines 17. Soloalbums, auf dem er viele musikalische Weggefährten versammelt: Den Anfang macht der britische Sänger Suggs, der am Text zum Opener „Ship Of Fools“ mitwirkte, einem verträumten Song, der von Flöte und Gitarre bestimmt wird. Noel Gallagher schrieb an der weitaus rockigeren „Jumble Queen“ mit. Von Bobby Gillespie stammen Ideen aus „Soul Wondering“, und das Brooklyn-Trio Say She She ist beim Lounge-Titel „In Full Flight“ zu hören.

Überhaupt beeindruckt „66“ vor allem durch musikalische Bandbreite, die von Disco-Nummern wie „Flying Fish“ über melancholischen Pop (“My Best Friends Coat“) bis hin zu jazzigen Liebesballaden (“Nothing“) und dem Gute-Nacht-Gesang mit Flöte „Sleepy Hollow“ reicht. Mit Blick auf das musikalische Arrangement, an dem unter anderem Hannah Peel mitwirkte, ist es fast schon egal, was Paul Weller ins Mikrofon singt. Die bildhafte Sprache bleibt stellenweise trotzdem im Gedächtnis hängen: „Oh, standing on the edge of a mighty ocean. Waiting for the tide to roll“ (“Oh, ich stehe am Rande eines mächtigen Ozeans und warte auf die Flut“), heißt es etwa in „I Woke Up“. „Rise Up Singing“ wiederum wird vom optimistischen Gefühl am Tagesanfang bestimmt.

Aufgenommen wurde „66“ im Laufe von drei Jahren im Black Barn Studio des ehemaligen „The Jam“-Musikers Paul Weller. (tsch)