„Höhle der Löwen“Maschmeyer kann sich nicht im Sessel halten – Investor stürmt plötzlich auf die Bühne

Investor Carsten Maschmeyer nimmt die Idee von Lesido genau unter die Lupe.

„Höhle der Löwen“: Investor Carsten Maschmeyer nimmt die Idee von Lesido genau unter die Lupe.

Weihnachten in der „Höhle der Löwen“ und der Star-Investor kann sich nicht auf dem Sessel halten. Weil er unbedingt einen Deal machen will, springt er auf und drückt zwei jungen Münchnerin Geld in die Hand.

Glühwein-, Adventslieder- und Winterglanz-Stimmung in der festlich geschmückten „Höhle der Löwen“: Vox gönnte der Gründershow erstmalig eine Festtagesausgabe – mit besonders „würdigen“ Geschäftsideen sowie einer „Löwen“-Riege in Feierlaune und im feinsten Zwirn. Es war der Abend, an dem das mit Goldfäden durchwirkte Sakko von Ralf Dümmel mit dem Lametta am Weihnachtsbaum um die Wette funkelte. Dagmar Wöhrl trug ein edles Abendkleid, Maschmeyer einen Smoking, Judith Williams einen kerzenroten Hosenanzug. Und selbst Nils Glagau kombinierte dezentes Schwarz mit seinem wallenden Kopf- und Barthaar.

„Die Raubkatzen sind in Festtagsstimmung“, erkannte Moderator Aimaz Habtu. Damit hatte er völlig recht – vor allem beim grandiosen Auftakt des Abends, der sich zu einem regelrechten Bieter-Mehrkampf der Großzügigkeit entwickelte. Wenig später saß das Investoren-Geld dann schon gar nicht mehr so locker.

„Irgendwas muss neu sein – aber was nur?“

Doch zunächst die freudige Bescherung: Melusine Bliesener und Katharina Lehmkuhl hatten jedenfalls enormes Festabend-Glück. Die beiden 24-jährigen Studentinnen aus München, die gemeinsam „Pápydo“ im Keller der Eltern gegründet hatten, erhielten gleich von allen „Löwen“ ein Angebot.

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Allerdings: Als erste Blicke auf die mit bunt bedruckten Geschenkpapier-Bögen dekorierte Pitch-Bühne fielen, herrschte Ratlosigkeit. Was genau sollte „Pápydo“ sein? „Irgendwas muss neu sein – aber was nur?“, fragte sich Judith Williams. Recycling-fähige Geschenkverpackungen kennt man ja. Eine Sensation war nicht zu erwarten.

Doch die schneite es dann eben doch auf die Bühne. Das Geheimnis: Das junge Start-up „Pápydo“ setzt auf Papier nicht aus Holz, sondern aus Gras. Kein Baum muss gefällt werden! Und der alljährlich wiederkehrende Umweltfrevel zu Weihnachten kann vermieden werden.

Edles Geschenkpapier – aus Gras!

„Wir Deutschen gehören weltweit zu den Top-Geschenkpapierverbrauchern. Allein zur Weihnachtszeit sind das 8.000 Tonnen jedes Jahr. In Geschenkpapier-Rollen ergibt das eine Strecke bis zum Mond“, sagte Gründerin Melusine. „Wir sind in einer globalen Klimakrise und gehen zu verschwenderisch mit begrenzten Ressourcen um“, sekundierte ihre Partnerin Katharina.

Ihre Lösung: Zellstoff, der rasch nachwächst – quasi vor der Haustür. Tatsächlich wird Papier meist von weit her angeliefert – bei erheblichen Energiekosten. „Durch die Nutzung von Gras anstelle von Holzfasern sparen wir über 90 Prozent an Wasser, Energie und CO2. Gras wächst außerdem achtmal schneller nach als ein Baum“, erklärte Gründerin Katharina. „So haben wir extrem kurze Wege und sind zu 100 Prozent Made in Germany.“

Und noch ein Pluspunkt: Die Gras-Papiere sind tatsächlich vollständig recyclebar. Bei herkömmlichem Geschenkpapier ist das oft nicht so einfach – wegen aufgebrachter Glanzfolien oder anderer Beschichtungen. Beim Münchner Start-up kommen für den Druck nur zertifizierte Ökofarben auf Pflanzenölbasis zum Einsatz. Und es gibt auch Deko-Artikel wie Geschenkbänder aus Palmwedel-Fasern sowie plastikfreies Klebeband.

Bieter-Mehrkampf: „Fakt ist, jeder hat Interesse.“

„Sehr, sehr hübsch“, staunte Judith Williams. Dem Kollegen Dümmel imponierte vor allem das Ergebnis seines Rupftests: Gras-Papier hält was aus. „Ich bin völlig geflasht“, jubelte Carsten Maschmeyer. „Ich finde das Hammer“, sagte er über die nachhaltig überzeugende Geschäftsidee. Und dass die Gründerinnen an der Elite-Uni St. Gallen studiert hatten, beeindruckte ihm fast noch mehr. „Ihr beide seid toll.“

Der Auftritt – verbunden mit einer gelösten Weihnachtsstimmung – sorgte dann für eine Überraschung, wie man sie bislang noch nicht in der „Höhle der Löwen“ gesehen hatte. Ohne lange zu fackeln, sprang Maschmeyer auf und drückte den völlig verdutzten Gründerinnen einen hastig ausgestellten Scheck über 100.000 Euro in die Hände. Genau so viel wollten Melusine und Katharina nämlich für 12,5 Prozent ihrer Firmenanteile haben.

„Euch muss man sofort helfen“, sagte Maschmeyer, der auch die Mit-„Löwen“ komplett überrumpelte. „Ich wollte spontan reagieren.“ Doch war der Deal damit schon im Kasten? Mitnichten! Es prasselten nämlich gleich noch weitere Gebote von den Neben-Sesseln über die Gründerinnen herein: „Fakt ist, jeder hat Interesse“, bremste Dagmar Wöhrl den vorgepreschten Kollegen.

Nils Glagau mault: „Das ist doch nicht neutral zusammengefasst!“

Also musste Maschmeyer warten. „Haben wir jetzt einen Deal?“, drängelte er, als nicht nur Dagmar Wöhrl ein Angebot abgab („Ich würde daraus einen Langstreckenprozess machen“), sondern sich auch Nils Glagau und Ralf Dümmel für ein Bieter-Konsortium zusammenschlossen. Letzere modifizierten das Angebot allerdings ein wenig und forderten 20 Prozent an der jungen Firma.

Maschmeyer besann sich und schloss sich spontan mit Judith Williams zusammen. „Wir können da geil was draus machen“, strich er die vereinten Stärken heraus. Gewürzt mit einer Andeutung, dass im Falle einer Zusage eine sehr bekannte Persönlichkeit – womöglich Gattin Veronica Ferres? – öffentlichkeitswirksam „Pápydo“-Geschenke packen würde.

Also standen plötzlich drei Angebote – von allen fünf „Löwen“ – im Raum. Und es wurde dann doch ein wenig unsachlich. Judith Williams nämlich sollte noch mal referieren, was an Geld und Konditionen Sachstand war, verknüpfte ihren Kurzvortrag allerdings mit Eigenlob fürs eigene Kombi-Angebot Williams/Maschmeyer. Kein Wunder, dass Nils Glagau protestierte: „Das ist doch nicht neutral zusammengefasst!“

„Jetzt kann Weihnachten kommen!“

Judith Williams wurde nicht mal rot – jedenfalls nicht röter als ihre elegante Hosenanzug-Kombi. Stattdessen säuselte sie Melusine und Katharina an: „Ihr solltet eine Entscheidung des Herzens treffen.“

Wenig später fiel die auch – für Williams und Maschmeyer! Ein vorgezogenes Weihnachtswunder. „Wir freuen uns riesig“, sagte der Mann im Smoking. Und von seiner Partnerin erwartet er rasch einen zweiten Scheck – über 50.000 Euro, die Hälfte des Kaufpreises an ihn. Den 100.000-Euro-Bankgutschein hatten die Gründerinnen wohlweislich gleich mal behalten. „Jetzt kann Weihnachten kommen“, jubelte Maschmeyer. Stimmt!

Judith Williams investiert in Hunde-Wolle

Weniger gut lief’s direkt im Anschluss beim zweiten Pitch des Abends: Die eigentlich nett angedachte, aber noch nicht vollständig zu Ende gedachte Vorlese-App der „Lesido“-Gründergruppe fiel durch. Kein Deal! Beim auf den ersten Eindruck befremdlich wirkenden, aber vermutlich doch zukunftsträchtigen Bio-Strickgarn-Unternehmen „Chiengora“, das auf die Unterwolle von besonders flauschigen Hunderassen setzt, kam Judith Williams als Geldgeberin zum Zuge.

Die liebenswert kuriose Heilige-Drei-Könige-Präsentation des Gewürz-Trios von „Purespice“ überzeugte fast alle Investoren und weckte den Geschäftssinn von Handelsguru Ralf Dümmel, der den Zuschlag erhielt. Und zu guter Letzt gab sich die Nürnbergerin Dagmar Wöhrl einen Ruck und stieg als Familienunternehmerin bei den leckeren Premium-Leckerei-Anbietern von „Pfeffer & Frost“ ein. „Ich freue mich sehr, wieder im Lebkuchen-Business zu sein“, meinte die Fränkin. Und die „Löwen“ mampften zufrieden ihre Kostproben-Geschenke weiter. An Weihnachtsshows kann man sich gewöhnen. Tatsächlich: ein frohes Fest! (tsch)