GänsehautthrillerTotschlag-Drama um „Goodbye Deutschland“-Paar

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Schneebedeckte Bäume, wie auf diesem undatierten Symbolfoto aus Lappland, dazu Temperaturen unter minus 30 Grad Celsius – in dieser atemberaubenden Landschaft wollten sich „Goodbye Deutschland“-Auswandererin Julia eine neue Zukunft aufbauen. Doch ihr Verlobter verbarg ein grauenvolles Geheimnis.

Köln – Eine junge Norddeutsche wandert mit ihrer großen Lieben nach Schwedisch Lappland aus und stellt in der Einöde fest: Sie hat einem notorischen Lügner und Kriminellen vetraut. Kein verrückter Drehbuch-Einfall, sondern „die dramatischste und düsterste Geschichte in 15 Jahren 'Goodbye Deutschland'“.

  1. Folge von „Goodbye Deutschland“ von 2018 nie ausgestrahlt
  2. Julia S. verliebte sich Sven H.
  3. Er hat ein furchtbares Gehemnis

 Die Sendereihe „Goodbye Deutschland! - Die Auswanderer“ hat immer wieder kleine und große Dramen hervorgebracht. Krisen, Drogen, Existenangst und Trauer ... Alles kein Vergleich jedoch zu einem Horrorstück, das auf der Facebookseite des VOX-Formats nun mit einigem Recht angekündigt wurde als „die dramatischste und düsterste Geschichte in 15 Jahren 'Goodbye Deutschland'“.

„Hallo, ich bin Julia, das ist Sven. Ich bin aktuell 25 Jahre, Sven ist 40“, spricht eine junge Frau während der Autofahrt in ihre Handykamera. „Wir sind unterwegs zu unserem Häuschen, das wir in Schwedisch Lappland gekauft haben, und wollen euch einfach mal zeigen, wo wir ab jetzt leben werden.“

Angekommen an einem gottverlassenen Holz-Anwesen in Schwedens Norden sieht man jenen Sven bald mit einem Spaten Schnee aus dem Hauseingang schaufeln: „Warum Schweden? Weil in Deutschland wohnen viel zu viele Menschen auf viel zu kleiner Fläche, die mir auf Deutsch gesagt gehörig auf'n Sack gehen.“

Alptraummann: Blanker Horror einer „Goodbye Deutschland“-Auswanderin Julia S.

Ausgestrahlt wurden diese Sequenzen, mit denen sich Julia S. und Sven H. 2018 erfolgreich bei „Goodbye Deutschland“ bewarben, bislang nicht. Auch sind sie jetzt nicht im Rahmen der Auswanderer-Doku-Reihe zu sehen, sondern bei TVNOW (Vier Teile, jeweils 45 Minuten) als Teil einer „True Crime“-Programmoffensive abrufbar. „Der Alptraummann“ wurde von „99pro“ produziert. Es geht darin um falsche und echte Liebe, um Manipulation, Ausbeutung und ein abgründiges Tötungsdelikt. Ein Gruselstück, das sich unglaublicherweise so zugetragen hat.

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„Stern Crime: Der Alptraummann“ erzählt die unglaubliche Geschichte von Julia und ihrem Verlobten Sven, die in Lappland ein neues Leben beginnen wollen. Doch Sven hat ein grauenhaftes Geheimnis.

Wichtigster Kronzeuge und gewissermaßen auch Held dieser Geschichte ist der Vater der jungen Auswanderin Julia, Holger S.

Der gibt in der Doku zu Protokoll, immer einen engen Draht zur Tochter gehabt zu haben. Bis sie 2017 ihren neuen Freund Sven H. vorgestellt habe. „Ich nenne ihn Wesen, weil ich nicht glaube, dass ein Mensch zu so einer Tat in der Lage ist“, zürnt der Vater vor der Kamera. „Ich hätte mir gewünscht, dass er für immer und ewig vor der Menschheit weggesperrt wird.“

„Goodbye Deutschland“: Finanziell und als Mensch ruiniert

2018 beschließen Julia und Sven aus Norddeutschland nach Schweden auszuwandern, um dort Huskys zu züchten. Obwohl sich beide erste wenige Monate zuvor kennengelernt hatten. „Der fing jetzt an, ihren Traum zu verwirklichen“, erinnert sich Julias Vater. Holger S.: „Man wollte es sich schönreden, aber ich hatte ein Scheißgefühl. Ich wusste, dass das nicht funktioniert.“

Die Alarmglocken seien bei ihm spätestens dann angegangen, als die Tochter und der neue Freund ihre Verlobung bekannt gegeben hatten. Holger S. ist misstrauisch gegenüber Sven, der angibt, Millionär zu sein, als Lektor „in Lohn und Brot“ zu stehen und mehrere Immobilien zu besitzen. Holger S. beginnt „hinter dem Rücken meiner Tochter“ nachzuforschen, will wissen, „wer er eigentlich ist“. Irgendwann ist ihm klar, dass Sven „ein krimineller Lügner ist, der meine Tochter ausnutzen will“.

Millionär ist der Mann, der mit Julia in die schwedische Einöde gezogen ist - das nächste Haus kilometerweit entfernt -, mitnichten. Auch ist er deutlich älter als behauptet, nämlich schon Ende 40. Dazu hat er eine Haftstrafe verschwiegen, zwei Kinder, eine gescheiterte Ehe. Zwei Ex-Partnerinnen, offenkundig gebrochene Menschen, machen ihm in der TVNOW-Doku schwerste Vorwürfe: „Er hasst Frauen“, sagt die eine. „Er hat mich finanziell und als Mensch ruiniert“, klagt die andere.

Mutter erschlagen und einbetoniert: 13 Jahre Haft wegen Totschlags

Und dann sind da noch die Ungereimtheiten um Svens Mutter. Die meldet Holger S., Detektiv in eigener Sache, bei der Polizei als vermisst. Dann wird sie gefunden: erschlagen mit einem Schürhaken und einbetoniert in der Blumenbank ihres eigenen Hauses. Julia, die ihre vermeintlich große Liebe in Schweden ganz neu als „irre und unberechenbar“ kennenlernt, flieht nach Deutschland und erfährt von dem Mordvorwurf aus der Presse.

Im April 2018, fünf Wochen nach dem Beginn der Dreharbeiten für „Goodbye Deutschland“, wird Sven gefasst. 13 Jahre Haft wegen Totschlags lautet später das Urteil. Die Richter gehen davon aus, dass er die Mutter nach einem Streit erschlagen hat. Der Gutachter spricht im Prozess von „parasitärem Lebenswandel“. Die 74-Jährige hatte ihren hochverschuldeten Sohn sein ganzes Leben lang finanziell unterstützt und ihm diese Unterstützung offenbar entziehen wollen. Sven bestreitet die Tat bis heute.

„Goodbye Deutschland“-Auswanderin Julia verliebt in einen mutmaßlichen Mörder

„Ich hatte eine komplette Identitätskrise, ich wusste nicht mehr, wer ich war“, blickt Julia S. am Ende der Doku auf die Erlebnisse mit ihrem „Alptraummann“ zurück. Ihre Rückkehr nach Schweden mit dem Vater, der sie gerettet hat aus dieser mehr als toxischen Beziehung, die Ergreifung des flüchtigen Sven durch die schwedische Polizei: Das alles ist noch mal ein Gänsehautthriller für sich. Julia S.: „Es ist gar nicht in Wort zu fassen, wie krass das Ganze ist.“

Dass für sie alles noch viel schlimmer hätte ausgehen können, ist der jungen Frau bewusst: 2017 war sie, ohne es zu ahnen, wohl als Erste am Tatort, an dem Svens seine Mutter tötete, und entdeckte verdächtige Blutspuren: „Hätte ich da meine naive Art nicht gehabt und Fragen gestellt, ich weiß nicht, ob ich hier noch sitzen würde.“ (tsch)