„Goodbye Deutschland“Deutscher Arzt folgt „göttlichem Zeichen“ in die Armut von Peru

Familie Zeier gab ein komfortables Leben in Deutschland auf, um in Peru den Armen helfen zu können.

Familie Zeier gab ein komfortables Leben in Deutschland auf, um in Peru den Armen helfen zu können.

Tagelang Schlange stehen für einen Arztbesuch. Das ist die bittere Realität für viele Menschen in den peruanischen Anden. Dort besuchte die Vox-Doku „Goodbye Deutschland!“ den Arzt und Auswanderer Dr. Benjamin Zeier

Verliebtheit, Freiheitsträume, Businesspläne – die Motive der „Goodbye Deutschland!“-Auswanderinnen und -Auswanderer, die VOX regelmäßig porträtiert, sind unterschiedlich. Im Fall von Familie Zeier ist es eine Mission! Eigentlich hatte der Urologe Dr. Benjamin Zeier (39) in Deutschland alles erreicht, was er sich gewünscht hatte.

Mit der gelernten Physiotherapeutin Lena (36) hatte er eine liebevolle Frau an seiner Seite, beide waren Eltern fünf toller Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren. Dazu hatte er es als Arzt in Deutschland zu einem gewissen Wohlstand gebracht, die Familie lebte in einem selbst entworfenen Haus im baden-württembergischen Mosbach. Was hatte sie veranlasst, dieses idyllische, komfortable Leben hinter sich zu lassen?

„Goodbye Deutschland“: „Bitte zeig mir, was das nächste Kapitel für uns ist“

Nun, nach der nächtlichen Geburt des letzten Kindes hatte der fromme Christ sich bei Gott bedankt und ihn gebeten: „Ich weiß, dass das Kapitel der Reproduktion für uns vorbei ist. Bitte zeig mir, was das nächste Kapitel für uns in unserer Familiengeschichte ist!“ Kurz darauf hatte ihn eine E-Mail von Dr. Klaus-Dieter John (61) erreicht, seines Zeichens Gründer des Missionshospitals Diopsi Suyana in Peru, wo man sich um die Ärmsten der Armen im Land kümmert.

Alles zum Thema RTL

Er suchte einen Urologen. Die Familie beschloss, dem Ruf zu folgen – obwohl es dafür keine Vergütung geben und ihr Lebensstandard drastisch heruntergefahren würde! Zur Finanzierung hatte Benjamin stattdessen Spenden gesammelt und erinnerte sich tief gerührt an einen kleinen Jungen, der innerhalb eines Jahres 80 Euro gespart und ihm überreicht hatte.

„Entweder lässt man sich von Liebe motivieren oder von Angst, und wir haben uns schon vor langer Zeit für Liebe entschieden“, erklärte der Familienvater, der bereits seit Teenagertagen mit seiner Frau liiert ist, die Entscheidung.

„Goodbye Deutschland“: „Ich soll hier einfach sein“

Seit Anfang 2020 lebten alle nun im überwiegend vom indigenen Volk der Quechua bewohnten Bergdorf Curahuasi, demnächst würde Benjamins Vertrag eigentlich auslaufen. Doch konnten sie jetzt wirklich schon zurück nach Deutschland gehen? Das war die große Frage, die während der Sendung im Raum stand.

Wie sehr seine Arbeit hier gebraucht wurde, zeigte sich in verschiedenen Szenen: Da war etwa die lange Schlange vor dem Krankenhaus, in der Hunderte nach tagelanger Anreise Tag für Tag stundenlang anstanden, um sich in der Klinik kostenlos behandeln zu lassen – einen herkömmlichen Arztbesuch würden sie sich niemals leisten können.

Da war der Mann, dem ohne rettende OP ein Nierenversagen gedroht hätte oder der unterernährte Sechsjährige, der nur das Gewicht eines Dreijährigen auf die Waage brachte, weil dessen siebenköpfige Familie lediglich von dem lebte, was sie auf einem kleinen Feld anbauen konnte.

Die Arbeit sei seine Bestimmung, seine Berufung, das spürte Benjamin stark: „Ich soll hier einfach sein!“ Einen großen Traum habe er noch: Mit einem Notarzthubschrauber die Bevölkerung in den Bergen noch besser versorgen zu können.

„Goodbye Deutschland“: Die Kinder sind glücklich – drei weitere Jahre in Peru

Bei aller Hilfe, die sie selbst mitbrachte, gab Peru der Familie aber natürlich auch etwas zurück, etwa die üppige Natur, das gute Klima oder die Erkenntnis, dass die deutsche Lebensweise auch nicht das Nonplusultra ist: „Der Nachteil ist: Man will was schnell machen – man kann’s nicht schnell machen“, fasste der älteste Sohn Lucas es zusammen. „Aber wenn man sich das abgewöhnt hat, ist das ’n Riesenvorteil, weil man alles viel entspannter nehmen kann.“

Hörte man dem 13-Jährigen weiter zu, war man schnell gewiss, dass auch die Kinder der Zeiers einmal mitfühlende, engagierte und dankbare Erwachsene würden – so eindrücklich erzählte Lucas zum Beispiel von einem Bettler, der der Familie begegnet war, als die sich gerade den Luxus einer Eiscreme gegönnt hatte: „Wir essen da das Eis für 10 Sol, während er nicht mal was hat zum Leben!“

Die Sorge der Eltern, die Kinder könnten über ihren Wunsch, den Peru-Aufenthalt zu verlängern, unglücklich sein, erwies sich jedenfalls als unbegründet: Alle freuten sich darüber. Und so wird sich nun dieses Familienkapitel der Zeiers um vermutlich weitere drei Jahre verlängern. (tsch)