Goldene HimbeereEhrung für die miesesten Filme – heftig, wer schon alles gewann

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Die Goldene Himbeere, die „Razzies“, ist der Anti-Oscar und Hollywoods Schmähpreis Nummer 1. Warum es ihn gibt, wer ihn schon alles gewann und wer nachträglich verschont wurde.

von Marie Schäfers (mjs)

Das Rennen um die Oscars geht auf die Zielgerade. Diese Woche gab der britische Filmpreis BAFTA erste Hinweise, wer dieses Jahr gut im Rennen um den begehrten Goldjungen ist (unter anderem der deutsche Film „Im Westen nichts Neues“).

Am 12. März wird der wichtigste Filmpreis verliehen – und einen Tag zuvor sein fieses Pendant: die Goldene Himbeere. Im Oscar-Fieber geht diese skurrile Ehrung oft unter. Zeit, sich das faule Früchtchen, das kein Star haben will, mal genauer anzuschauen.

Goldene Himbeere: Woher der Schmähpreis seinen Namen hat

Seit 1981 werden die Golden Raspberry Awards – kurz Razzies – verliehen, stets für Filme aus dem Vorjahr. Der Negativ-Preis wurde als Anti-Oscar vom Cineasten John J. B. Wilson (68) und seiner Kollegin Maureen Murphy kreiert. Wilson regte sich so über schlechte Filme auf, dass er bei einer Oscarparty seine Freunde bat, über den schlechtesten Film des Jahres abzustimmen. Aus dieser Spaßnummer entwickelten sich die Razzies.

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Die heißen übrigens nicht so, weil es um Himbeeren geht (auch wenn die unehrenhafte Trophäe eine goldene Himbeere ziert). Namenshintergrund ist die englische Redewendung „to blow a raspberry“ – dieses blubbernde Geräusch mit den Lippen zu machen, wenn einem etwas total missfällt. Diese Redewendung stammt aus dem Cockney Rhyming Slang, einer Londoner Unterart des Englischen.


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Während der Oscar es vom reinen Materialwert immerhin auf ca. 300 Dollar (umgerechnet 282 Euro) bringt, ist eine Kunststoff-Razzie nahezu wertlos. Mittlerweile küren nicht mehr nur Wilsons Freunde die schlechtesten cineastischen Darbietungen, hinter dem Preis steht die Golden Raspberry Award Foundation (G.R.A.F.), der mehr als 750 Filmkritiker, Journalisten und Filmschaffende weltweit angehören.

Kritikpunkt immer wieder: Die Mitglieder müssen die Filme nicht alle selbst gesehen haben. Im Gegensatz zu den Oscars nehmen die Stars diesen Preis natürlich nicht gerne entgegen – und bleiben der Gala fern, bei der die Trophäen überreicht werden.

Goldene Himbeere: Diese Stars holten den Schmähpreis selber ab

Aber einige Regisseure, Schauspieler und Schauspielerinnen bewiesen Mut – und kamen doch. Tom Green („Freddy Got Fingered“), Robert Conrad („Wild Wild West“*), Regisseur Paul Verhoeven („Showgirls“*), Halle Berry („Catwoman“*) und Sandra Bullock („Verrückt nach Steve“*) holten ihre Himbeeren persönlich ab.

Halle Berry (die übrigens 2002 einen Oscar für „Monster's Ball“* gewann), sagte: „Ich finde, wer zu den Oscars geht, sollte auch zu den Razzies kommen.“ Sie hielt sogar eine Dankesrede.

Der bissige Filmpreis soll eigentlich zum Schmunzeln anregen. Aber er schoss auch schon übers Ziel hinaus. Wie jetzt, als nach den Nominierungen ein Shit-Storm über die Jury zog. Sie hatte als „Schlechteste Schauspielerin“ Ryan Kiera Armstrong in „Firestarter“* nominiert. Armstrong ist erst zwölf Jahre alt. Zu fies, eine Steilvorlage für Mobbing. John J. B. Wilson reagierte, nahm Armstrong von der Nominierungsliste und führte eine Altersgrenze von 18 Jahren ein.

Es war aber nicht das erste Mal, dass Kinder den Schmähpreis bekommen sollten. Auch Jake Lloyd aus „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“* (1999) war schon nominiert, Macaulay Culkin 1995 sogar gleich drei Mal.

Auch gemein: Bruce Willis hatte die Razzie 2022 bekommen (in der extra geschaffenen Kategorie „Schlechteste Leistung von Bruce Willis in einem 2021er-Film“ für „Cosmic Sin“*). Da war noch nicht bekannt, dass der Schauspieler unter Demenz leidet. Die Jury nahm die Himbeere zurück.

Auch der 1981 verliehene Preis an Shelley Duvall (72) für „Shining“* wurde zurückgezogen. Regisseur Stanley Kubrick (70) hatte die Schauspielerin am Set terrorisiert. Willis will aber seine erste Himbeere behalten. Die bekam er 1999 für den Weltraumkracher „Armageddon“*.

Goldene Himbeere: Zur Wiedergutmachung gibt's auch was

Seit 2015 wird bei der Himbeeren-Gala auch der „Razzie Redeemer Award“ (die „Himbeere der Erlösung“) vergeben. Die bekommen nur Künstlerinnen und Künstler, die einst mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet wurden (oder dafür nominiert waren), später aber eine beachtenswerte künstlerische Leistung abgeliefert haben – und meist auch einen Oscar einheimsen konnten. Zu diesen Preisträgern zählt unter anderem:

Der Razzie Redeemer Award ist die einzige Himbeere, die man als Filmschaffender gewinnen will. Pech: Die Trophäe wird nicht jedes Jahr verliehen.