Tweet von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry gefälscht?RTL setzt Zusammenarbeit mit Moderator vorerst aus

Frauke Petry, frühere Parteisprecherin der Alternative für Deutschland (AfD), unterhält sich während einer Polittagung der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS).

Frauke Petry (hier zu sehen am 28. August 2021 bei einer Polittagung in Bern) war von 2013 bis 2017 Bundespartei-Sprecherin der Alternative für Deutschland. 

Frauke Petry erhebt schwere Vorwürfe gegen RTL: Ein Moderator soll im TV einen vermeintlichen Tweet der Ex-AfD-Chefin präsentiert haben, den sie aber nie veröffentlicht haben will – nun zieht der Sender Konsequenzen.

von Thimon Abele (tab)

Ein kurzer Rückblick: Am 5. August wurde in dem RTL-Boulevardmagazin „Explosiv“ ein Beitrag über den Musiker Trong Hieu Nguyen (22) gezeigt, der damals am deutschen Vorentscheid zum ESC teilnahm. 

Im Rahmen dieses Beitrags las Moderator Maurice Gajda (30) dem Sänger, dessen Eltern aus Vietnam stammen, einen vermeintlichen Tweet der ehemaligen AfD-Bundespartei-Sprecherin Frauke Petry (48) vor. Angeblich soll sie Folgendes bei Twitter geschrieben haben: „Ich glaube, kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen.“

Ex-AfD-Chefin Frauke Petry erhebt Fälschungs-Vorwürfe gegen RTL

Weiter behauptete Maurice Gajda: „Der Tweet ist inzwischen gelöscht.“ Zudem wird auch ein vermeintlicher Screenshot des angeblichen Tweets gezeigt. 

Alles zum Thema RTL

Doch den entsprechenden Tweet hat Frauke Petry offenbar nie veröffentlicht. Am Dienstag (15. August) schrieb die ehemalige Bundestagsabgeordnete bei Twitter Folgendes: „Wie man mit politisch unbequemen Personen umgeht, demonstriert RTL hier eindrucksvoll. Man denkt sich einen rassistischen Tweet aus, ein Grafiker setzt das um und fertig ist das Fake.“

Schau dir hier den entsprechenden Tweet von Frauke Petry an, in welchem sie die Vorwürfe gegen RTL erhebt:

In den Kommentaren fragte eine Nutzerin Frauke Petry daraufhin: „Das heißt, dieser Tweet wurde nie gepostet?“ Woraufhin die antwortete: „Ja, genau das heißt es.“ Zudem kündigte sie rechtliche Schritte an. So schrieb sie: „Abmahnung ist unterwegs.“

Wie das Onlinemagazin „Übermedien“ berichtet, tauche der angeblich von Frauke Petry veröffentlichte und später gelöschte Tweet außer in dem entsprechenden „Explosiv“-Beitrag auch nirgends auf. Demnach würden weder Screenshots kursieren noch sei er in Online-Archiven zu finden. 

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Im Vorfeld des ESC-Vorentscheid hatte Frauke Petry tatsächlich einen abfälligen Tweet zum Thema abgesetzt und später wieder gelöscht – der sich allerdings auf die Band Lord of the Lost und nicht auf Trong Hieu Nguye bezog: „Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren ‚vertreten‘ werden wollen…“, schrieb sie damals. Nachdem sie den Beitrag gelöscht hatte, äußerte sich Fraue Petry bei Twitter so: „Hab meinen Tweet zum ESC gelöscht. Ich wollte niemandem den Spaß verderben.“

Einigen Nutzerinnen und Nutzern fiel auf, dass dieser Beitrag dem bei „Explosiv“ gezeigten vermeintlichen Tweet der ehemaligen AfD-Chefin sehr ähnlich klingt. 

Jetzt äußert sich auch RTL

Am Dienstag gab RTL dann ebenfalls via Twitter ein erstes Statement ab. Dort hieß es: „Unser Reporter hat den Tweet im März gesehen und wortgetreu notiert. Er verbürgt sich dafür. Der Tweet wurde anschließend von Frauke Petry gelöscht, was im Beitrag auch erwähnt wurde.“

„Die grafische Umsetzung im Design des Twitter-Profils von Frauke Petry“ verstoße allerdings gegen die „journalistischen Guidelines“ des Senders. Man gab also zu, dass es sich bei dem eingeblendeten,  vermeintlichen Beleg für den Tweet nicht um einen Screenshot handelte. 

RTL setzt Zusammenarbeit mit Maurice Gajda vorerst aus

Auf Nachfrage von „Übermedien“ kündigte RTL dann am Mittwoch an, dass man nun doch Konsequenzen aus der ganzen Angelegenheit ziehen werde: „Wir setzen die Zusammenarbeit mit Maurice Gajda bis auf Weiteres aus, bis die im Raum stehenden Vorwürfe geklärt sind.“

Man betonte aber auch: „Der grafisch und fälschlich erstellte Tweet bot den verantwortlichen Sende-CvDs (Chefs vom Dienst, Anm. d. Redaktion) keinerlei Anhaltspunkt, um die journalistische Integrität infrage zu stellen.“ Man werde die journalistischen Guidelines diesbezüglich aber nochmal nachschärfen.