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Armin Rohde„Ich war schon immer der Ausbüxer“

Ein Mann in Lederjacke mit einem Lederhut auf dem Kopf öffnet ein Vorhängeschloss.

Armin Rohde als Jenischen-Chef Vitus Kessler. Hut und Mantel stammen aus seinem privaten Fundus.

Armin Rohde („Der gute Bulle“) hat mit uns über seinen neuen Krimi und seine neue Leidenschaft gesprochen.

Schauspieler Armin Rohde ist bei den Dreharbeiten zum Mystery-Thriller „Vogelfrei. Ein Schwarzwaldkrimi“ (Montag, 6. Oktober, 20.15 Uhr im ZDF und bereits online) einer wenig bekannten Volksgruppe nah gekommen: den Jenischen. Was er ihnen abgewinnen kann und ob ein Leben on the road auch etwas für den Schauspieler wäre, erzählt im Gespräch mit EXPRESS.

„Ich wusste vorher gar nicht, was Jenische sind.“ Damit dürfte Armin Rohde nicht allein sein. Die Jenischen sind eine „eigene, transnationale ethnische Minderheit mit eigener Sprache, eigener Kultur und eigenen Traditionen“, schreibt der Zentralrat der Jenischen Deutschland. Sie waren ursprünglich ein fahrendes Volk – Scherenschleifer, Kurzwarenhändler, Schausteller und mehr. Etwa 500.000 von ihnen leben in Europa.

Armin Rohde kann sich ein Aussteiger-Leben vorstellen

Als Rohde die Rollenbeschreibung von Vitus Kessler, dem Oberhaupt der Jenischen-Gruppe im „Schwarzwaldkrimi“ las, war ihm sofort klar, „dass es sich um eine Art Schamane handeln muss. Ich wusste nach wenigen Sätzen, wie er auszusehen hat – und das Kostüm habe ich mir selbst von zu Hause mitgebracht.“ Bei den Dreharbeiten hat Rohde „echte“ Jenische kennengelernt: „Sie haben als Komparsen mitgespielt. Einer von ihnen hat mir ein Stahlmesser geschenkt, bei dem Griff und Klinge aus einem Guss sind. Ein hervorragendes Messer!“

Ein Aussteigerleben, als jemand, der reist, aber nie irgendwo ankommt? „Kann ich mir absolut vorstellen. Mir, wie auch meinem Bruder, sagte man immer nach, dass ich im Kommen schon gehe“, erläutert Armin Rohde. Nur das ständige Beisammensein in einer Gruppe wäre nicht seins: „Ich war nie ein Cliquen-Mensch. Eher ein Einzelgänger oder in Gesellschaft von ein, zwei, drei Ausgewählten. Selbst im Familienverbund war ich immer der Ausbüxer, der bei Feiern oft fehlte.“

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Neue Wege erkundet Rohde aber auch im übertragenen Sinne: „Ich habe jahrzehntelang als Schauspieler gelebt. Im Moment fühle ich mich viel mehr als Fotograf, das wird zu einer riesigen Leidenschaft“, sagt er. Mittlerweile stellt er seine Fotografien öffentlich aus, verkauft seine Werke. „Ich bin mit meinen 70 ein Shootingstar in der Fotoszene –  das ist verrückt!“

Ein Mann im dunklen Anzug steht vor einer Werbewand und macht Fotos.

Derzeit noch lieber hinter der Foto- als vor der Filmkamera: Armin Rohde – hier im September 2025 beim Deutschen Fernsehpreis in Köln.

Apropos 70 – macht sich Alterswehmut breit? „Wenn ich erzähle, dass ich 70 bin, warte ich immer darauf, dass jemand sagt: ‚Das glaub' ich nicht‘! Aber das bleibt immer öfter aus…“ In „Vogelfrei“ spielt er einen Großvater. Enkel und Kinder hat Rohde im echten Leben nicht. „Kinder gehörten nie zu meiner eigenen Lebensplanung. Ich war der älteste von vier Geschwistern und als ich ausgezogen bin, wollte ich in meinem Leben nicht mehr zuständig sein für Jüngere.“ Kürzer treten kommt für den 70-Jährigen übrigens auch nicht infrage. „Ein Rentnerleben kann ich mir nicht einmal vorstellen.“