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ARD-„Tatort“Neuer Fall aus Berlin fordert von Kommissar fiesen „Körpereinsatz“

Robert Karow (Mark Waschke) muss im „Tatort: Das Opfer“ nach dem Tod seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) alleine ran, bevor er demnächst mit Corinna Harfouch einen neuen Co-Star bekommt. Der Solo-Fall erzählt von einem erschossenen verdeckten Ermittler, den Karow in seiner Jugend gut kannte. Bald wandelt er auf den Spuren von dessen Leben. (Bild:  rbb / Stefan Erhard)

Robert Karow (Mark Waschke) muss im „Tatort: Das Opfer“ allein ermitteln.

Nach dem Tod seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) ermittelt Robert Karow (Mark Waschke) im ziemlich cleveren Berliner „Tatort: Das Opfer“ allein. Dabei lernt man viel über die Vergangenheit des ruppig-sensiblen Ermittlers. Ein Krimi mit fiesem „Körpereinsatz“ und Wendungen zum Zungeschnalzen.

Die maximal undefinierte Beziehung des Berliner „Tatort“-Ermittlers Robert Karow (Mark Waschke) zu seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) ist vorbei. In ihrer spektakulären Abschlussfolge vom Mai 2022, „Das Mädchen, das allein nach Haus' geht“, fand die Figur Nina Rubin den Tod.

Robert Karow, diesmal mit Bart sowie Bomberjacke und angelotterten Jogginghosen unterwegs, ermittelt im „Tatort: Das Opfer“ solo. Dass enge verblichene Beziehungen jedoch niemals so ganz vorbei sind, erfährt Karow, als in einem Waldstück die Leiche Maik Balthasars (Andreas Pietschmann) gefunden wird.

ARD-Krimi: Verdeckter Ermittler wird tot aufgefunden – enger Jugendfreund von Karow 

Maik war nicht nur verdeckter Ermittler, wie Karow an diesem Tag erfährt, sondern auch ein enger Jugendfreund von ihm. Irgendwann ist der Kontakt zwischen den beiden abgebrochen. Staatsanwältin Sara Taghavi (Jasmin Tabatabai) freut sich über Fingerabdrücke an der Tatwaffe, denn es sind Beweise gegen Clan-Chef Mesut Günes (Sahin Eryilmaz), den Taghavi schon lange jagt.

Alles zum Thema Tatort

Fall gelöst? Natürlich nicht, denn Karow findet Ungereimtheiten, ermittelt weiter und wird von Taghavi alsbald in den Urlaub geschickt. Den löst der eigenwillige Ermittler so, dass er heimlich in die leer stehende Tarnwohnung seines verstorbenen Freundes Maik einzieht, seinen Look annimmt (Jogginghosen!) und auch ein bisschen dessen Leben.

Karow raucht Maiks Zigaretten oder hängt in „Memo's Tattoo & Döner“ ab, wo der sympathische Memo (Burak Yigit) Essen, Nadeln und manchmal auch eine Information serviert. Ebenfalls im Fokus Karows: Ein Nachtclub des mittlerweile inhaftierten Gangsterbosses Günes, in dem Maik viel Zeit verbrachte. Dabei lernte er offenbar die Prostituierte Camilla (Kim Riedle) kennen. Auch Karow sucht die Nähe des blonden Nachtschattengewächses.

„Tatort“ Berlin: Mark Waschke alias Robert Karow bekommt neue Ermittler-Kollegin 

Es ist ziemlich clever, was der mit dem Grimmepreis ausgezeichnete Drehbuchautor und Spezialist für äußerst clevere Thriller-Plots, Erol Yeliskaya („Tatort: Parasomnia“, „Tatort: Meta“), mal wieder mit den Zuschauerinnen und Zuschauern anstellt. Normalerweise gibt es die ausgefuchsten Geschichten Yesilkayas im Doppelpack mit der Regie Sebastian Markas. Bei „Das Opfer“ saß diesmal jedoch Stefan Schaller („5 Jahre Leben“) auf dem inszenatorischen Chefsessel.

Jener Mann, der mit „Polizeiruf 110: Sabine“ im Jahr 2021 den vielleicht besten unter vielen starken Krimis mit Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau drehte. In „Das Opfer“ arbeiten die beiden mit mehreren Motiven, die allesamt gut funktionieren: Da ist die alte Psychokrimi-Idee, dass einer das Leben des anderen übernimmt. Wobei sich immer die Frage stellt: Wird diese Person verrückt? Was ist real, was ist eingebildet? So etwas kann in einem ziemlich bekloppten Mummenschanz-Grusel enden. Tut es hier aber nicht.

Dass die Rolle des toten Maik – in Rückblenden – mit „1899“-Star Andreas Pietschmann besetzt ist, trägt ebenfalls zur Qualität dieses „Tatorts“ bei. Pietschmann, privat übrigens Ehemann von „Staatsanwältin“ Jasmin Tabatabai, versteht es ausgezeichnet, unprätentiös, aber effektiv Figuren mit Geheimnissen zu verkörpern. In „Das Opfer“ bleibt es aber nicht bei diesem einen Motiv.

Spätestens mit Einführung der Prostituiertenfigur (richtig stark: Kim Riedle) stößt ein weiterer Hauptcharakter zum Plot dazu. Einem Plot, der sich weiter in ungeahnte Richtungen entwickelt, die zum Zungeschnalzen gut ausgedacht sind, auch wenn sich Stimmung und Charakter des Films gefühlt zwei- oder dreimal ändern. Dabei – dies als Warnung an zarte Gemüter – wandelt sich der Psychogrusel der „Lebensübernahme“ ziemlich drastisch zum „Bodyhorror“, denn Ermittler Karow muss auf dem Lösungsweg mehrfach und körperlich ziemlich leiden.

Auf jeden Fall sollte man bei diesem starken Karow-Sololauf bis zum Ende dranbleiben. Denn wie heißt es so schön: Abgerechnet wird zum Schluss! Wie es mit Robert Karow und dem Berliner „Tatort“ weitergeht, steht indes bereits fest. Neue Partnerin im Berliner Revier wird Corinna Harfouch als Susanne Bonard. „Nichts als die Wahrheit“, ihr Einstiegsfilm und übrigens ein Zweiteiler, wurde bereits im Sommer abgedreht und soll im Frühjahr oder Frühsommer 2023 gesendet werden. (tsch