Klartext im „MoMa“Spahn packt den Lockdown-Hammer aus – er zeichnet ein düsteres Szenario

Jens Spahn spricht am Donnerstag (2. Dezember) kurz vor dem Bund-Länder-Treffen im ZDF-Morgenmagazin über einen möglichen Lockdown für Ungeimpfte.

Jens Spahn spricht am Donnerstag (2. Dezember) kurz vor dem Bund-Länder-Treffen im ZDF-Morgenmagazin über einen möglichen Lockdown für Ungeimpfte.

Vor einigen Wochen wollte er das Wort Lockdown noch nicht recht in den Mund nehmen, jetzt packt der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn den Hammer aus: Im ZDF-Morgenmagazin sprach er sich für den Lockdown für Ungeimpfte aus. Und zeichnete ein düsteres Szenario.

Auf die Frage, ob er einen Teil-Lockdown ausschließe, sagte Spahn noch in der vergangenen Woche: „Ausschließen sollte man in dieser Lage gar nichts, so bitter das ist.“ Wichtig sei, dass alles getan werde, um Schließungen von Kitas und Schulen zu vermeiden.

Da liebäugelte er noch, nun hat er sich festgelegt: Es braucht den Lockdown für Ungeimpfte. Das sagte er klipp und klar im ZDF-Morgenmagazin, kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern zu verschärften Corona-Maßnahmen am Donnerstag. 

Ab 11 Uhr trifft sich die Runde um MPK-Chef Hendrik Wüst (CDU) sowie Angela Merkel, Olaf Scholz und den Länderchefs, um eine härtere Gangart zu beschließen. Auch Wüst stellte schon klar: „Wir dürfen heute in der Ministerpräsidentenkonferenz keine halben Sachen machen, sondern müssen die vierte Welle entschlossen brechen.“

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Jens Spahn im ZDF: „Was tatsächlich wichtig ist“

Jens Spahn will scheinbar ebenfalls keine halben Sachen machen. Im „MoMa“ sagte er nun: „Was tatsächlich wichtig ist, ist quasi ein Lockdown für Ungeimpfte.“ Die große Zahl an Ungeimpften (über 12 Millionen Erwachsene) sei eben das, was „das Gesundheitssystem vor eine Herausforderung stellt“, erklärt der CDU-Politiker. Und weiter: „Wenn Sie auf die Intensivstationen schauen, wenn Sie schauen: Wo ist die Dynamik überhaupt auch bei den Infektionen, dann ist das bei dieser zu großen Zahl an Ungeimpften.“

Heißt: Ungeimpfte sollten sich wohl auf viele Einschränkungen einstellen. Schaut man auf die Beschlussvorlagen, werden wohl einige harte Maßnahmen auf sie zukommen. Auch Spahn erklärte im ZDF noch einmal, wie wichtig Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte seien.

Corona: Auch Spahn will flächendeckende 2G-Regelung

Und nicht nur das: Der Minister will auch eine 2G-Regelung (also Zugang nur für Geimpfte und Genesene) „konsequent in fast allen Lebensbereichen.“ Großveranstaltungen sollten abgesagt werden, Bars, Clubs und Diskos gänzlich geschlossen. „Wir sehen ja, in den Regionen in Deutschland – in Sachsen, in Bayern – wo sehr weitgehende Maßnahmen ergriffen wurden, scheint sich die Lage zu stabilisieren und zu verbessern“, sagte Spahn. „Die Maßnahmen wirken.“

Man brauche nun „massive Kontaktbeschränkungen und Reduzierungen, um jetzt diese Dynamik auch rauszubringen“. Dann zeichnete er ein düsteres Szenario: „Selbst wenn es ab morgen keine Infektionen mehr in Deutschland gäbe, werden wir trotzdem wahrscheinlich über 6000 Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland noch den nächsten Tagen sehen.“

Intensivmediziner sprachen bereits Warnungen aus

Damit gab er jene Warnung wieder, die bereits der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, tags zuvor zusammen mit dem Modellierer Andreas Schuppert aussprach. Bundesweit würden mittlerweile 4690 Covid-19-Patienten behandelt.

Eine weitere Steigerung bis Weihnachten auf um die 6000 Fälle gleichzeitig sei zu befürchten. Ohne größere Verlegungen und massive Anstrengungen deutschlandweit werde man nicht auskommen. 6000 Covid-19-Kranke auf Intensivstationen gleichzeitig – das habe es in Deutschland noch nie gegeben. 

Marx beschrieb die Situation als bedrohlich. Auch wegen der neuen Virusvariante Omikron gelte es, vorsorglich sofort und umfassend zu reagieren. (mg)