Ein gutes Zeichen im Krieg gegen Russland?Ukraine hebt Schnapsverbot in Kyjiw auf

Ein Bartender mixt einen Drink in einer Bar in Kyjiw.

Ein Barmann mixt am 22. Februar 2020 einen Drink in der Rooster Grill Bar in Kyjiw. In der Hauptstadt soll am Freitag das Alkoholverbot fallen.

Seit über einem Monat herrscht nun das Kriegsrecht in der Ukraine. Unter anderem wurde ein Alkoholverbot verhängt. Doch das soll jetzt fallen. Ein gutes Zeichen im Verlauf dieses Krieges?

von Alexander Haubrichs (ach)

Normalerweise hält Ilia Ponomarenko die Welt als Kriegsreporter des „Kyjiw Independent“ über den Verlauf des Krieges in der ukrainischen Hauptstadt auf dem Laufenden. In seinem Profil nennt er sich einen „Dorfjungen aus dem Donbas auf einem Kreuzzug für etwas Besseres“ und gibt neben seinem Faible für den Krieg und Waffen Bier und Heavy Metal als seine Hobbys an.

Aber diesen Tweet am Donnerstag, 31. März 2022, den schrieb er auch in eigener Sache. „Sie werden morgen das Alkoholverbot in Kyjiw aufheben. Ich bin sprachlos.“ Heißt: Zumindest in der von Vitali Klitschko (50) regierten Hauptstadt dürfen die Menschen am Wochenende einen Moment der Normalität erleben und sich eine Bar oder eine Kneipe suchen, die aufhat, um mit anderen Menschen ein Bier oder einen Wodka zu trinken.

Nach der Verhängung des Kriegsrechts ist es der ukrainischen Regierung unter anderem gestattet, ein Alkoholverbot auszurufen. Das soll aber jetzt wieder einkassiert werden.

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Entwarnung ist aber nicht angesagt, alle wissen, dass ein Frieden noch in weiter Ferne ist. Doch die Russen haben es nicht geschafft, rund um Kyjiw den Belagerungsring zu ziehen, die Versorgungslage ist in Ordnung, auch Schnaps gibt es in der Ukraine.

„Der Feind will das Herz unseres Landes erobern“, hatte Bürgermeister Klitschko vor wenigen Wochen festgestellt. Doch es ist nicht gelungen. Jetzt ringen die Ukrainer wieder um ein Stück Normalität und das passiert eben auch mit der Aufhebung des Alkoholverbots.

Die Twitter-Welt sagt Prost zur Ukraine und mahnt trotzdem

Die Reaktionen aus aller Welt sind mehr als freundlich. Ein „Cheers“ aus Las Vegas kommt genauso wie das augenzwinkernde Unken eines deutschen Followers auf Twitter, dass „Deutschland besser bei Schnapslieferungen sein könnte als bei den Waffen“. „Wenn jemand einen Drink verdient hat, dann ihr, Jungs“, schreibt ein Dritter.

Aber es gibt auch mahnende Stimmen. So schreibt ein Follower: „Ein Grund für den Erfolg der ukrainischen Truppen könnte das Alkoholverbot sein, während es auf russische Seite gerade bei den Söldnern viel Konsum geben soll.“ Und: „Es ist ein bisschen früh für einen Siegestrunk.“

Doch nach all den Bomben und all den Opfern haben die Ukrainer einen Moment des Abschaltens vielleicht einfach mal verdient. Journalist Ponomarenko jedenfalls freut es. Genauso wie die Nachricht, auf welche Art das ukrainische Militär den russischen Funkverkehr stört: Sie senden über die Frequenzen Ponomarenkos geliebte Heavy Metal Musik.