Ukraine-KriegPhosphorbomben über Mariupol – sie tragen angeblich perversen ESC-Schriftzug

Russland soll Phosphorbomen auf das Asow-Stahlwerk abgeworfen haben. Nach unbestätigten Angaben waren diese mit einer Aufschrift zum ESC markiert. Das Symbolfoto zeigt eine nicht explodierte Bombe auf dem Gelände eines Kindergartens in der Donbas-Region und steht nicht im direkten Zusammenhang.

Russland soll Phosphorbomen auf das Asow-Stahlwerk abgeworfen haben. Nach unbestätigten Angaben waren diese mit einer Aufschrift zum ESC markiert. Das Symbolfoto zeigt eine nicht explodierte Bombe am 14. Mai 2022 auf dem Gelände eines Kindergartens in der Donbas-Region und steht nicht im direkten Zusammenhang.

Hat das russische Militär auf den Sieg der Ukraine bei Eurovision Song Contest (ESC) mit einem Bombenhagel auf das Stahlwerk in Mariupol reagiert?

Es sind schlimme Bilder, die von ukrainischer Seite veröffentlicht wurden. Sie zeigen das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol. Nach ukrainischen Angaben wurde das Werk in der Nacht zum Sonntag (15. Mai 2022) mit Phosphorbomben beschossen – unmittelbar nach dem Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest (ESC).

„Die Hölle ist auf die Erde gekommen. Zu Asowstal“, schrieb der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram. Er sprach von Phosphorbomben. Unabhängige Beweise gab es zunächst nicht.

Nach ESC-Sieg der Ukraine: Asow-Stahlwerk mit Phosphorbomben angegriffen

Was sind Phosphoromen und warum sind sie so gefährlich?

  • Phosphorbomben richten verheerende Schäden an
  • Ihr Einsatz gegen Menschen ist verboten
  • Phosphorbomben enthalten ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk
  • Sie entzünden sich beim Kontakt mit Sauerstoff
  • Dadurch entsteht eine bis zu 1300 Grad Celsius heiße Flamme
  • Die Mischung aus weißem Phosphor und Kautschuk bleibt auf der Haut von Menschen haften
  • Beim Versuch, die Substanz wegzuwischen, dringt sie nur noch weiter in die Haut ein
  • Das kann zu Verbrennungen dritten Grades führen
  • Phosphorbomben können aus militärtaktischen Gründen eingesetzt werde
  • Feuer, das durch Phosphorbomben gelegt wurde, lässt sich nicht mit Wasser löschen

Andrjuschtschenko veröffentlichte dazu ein Video mit Luftaufnahmen, auf denen ein Feuerregen zu sehen ist, der auf das Werk niedergeht. Auf den zunächst nicht überprüfbaren Aufnahmen unklarer Herkunft war zudem Artilleriebeschuss der Industriezone zu sehen.

Der Kommandeur der Donezker Separatistenbrigade „Wostok“ (Osten), Alexander Chodakowski, und russische Kriegskorrespondenten veröffentlichten das Video am Sonntag ebenfalls und sprachen von einem Angriff auf das Werksgelände mit brandauslösenden Geschossen. Dabei soll es sich demnach um Brandraketen handeln, die mittels des Mehrfachraketenwerfers „Grad“ (Hagel) abgefeuert werden.

Russische Bomben angeblich mit Aufschrift zum ESC-Sieg der Ukraine

Andrjuschtschenko veröffentlichte zudem Bilder, die Aufschriften auf Bomben zeigen. Demnach soll das russische Militär damit auf den Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest (ESC) reagiert haben. Es war unklar, woher diese Fotos stammten.

Auf den mutmaßlichen Bomben ist auf Russisch zu lesen: „Kalusha, wie gewünscht! Auf Asowstal“ und auf Englisch „Help Mariupol – Help Asowstal right now“ (auf Deutsch: Helft Mariupol – Helft Asowstal sofort) mit dem Datum 14. Mai. Der Sänger der beim ESC siegreichen Band Kalush Orchestra hatte auf der Bühne in Turin diese Worte in einem Appell gesagt.

In ukrainischen Kommentaren war zu lesen, die Phosphorbomben seien der russische Gruß zum ESC-Sieg. Russische Medien berichteten in der Nacht zum Sonntag zwar von dem Sieg, anders als in den Vorjahren durfte das Staatsfernsehen die Show aber nicht zeigen. Russland ist wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom ESC ausgeschlossen.

In dem Stahlwerk haben sich nach ukrainischen Angaben rund 1000 Verteidiger von Mariupol verschanzt. Sie lehnen russische Aufforderungen ab, sich zu ergeben. In den russischen Hasskommentaren war mit Blick auf den Beschuss des Stahlwerks auch zu lesen, die Kämpferinnen und Kämpfer hätten nun genug Zeit gehabt, aus der Industriezone herauszukommen. Die ukrainische Regierung hatte erklärt, alles für die Rettung der Menschen von Mariupol zu tun. (dpa)