Experte mit düsterer Prognose zum Ukraine-Kieg„Sieht so aus, als wenn Russen den Sack zu machen“

Ukrainische Soldaten fahren Anfang April auf einem gepanzerten Mannschaftstransportwagen (APC) auf einer Straße in Bachmut, dem Schauplatz schwerer Kämpfe.

Ukrainische Soldaten fahren Anfang April auf einem gepanzerten Mannschaftstransportwagen (APC) auf einer Straße in Bachmut, dem Schauplatz schwerer Kämpfe.

Die Ukraine steht in und um Bachmut weiter unter Druck: Die russischen Streitkräfte halten den Druck auf die Stadt hoch, erzielen weitere Erfolge. Vor allem die Wagner-Söldner, die dort aktiv sind, konnten Fortschritte erzielen – trotz extremer Verluste. Ein Militärexperte analysiert die Lage nun.

Bachmut – die strategisch wichtige Stadt hat für Russland höchste Priorität, mittlerweile besetzten sie den größten Teil des Stadtzentrums inklusive des Bahnhofs im Norden und einige öffentliche Gebäude. Mit allen Mitteln versuchen die Invasoren, die ukrainische Verteidigung aus der Stadt zu vertreiben.

Monatelang ist es der Ukraine gelungen, eine Einkesselung zu verhindern. Doch nun ziehen sich die Soldaten langsam zurück. Russland hält den Druck hoch, greift von mehreren Seiten an. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, zwei Bezirke im Norden und Süden eingenommen zu haben. Die Lage spitzt sich zu: Sollte der Druck so hoch bleiben, könnte Bachmut in ein paar Wochen in russische Hand fallen. Hinzu kommt, dass die ukrainischen Kräfte akute Nachschubprobleme in der Region haben. 

Ukraine: „Die Situation in Bachmut ist nun eine andere“

Oberst a.D. Ralph Thiele erklärt im Gespräch gegenüber „T-Online“, dass ihnen nur eine Möglichkeit bleibe. Er stellt eine düstere Prognose auf. 

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Trotz der dramatischen Lage in und um Bachmut hält der ukrainische Präsident an der Stadt fest, einen Rückzug lehnt er ab. Eine Konferenz mit Spitzenmilitärs habe sich dafür ausgesprochen, die Verteidigung fortzusetzen „und unsere Positionen in Bachmut weiter zu verstärken“, sagte Wolodymyr Selenskyj Anfang der Woche.

Oberst a.D. Ralph Thiele kritisiert diese Haltung: „Dieses Gloria der ersten Tage verpufft, weil zum einen die Soldaten nicht mehr leben, die Erfolge am Anfang hatten und die Situation nun eine andere ist.“ 

Ukraine: Militärexperte mit düsterer Prognose zum Verlauf in Bachmut

Die Soldaten würden nicht mehr dort zur Verfügung stehen, wo sie wirklich gebraucht werden, so der Militärexperte. Er kritisiert ihren Einsatz an dem „Propaganda-Feldzug“.

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„Ich tue mich wirklich schwer, diesen Sinn der ukrainischen Operation zu erkennen. Mit einer Ausnahme: Man wollte die Russen ablenken, um von hinten durch die Brust ins Auge zu schlagen.“ Aber dieses Vorgehen sei eben nicht zu erkennen. „Die Armee schwächt sich damit nur selbst.“

Gibt es für die nahezu eingekesselten ukrainischen Truppen noch eine Chance, die Stadt zu sichern? Thieles düstere Prognose: „Bachmut ist weg. Aber das ist schon lange klar, seitdem die Russen die Stadt in einem ‚Hufeisen‘ eingebettet hatten, wo nur der Westen noch offen war. Im Augenblick sieht es so aus, als wenn die Russen den Sack zu machen.“

Vor allem die Versorgung seien nun das Ziel der Armee und der Wagner-Truppe. „Den ukrainischen Kräften im Westen geht Munition, Verpflegung und die Versorgung von Verwundeten aus.“ Es sei daher wichtig, sich jetzt in Sicherheit zu bringen, sonst drohe Gefangenschaft oder Tod. (mg)