Beeindruckende Szene im SaalAls Lawrow spricht, passiert es – auch Deutsche macht mit

Botschafterinnen und Botschafter verlassen den Saal in Genf, als der russische Außenminister am Dienstag (1. März) seine Rede verlas.

Botschafterinnen und Botschafter verlassen den Saal in Genf, als der russische Außenminister am Dienstag (1. März) im UN-Menschenrechtsrat seine Rede verlas.

Russlands Außenminister Lawrow versuchte erneut, mit abstrusen Argumenten den Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen. Doch diesmal hörte ihm niemand zu. Als er auf dem großen Bildschirm im Saal der Vereinten Nationen in Genf zu sehen war, kam es zu beeindruckenden Szenen.

Kiew wolle eigene Atomwaffen, in der Ukraine befänden sich noch alte sowjetische Nukleartechnologie, die russische Minderheit werde im Land terrorisiert: Am Dienstagmittag war vom russischen Außenministers Sergej Lawrow wieder einmal die übliche Propaganda-Leier zu hören, als seine vorab aufgezeichnete Rede im UN-Menschenrechtsrat zu hören und zu sehen war. Der brutale Angriff auf die Ukraine – er stellte ihn als Verteidigung der Menschenrechte dar.

Doch diesmal hörte ihm niemand im Saal zu. Die Diplomatinnen und Diplomaten haben sich eine beeindruckende Aktion überlegt.

Denn kaum war seine Rede auf dem großen Bildschirm im Saal zu sehen, verließen die meisten Vertreter den Raum geschlossen – aus Protest gegen die völlig falschen Informationen, die nicht nur Lawrow, sondern die gesamte russische Führung verbreiten. Und als klares Zeichen: Wir stehen zur Ukraine.

Diplomatinnen und Diplomaten versammeln sich neben der ukrainischen Botschafterin Jewjenija Filipenko (Mitte), die eine ukrainische Flagge hält. Während der russische Außenminister seine Rede hielt, verließen die meisten Botschafterinnen und Botschafter den Saal am Dienstag (1. März) in Genf.

Diplomatinnen und Diplomaten versammeln sich neben der ukrainischen Botschafterin Jewjenija Filipenko (Mitte), die eine ukrainische Flagge hält. Während der russische Außenminister seine Rede hielt, verließen die meisten Botschafterinnen und Botschafter den Saal am Dienstag (1. März) in Genf.

Vor den Türen der Konferenz wurde applaudiert. Die ukrainische Botschafterin Jewjenija Filipenko wurde von den Diplomatinnen und Diplomaten umringt, sie hielt eine ukrainische Flagge in ihren Händen.

Daran beteiligt: auch die deutsche UN-Botschafterin Katharina Stasch. „Der Menschenrechtsrat darf nicht als Plattform für Desinformation missbraucht werden“, erklärte sie die Aktion. „Die grotesken Behauptungen von Außenminister Lawrow müssen als das bloßgestellt werden, was sie sind: eine zynische Verdrehung der Tatsachen.“ Auch Deutschland war Ziel von Lawrows Desinformation: Er verglich in seiner Rede die aktuelle ukrainische Gesetzgebung mit Nazi-Deutschland.

„Jede Invasion ist eine Verletzung von Menschenrechten“, sagte auch der französische Botschafter bei der UNO in Genf, Jérôme Bonnafont, der Nachrichtenagentur AFP.

Krieg in der Ukraine: Lawrow bezeichnet Sanktionen erneut als „illegal“

Nur wenige Delegationen – darunter China und Nicaragua – sind im Saal geblieben, als Lawrow die Rede verlas. Ein brasilianischer Journalist hat die Szene auf Twitter geteilt. Auch Brasilien verzichtete auf einen Boykott und blieb im Saal.

Kiew wolle die Ukraine in ein „Anti-Russland“ verwandeln, erklärte Lawrow in seiner Rede, „um dem Westen zu gefallen“. Der Westen sei „besessen“ von Sanktionen, die vom Kreml als „illegal“ bezeichnet werden. Sie zielten nach seiner Darstellung auf das normale Volk ab. „Der Westen hat eindeutig die Kontrolle über sich selbst verloren, weil er seine Wut an Russland auslassen will.“ (mg)