Die Ukraine hat nicht nur mit dem Krieg zu kämpfen. Millionen Tonnen Getreide stecken fest und können nicht ausgeliefert werden. Außerdem ist die Ernte in Gefahr und russische Soldaten stehen im Verdacht, Getreide gestohlen zu haben.
Drama in der Ukraine700.000 Tonnen Getreide verschwunden – dramatische Folgen
In der Ukraine geht gerade alles drunter und drüber. Jetzt ist auch noch das Getreide betroffen: Millionen Tonnen Getreide stecken nämlich dort fest und können nicht ausgeliefert werden. Aber warum?
Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zufolge stecken knapp 25 Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest. Eigentlich könne diese riesige Menge transportiert werden, doch die fehlende Infrastruktur und blockierte Häfen verhindern dies.
Ukraine: Getreide kann nicht ausgeliefert werden
Vor allem die blockierten Häfen sind ein großes Problem. Ursprünglich fand laut „tagesschau.de“ 75 Prozent des ukrainischen Außenhandels über die Seehäfen statt, doch die sind mittlerweile komplett geschlossen.
„Die Westgrenzen und die Donauhäfen sind heute die einzige Möglichkeit, zu exportieren und zu importieren“, sagte der stellvertretende Infrastrukturminister Juri Waskow. „Wir haben das Handelsvolumen über die Donauhäfen bereits vervierfacht.“ Außerdem sollen an der Westgrenze die vorhandenen Anlagen ausgebaut werden.
Russische Streitkräfte sollen ukrainisches Getreide geklaut haben
Der stellvertretende FAO-Direktor der Abteilung Märkte und Handel, Josef Schmidhuber, vermutet, dass russische Streitkräfte der Ukraine Getreide entwendet haben. Laut Berechnungen der FAO sind rund 700.000 Tonnen Getreide verschwunden.
Videos in den sozialen Medien legen diesen Verdacht nahe – auch Berichte von geklauten Agrargeräten und zerstörten Lagerhäusern stuft Schmidhuber als glaubhaft ein.
Wegen des Krieges lassen sich keine genauen Vorhersagen treffen, doch es sollen bereits 50 Prozent der Sommerkulturen angepflanzt worden sein.
Ukraine: Getreide-Ernte wegen Krieg in Gefahr
Das gestohlene Getreide und die verhinderten Exportmöglichkeiten sind gerade aber nicht das einzige Problem. Die französische Datenanalysefirma Karryos rechnet damit, dass die Ernte in diesem Jahr generell niedriger ausfallen wird, und zwar um etwa 35 Prozent. Dieses Jahr werden ungefähr 21 Millionen Tonnen Getreide hergestellt – das sind zwölf Millionen Tonnen weniger als letztes Jahr.
Es ist sogar mit noch weniger Ernte zu rechnen, da der Osten (wo sich der Großteil der Produktion befindet) der Ukraine stark unter Beschuss steht. Satellitenbilder der NASA helfen dabei, die Standorte der Felder ausfindig zu machen. Die ukrainische Regierung befürchtet sogar, die Hälfte ihrer gesamten Ernte zu verlieren.
Ukraine war der weltweit viertgrößte Exporteuer von Mais
Vor dem Krieg war die Ukraine der weltweit viertgrößte Exporteur von Mais und war kurz davor, der drittgrößte Exporteur von Weizen zu werden. Der UN-Generalsekretär António Guterres will dem Land wieder zu altem Glanz verhelfen.
So sagte er am 5. Mai 2022 in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats: „Eine sinnvolle Lösung für die globale Ernährungsunsicherheit erfordert die Wiedereingliederung der landwirtschaftlichen Produktion der Ukraine und der Lebensmittel- und Düngemittelproduktion Russlands und Belarus' in die Weltmärkte – trotz des Kriegs.“ (sai)