Der hochrangige Bundeswehr-General Martin Schelleis hat vor ernsten militärischen Gefahren für Deutschland gewarnt. Er ist einer der wichtigsten Kommandeure der Bundeswehr und beschreibt die aktuellen Bedrohungen für Deutschland.
Bundeswehr-General mit drastischer Warnung„Diese Raketen könnten ohne Weiteres Berlin erreichen“

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Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur Streitkräftebasis der Bundeswehr, bei einem Besuch des Logistikbataillons südlich von Magdeburg im Mai 2022: Schelleis hat vor ernsten militärischen Gefahren für Deutschland gewarnt.
„Wir werden akut bedroht und angegriffen“, sagte der Generalleutnant am Freitag (19. Juni). „Im Grunde haben wir schon einen Krieg: Krieg im Informationsraum, Cyberangriffe.“
Schelleis ist Inspekteur der Streitkräftebasis und Nationaler Territorialer Befehlshaber der Bundeswehr.
Als „realistische Szenarien“ nannte der Generalleutnant im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ „punktuelle Angriffe auf kritische Infrastruktur, etwa durch Spezialkräfte, mit Drohnen oder Speed-Booten, zur Störung unserer Lebensgrundlagen unter anderem mit militärischen Mitteln“.
Dafür seien „wir nicht gut aufgestellt“, warnte Schelleis. „Das muss man leider sagen.“
Bundeswehr-General: „Raketen könnten ohne Weiteres Berlin erreichen“
Hinzu kommen nach Ansicht des Kommandeurs Bedrohungen wie ein möglicher Beschuss mit ballistischen Raketen, die Russland im Raum Kaliningrad stationiert hatte. „Sie wurden jetzt wegen des Ukraine-Kriegs abgezogen, werden aber sicherlich wieder dort hinkommen“, sagte er. „Diese Raketen könnten ohne Weiteres Berlin erreichen. So, wie Putin einzuschätzen ist, sind Erpressungsversuche gut vorstellbar.“
Der Befehlshaber der zweitgrößten Organisationseinheit der Bundeswehr mit Verantwortung für deren gesamte Logistik beklagte, dass der Bundestag die klar definierten Bedürfnisse zur Landes- und Bündnisverteidigung lange Zeit nicht ausreichend finanziert habe.
„Man hat einfach nicht ernsthaft geglaubt, dass die Bundeswehr je wieder in großem Stil gefordert sein könnte oder gar eingesetzt werden müsste“, sagte er. „Deshalb hat man Defizite in Kauf genommen. Jetzt haben wir einen immensen Nachholbedarf.“ (afp/mg)