Russischer Ex-Kommandant warnt„Putin droht jetzt eine Meuterei“

Der Ex-Separatistenführer Igor Girkin (hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2014) warnt vor einer militärischen Rebellion.

Der Ex-Separatistenführer Igor Girkin (hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2014) warnt vor einer militärischen Rebellion.

Der frühere russische Kommandeur Igor Girkin warnte am Samstag, dass der russische Präsident Wladimir Putin mit einer „militärischen Meuterei“ der Wagner-Gruppe rechnen müsse. 

von Martin Gätke (mg)

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat kürzlich wegen der aktuell hohen Verluste mit dem Abzug seiner Truppen aus Bachmut gedroht. Die Versorgung sei mangelhaft, die Verluste wegen fehlender Munition fünfmal so hoch wie nötig. „Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken“, sagte er in einem Interview mit einem bekannten russischen Militärblogger. 

Am Samstag meldete sich dann Igor Girkin auf Telegram zu Wort, einst einer der militärischen Führer der separatistischen Volksrepublik Donezk und ein scharfer Kritiker der Putin-Regimes, dem er seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine eine zu schwache Haltung vorwirft. In einem Post schrieb er, dass diese Forderung nach einem Rückzug von Einheiten ohne die Zustimmung des Oberkommandos eine„ militärische Rebellion“ sei und nichts anderes.

Ukraine: Russischer Ex-Kommandant warnt vor Prigoschins „Ambitionen“

Der Wagner-Gruppe kommt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der russischen Streitkräfte rund um Bachmut zu, monatelang haben Prigoschin versucht, die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Häufig hat der Wagner-Chef das russische Verteidigungsministerium öffentlich dafür kritisiert, dass es den Kämpfern an Munition und Unterstützung fehle.

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In einem weiteren Post auf Telegram schrieb Girkin, dass Prigoschin die russische Militärführung „offen“ erpresst habe, indem er drohte, dass die Wagner-Gruppe ihre Stellungen verlassen würde, wenn die Frage der Versorgung nicht bis Freitag geklärt sei.

Der einstige russische Kommandeur schrieb auch von einer „offenen Erpressung“, Prigoschin sei sich bewusst, dass ein Abzug seiner Truppen angesichts der für das Frühjahr erwarteten Gegenoffensive der Ukraine „katastrophale Folgen“ für Russland haben könnte. Der Westen habe die ukrainischen Truppen mit moderner Militärausrüstung, Panzern, Artillerie versorgt, um das vom Land auf diese Gegenoffensive vorzubereiten.

Russland: Verfolgt Prigoschin politische Ziele?

Girkin hat Prigoschin und das russische Verteidigungsministerium heftig kritisiert. Bereits im letzten Monat sagte er laut „Newsweek“, dass die Absetzung Prigoschins „dringend notwendig“ sei. 

Der Grund: Seine „politischen Ambitionen“, seine „Psychopathie und Kriegsverbrechen seiner Organisation“, seine „Tendenz zur schamlosen und in vielerlei Hinsicht falschen Selbstdarstellung“ schade nur der gemeinsamen Sache, einem Sieg über die Ukraine. Werde Prigoschin nicht abgesetzt, drohe Putin demnach eine Meuterei, die es schleunigst zu unterbinden gelte. Weder seitens der russischen Regierung noch Prigoschins selbst gab es dazu eine Stellungnahme.

Bereits seit Monaten kursieren Gerüchte, Prigoschin hege politische Ambitionen. Ende des vergangenen Jahres wurde in US-Medien von einem angeblichen Whistleblower des russischen Geheimdienstes FSB berichtet, dass er es für wahrscheinlich halte, Prigoschin könne eine Gefahr für Putins Herrschaft darstellen. Er warnte vor einem internen Machtkampf und einem möglichen Bürgerkrieg in Russland.