Verstrahlt im „Roten Wald“Russische Soldaten leiden nach Tschornobyl-Einsatz an Strahlenkrankheit

Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt eine Nahaufnahme der Nuklearanlagen von Tschornobyl in der Ukraine während der russischen Invasion am Donnerstag, dem 10. März 2022.

Die Nuklearanlage in Tschornobyl während der russischen Invasion am 10. März 2022.

Die Eroberung der Nuklearanlagen von Tschornobyl hat für einige russische Soldaten offenbar schlimme Folgen. Sie sollen an Strahlenkrankheit erkrankt sein.

von Alexander Haubrichs (ach)

Verstrahlt im „Roten Wald“: Nach Angaben aus dem US-Pentagon und ukrainischen Quellen mussten gleich eine ganze Reihe russischer Soldaten wegen ihrer Strahlenkrankheit behandelt werden. Sie gehörten zu den Truppen, die die Reaktorruine von Tschornobyl eroberten, laut russischen Angaben, um die Ukraine daran zu hindern, eine schmutzige Bombe mit radioaktivem Material zu bauen.

Während ihres Einsatzes seien die Soldaten ohne Schutzkleidung durch den „Roten Wald“ gefahren, einem Pinienwald, dessen Bäume sich nach der Reaktorkatastrophe 1986 rot gefärbt hatten. Dabei sei radioaktiver Staub aufgewirbelt worden, den sie eingeatmet hätten, berichteten Arbeiter, die auf dem Gelände stationiert waren.

Soldaten in der Sperrzone im „Roten Wald“

Die gesamte Anlage von Tschornobyl in der Ukraine ist bis heute Sperrgebiet, doch vor allem der Rote Wald ist derart kontaminiert, dass nicht einmal die Arbeiter der Anlage ihn mit Schutzkleidung betreten dürfen. Ein russischer Konvoi soll aber durchgefahren sein – offenbar mit schlimmen Konsequenzen.

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Immer wieder würden russische Soldaten nach Gomel in Weißrussland gebracht werden, um dort bei Spezialisten behandelt zu werden, wie der Mirror und die Agentur Reuters berichten. Im weißrussischen Fernsehen war von sieben Minibussen die Rede, die Patienten ins „Forschungs- und Behandlungszentrum für Strahlenmedizin“ gebracht hätten.

Tschornobyl: Ukraine warnt vor nuklearer Katastrophe

Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Vereshchuk warnte Russland vor einer möglichen Munitionsexplosion und forderte aus Angst vor noch schlimmeren Konsequenzen deshalb am Mittwoch, 30. März 2022 die Vereinten Nationen zum Handeln auf. „Wir brauchen auf dem Gelände eine entmilitarisierte Zone, überwacht durch die UN, um die Wiederholung einer nuklearen Katastrophe zu verhindern.“

Nun soll es nach US-Angaben erste Anzeichen geben, dass Russland die Truppen auf dem Gelände reduziert. Dass eine Sicherheitszone eingerichtet werden kann, gilt aber als unwahrscheinlich.