Ukraine-KriegRussischer Diplomat quittiert den Dienst: „Nie so sehr für mein Land geschämt“

Delegierte stehen am 11. Juli 2017 am europäischen Hauptquartier der Vereinten Nationen in Genf in der Schweiz im Konferenzsaal.

Boris Bondarew, russischer Diplomat bei den Vereinten Nationen in Genf, reichte am Montag (23. Mai 2022) seine Rücktritterklärung ein und fand ziemlich deutliche Worte gegen Russland. Das Symbolfoto aus dem Jahr 2017 zeigt das UN-Hauptquartier in Genf.

Er hat genug: Der russische Diplomat Boris Bondarew hat seinen Dienst quittiert und damit für ordentlich Zündstoff gesorgt. In seiner Rücktrittserklärung nahm Bondarew kein Blatt vor den Mund.

Boris Bondarew schmeißt hin. Der russische Diplomat am UN-Sitz in Genf hat seine Rücktrittserklärung eingereicht – und die hat es in sich.

In den 20 Jahren seiner diplomatischen Laufbahn habe er sich „nie so sehr für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres“, schrieb Boris Bondarew in seinem am Montag (23. Mai) bekanntgewordenen Rücktrittsschreiben.

Die Invasion im Nachbarland bezeichnete Bondarew als „Verbrechen nicht nur gegen das ukrainische Volk, sondern auch als das vielleicht schwerste Verbrechen gegen das russische Volk“.

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Rücktritterklärung als Protest gegen den Ukraine-Krieg

Der Buchstabe „Z“ - Symbol für die Unterstützung des Angriffskriegs - durchkreuze „alle Hoffnungen und Aussichten auf eine florierende freie Gesellschaft in unserem Land“.

Hillel Neuer, der Vertreter der UN-Watch, veröffentliche das Rücktrittschreiben von Bondarew auf Twitter. Er forderte in dem Tweet nun alle russischen Diplomaten bei der UN dazu auf, diesem moralischen Vorbild zu folgen und ebenfalls zurückzutreten.

Bondarew warf den Urhebern des Krieges vor, es gehe ihnen um nichts Anderes als darum, „für immer an der Macht zu bleiben“. Damit richtet er sich gezielt gegen Wladimir Putin. Weiter schrieb er: „Um das zu erreichen, sind sie bereit, so viele Leben zu opfern, wie es braucht. Tausende Russen und Ukrainer sind bereits dafür gestorben.“

Und auch wenn das Ministerium für Bondarew wie eine Art Heimat und Familie sei, könne er „nicht länger teilhaben an dieser blutigen, einfältigen und unnötigen Schande.“

Kreml distanziert sich nach Kündigung von UN-Diplomat

Der Kreml hat sich nach der Kündigung bei den Vereinten Nationen in Genf von Bondarew distanziert. „Man kann hier wahrscheinlich nur sagen, dass Herr Bondarew nicht mehr zu uns gehört - vielmehr, dass er gegen uns ist“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag (24. Mai) in Moskau nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax.

Peskow sagte: „Er hat die Handlungen der russischen Führung verurteilt - und die Handlungen der russischen Führung werden praktisch von der gesamten Bevölkerung unseres Landes unterstützt. Das bedeutet, dass sich dieser Herr gegen die allgemein vorherrschende Meinung unseres Landes ausgesprochen hat.“ (afp/dpa/kvk)