Kommentar zum Raketen-Einschlag in PolenWie der Westen jetzt dringend reagieren sollte

Als die Nachricht vom Raketen-Einschlag in Polen den G20-Gipfel in Indonesien erreichte, kamen die Staatsoberhäupter für Beratungen zusammen. Besonnenheit und Ruhe sind in solch einer undurchsichtigen Lage besonders wichtig, findet unser Autor.

Als die Nachricht vom Raketen-Einschlag in Polen den G20-Gipfel in Indonesien erreichte, kamen die Staatsoberhäupter für Beratungen zusammen. Besonnenheit und Ruhe sind in solch einer undurchsichtigen Lage besonders wichtig, findet unser Autor. 

Nach dem Raketen-Einschlag in Polen mit zwei toten Menschen geht die aktuell ohnehin angespannte internationale Situation in eine nächste heikle Phase: Befürchtungen werden laut, Russlands Krieg könnte auf das Territorium der Nato übergreifen. Doch noch ist vieles unklar. Deshalb ist es besonders wichtig, besonnen und ruhig zu handeln, findet unser Autor. Ein Kommentar.

von Martin Gätke (mg)

Als die Nachricht vom Raketeneinschlag auf einem polnischen Bauernhof mit zwei toten Menschen die führenden Staatsfrauen und -männer beim G20-Gipfel in Bali erreicht, war es noch mitten in der Nacht. Olaf Scholz telefonierte umgehend mit Andrzej Duda, dem polnischen Präsidenten. Auch Joe Biden versicherte Duda, das Bekenntnis der USA zur Nato sei „eisern“. Der Nationale Sicherheitsrat der USA will die Anschläge untersuchen.

Krisenmodus unter den westlichen Staaten: Die ohnehin angespannte internationale Situation verschärft sich zusätzlich. Das polnische Außenministerium erklärte kurz nach dem Einschlag, es handele sich höchstwahrscheinlich um eine Rakete russischer Bauart. Wolodymyr Selenskyj machte Russland verantwortlich. Außenminister Dmytro Kuleba sprach per Twitter von einer Verschwörungstheorie, für die er Russland verantwortlich machte.

Moskau wies dies naturgemäß zurück, sprach von „Provokation“. Der US-Präsident hingegen nennt dies „unwahrscheinlich“, die Rakete sei wahrscheinlich nicht von Russland aus abgefeuert worden. Auch Mutmaßungen über eine missglückte ukrainische Flugabwehr-Aktion werden laut. Dies wiederum wies Kyjiw zurück. 

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Kurzum: Es sind noch viele Fragen offen, die Lage ist sehr ernst – und die Sorgen sind zu Recht groß. Und genau aus diesem Grund gibt es nur eine richtige, eine wichtige Reaktion des Westens: Besonnenheit und Ruhe. Jetzt sollten keine voreiligen Schlüsse fallen, bei Mutmaßungen sollte Vorsicht gelten. 

Polen: Nach Raketeneinschlag - Putin sucht weiterhin die Eskalation

Denn eine Spirale der Eskalation wäre genau das, was jetzt Putin will. Sein Krieg war jüngst von zahlreichen Misserfolgen geprägt, die Ukraine holt sich allmählich ihr Land zurück und selbst Kreml-Anhänger, Ideologen und Propagandisten üben bereits offen scharfe Kritik an dem Präsidenten. Nato-Partner, die sich uneins sind, nicht geschlossen handeln, gar untereinander Streit aufkommen lassen – das würde ihm in die Karten spielen. Das darf nicht passieren. 

Deutschland und Europa sind dem Frieden verpflichtet, deshalb ist es neben Besonnenheit auch wichtig, den engen Schulterschluss zu zeigen. Und als geschlossener Block gegen den Kriegstreiber Putin aufzutreten. Russlands Krieg steht vor einer gefährlichen Eskalationsstufe, deshalb braucht es klare Signale in Richtung Kreml vom Westen.

Der jüngste Vorfall kann als Weckruf verstanden werden. Denn er zeigt auch, wie wichtig es ist, die Ukraine noch mehr zu unterstützen – Waffenlieferungen sind nun dringender denn je. Damit das Land in diesem Krieg Erfolge verzeichnen kann. 

„Wichtig ist, dass wir alle gleichzeitig klarmachen und klargemacht haben, dass all das ja nicht passiert wäre ohne den russischen Krieg gegen die Ukraine, ohne die Raketen, die jetzt intensiv und in großem Ausmaß auf die ukrainische Infrastruktur verschossen werden“, so beschrieb es Kanzler Scholz in einer Stellungnahme.