Nach dem Großangriff auf den Iran fordern viele Rache. Die Menschen in Israel sind besorgt.
Nach Großangriff auf IranLage eskaliert weiter: „Tod für Israel, Tod für Amerika“
Nach dem israelischen Großangriff auf den Iran sind die Menschen in Teheran wie in Tel Aviv in Aufruhr: „Tod für Israel, Tod für Amerika“, skandieren Bewohner am Freitag (13. Juni 2025) im Zentrum der iranischen Hauptstadt, schwenken Landesflaggen und Porträts des Obersten geistlichen Führers Ayatollah Ali Chamenei.
In Israel sind viele Menschen unterdessen besorgt über die militärische Eskalation des Konflikts mit dem Erzfeind Iran, bei dem Israel zahlreiche Ziele im ganzen Land angegriffen und die Befehlshaber der iranischen Armee und der Revolutionsgarden getötet hat.
„Wir können nicht zulassen, dass dieser Bastard weitermacht“
In schicken Teheraner Stadtviertel Nobonjad durchkämmen Rettungskräfte die Trümmer von zwei Wohnhäusern, die bei den israelischen Angriffen am Morgen getroffen wurden. Abgesehen von ein paar Demonstranten, sind die Straßen der Hauptstadt größtenteils menschenleer. Nur an Tankstellen bilden sich lange Warteschlangen.
„Als Iraner glaube ich, dass es eine vernichtende, scharfe Antwort geben muss“, sagt Ahmed Moadi. „Wie lange werden wir noch in Angst leben?“, fragt sich der 62-Jährige. „Wir können nicht zulassen, dass dieser Bastard weitermacht, sonst werden wir so enden wie der Gazastreifen“, sagt der 52-jährige Abbas Ahmadi mit Blick auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Der Iran müsse Netanjahu „vernichten“.
Auch Ahmad Rasaghi ist wütend: „Sie wollen uns unsere atomaren Fähigkeiten nehmen, das ist nicht akzeptabel“, sagt er in einem Echo der von der iranischen Führung seit Jahren wiederholten Argumentation.
Die Krankenschwester Farnusch Resajei sieht den israelischen Großangriff als Anfang vom Ende Israels: Das Land tue gerade „seinen letzten Atemzug“, ist sie überzeugt. „Mit Gottes Willen wird all das endlich zum Frieden führen“, hofft die 45-Jährige im bunten Hidschab.
Im israelischen Tel Aviv dagegen ist die Konditorin Vered Saar am frühen Morgen von einem Notfallalarm auf ihrem Handy geweckt worden. „Es war sehr beängstigend, ich konnte nicht wieder einschlafen“, erzählt die 54-Jährige. „Ich mache mir Sorgen um meine Kinder und auch um meinen Lebensunterhalt“, sagt sie. Am meisten Angst mache ihr die Aussicht auf „Unsicherheit und Chaos“ sowie „viele Verletzte“.
In Erwartung iranischer Vergeltungsangriffe rief Israel seine Bewohnerinnen und Bewohner am Morgen auf, Schutzräume aufzusuchen. Tatsächlich griff der Iran Israel mit rund 100 Drohnen an, die jedoch schon vor Erreichen israelischen Gebiets abgefangen wurden. Am Nachmittag heben die Behörden die Schutzraum-Anordnung auf, die Armee erklärt die Lage für „unter Kontrolle“.
„Wir können uns auf niemanden verlassen“
Trotzdem sind viele Israelis in tiefer Sorge. Universitätsdozent Or Hasson aus Tel Aviv fühlt sich hilflos: „Wir können uns auf niemanden verlassen. Wir haben eine Regierung, die mit unseren Leben und den Leben anderer spielt.“ Die einzige Konstante sei derzeit die Unsicherheit: „Wir leben von einem Moment zum nächsten, und das ist gleichzeitig anstrengend und entmutigend.“
Alex aus Tel Aviv dagegen begrüßt den israelischen Großangriff auf den Iran prinzipiell. „Der Iran ist kein guter Weltbürger, und sein Atomprogramm ist ganz klar ein Problem“, sagt er. „Ich glaube, irgendwann musste es einfach sein.“ (afp)