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Lage in Südostasien immer grauenvollerHier kann jeder Gang zum Supermarkt tödlich enden

In Yangon (Myanmar) beobachten Polizisten Mitte April sehr genau, was die Menschen auf den Straßen während des Neujahrsfestes treiben. Die Lage in dem Land bleibt dramatisch.

In Yangon (Myanmar) beobachten Polizisten Mitte April sehr genau, was die Menschen auf den Straßen während des Neujahrsfestes treiben. Die Lage in dem Land bleibt dramatisch.

Ein Jahr nach dem Militärputsch ist die Situation in Myanmar noch immer dramatisch: Jeder Gang zum Supermarkt kann tödlich enden. Wie es dazu kam und was das Regime für die Menschen bedeutet.

von Aurelia Steller (str)

Allen, die sich gegen die neue Regierung wehren, drohen Mord, Folter und Gefängnis. Dennoch kämpfen zahlreiche Menschen erbittert um ihre Freiheit.

Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass das Militär in Myanmar gewaltsam die Macht an sich riss. Und das ausgerechnet, als sich die fragile demokratische Ordnung nach Jahren der Unterdrückung endlich zu etablieren schien.

Myanmar: Die Geschichte hinter dem Militärputsch

Militär und Regierung haben in Myanmar eine ganz eigene Vorgeschichte. Schon seit den 60er Jahren herrschen dort, mit wenigen Unterbrechungen, de facto Militärs.

Bereits 1962 übernahm General Ne Win durch einen Staatsstreich die Macht über das südostasiatische Land – und untergrub die Demokratie wieder, bevor sie überhaupt die Chance bekam, sich zu beweisen.

Mit Ausnahme einer kurzen demokratischen Phase zwischen 1990 und 1996, regierten bis 2007 Militärs. Zahlreiche pro-demokratische Widerständler wurden kurzerhand verhaftet oder festgesetzt; darunter die Friedenskämpferin Aung San Suu Kyi, deren Hausarrest immer wieder verlängert wurde.

Demokratie in Myanmar: Kurzer Hoffnungsschimmer

Nach dem erstarkten Widerstand ab 2007 und internationaler Kritik am Militärregime, begannen die ersten, zaghaften Demokratisierungsversuche in Myanmar. 2010 fand überraschend die erste demokratische Parlamentswahl statt. Doch schon wenige Jahre später muss die Demokratie erneut einen herben Rückschlag hinnehmen.

2020 kam es zu einem Wahlergebnis, das den weiterhin einflussreichen militärischen Kräften so gar nicht gepasst haben dürfte: Die „Nationale Liga für Demokratie“ (NDL) erlangte die absolute Mehrheit.

Obwohl die Wahl von internationalen Wahlbeobachtern als fair und frei eingeschätzt wurde, kritisiert das Militär das Ergebnis aufs Schärfste und behauptet beharrlich, es handele sich um Wahlbetrug.

Myanmar: Militärputsch gegen die gewählte Präsidentin

Unter General Min Aung Hlaing putschte das Militär im Februar letzten Jahres schließlich gegen die demokratisch gewählte Regierung der Parteivorsitzenden Aung San Suu Kyi.

Dazu rief das Militär am 1. Februar einen angeblichen „Ausnahmezustand“ aus – praktischerweise genau an dem Tag, an dem eigentlich die neue Legislaturperiode beginnen sollte.

Obwohl Myanmar nur noch selten in der internationalen Berichterstattung auftaucht, ist die Situation im südostasiatischen Land weiterhin dramatisch.

Gut ein Jahr nach dem Militärputsch: So ist die aktuelle Lage in Myanmar

Seit Beginn des Militärputsches 2021 seien bis zum 19. April 2022 1773 Menschen getötet und 13.303 Personen verhaftet worden, wie die Menschenrechtsorganisation AAPP in ihrem täglichen Update bekannt gibt.

Es sei lebensgefährlich, auf die Straße zu gehen und Medikamente und Lebensmittel seien knapp, wie ARD-Sprecher Holger Senzel im Februar 2022 aus Singapur berichtete.

Aber entgegen der allgemeinen Erwartung, das Militär könne einen schnellen Sieg erringen, sei der Widerstand „heftiger denn je zuvor“ – eine ganze Nation vereine sich im Kampf gegen die unterdrückerische Regierung.

Myanmars Militärstaat: So wehrt sich die Bevölkerung

Was als friedlicher Protest begonnen habe, so Senzel, sei „längst ein Bürgerkrieg geworden“. Viele schließen sich dem militärischen Widerstand an, darunter auch Deserteurinnen und Deserteure der regierungsnahen Armee.

Doch auch friedlicher Widerstand kann Wirkung zeigen: anstelle des üblichen Trubels waren Straßen und Plätze zum myanmarischen Neujahrsfest im April wie leer gefegt – ein klares Zeichen an die Militärs.

Myanmar: Aung San Suu Kyi drohen 15 Jahre Haft

Allerdings sitzt die wohl wichtigste Figur im Kampf gegen das Regime noch immer im Gefängnis.

Der Pro-Forma-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi drohen nach Angaben ihrer Anwältin bis zu 15 Jahren Haft. Sie erwartet ihr nächstes Urteil, diesmal wegen Korruption. Doch egal, wie hart es ausfällt: Klar ist, dass sich an der Situation in Myanmar wohl so schnell nichts ändern wird. (str)