„Sagenhaft peinlich“Ex-Siemens-Chef meckert über Politiker – und blamiert sich bis auf die Knochen

Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser (hier 2020 in seiner damaligen Rolle als Vorstandsvorsitzender der Siemens AG am Rande des Wirtschaftsforums) macht sich mit einem Tweet zur Lachnummer im Netz.

Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser (hier 2020 in seiner damaligen Rolle als Vorstandsvorsitzender der Siemens AG am Rande des Wirtschaftsforums) macht sich mit einem Tweet zur Lachnummer im Netz.

Das ging mal so richtig nach hinten los: Der ehemalige Siemens-Boss Joe Kaeser ärgert sich bei Twitter über ein Flugzeug voller CDU-Politiker und einen FDP-Mann. Und macht sich damit zur Lachnummer.

von Martin Gätke (mg)

Joe Kaeser wollte mit seinem Tweet Kritik an der Corona-Politik üben – und an den Politikern gleich mit. Doch sein Gemecker ging nach hinten los. Der Ex-Chef des Weltkonzerns Siemens (war bis 2021 Vorstandsvorsitzender) blamierte sich in den sozialen Medien bis auf die Knochen.

Denn Joe Kaeser – durchaus bekannt für seine kontroversen Tweets – steckt voller Widersprüche.

Er wollte seinem Unmut Luft machen, als er im Flugzeug in die bayerische Landeshauptstadt saß. „Sitze gerade im Flieger nach München inmitten vom Abgeordneten, die sich hörbar über das Wochenende freuen…und nebenbei Internas [sic!] über den Gang hinweg austauschen“, schreibt Kaeser am Donnerstagnachmittag (4. Februar) in seinem Tweet. „Einige mit CSU-Bändchen. Einer von der FDP, der früher flache Kolumnen in Boulevard-Magazinen geschrieben hat.“

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Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser: „Steuergelder wohl besser woanders investiert“

Damit aber ist der Tweet nicht zu Ende. Mit Blick auf die Corona-Politik erklärt Kaeser, dass seine Steuergelder wohl besser woanders investiert wären. „Rechne gerade so ungefähr aus, wie viele davon ich mit meiner Einkommensteuer finanziere… Weiß nicht, ob dieses Geld nicht besser ausgegeben werden könnte“, erklärt der 64-jährige Bayer weiter. Seine Beispiele: „Für höhere Bezüge von Pflegekräften, Polizist*innen…und viele Menschen, die täglich WIRKLICH für die Bürger da sind.“

Ein Ex-Siemens-Chef, der den Kniefall vor Trump oder Russland nicht scheut – und sich jetzt als „woke“, als „wachsam“ gegenüber Missständen inszeniert? Und sich von oben herab über Politiker echauffiert? Die Reaktion jedenfalls folgt prompt.

Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser bekommt reichlich Kritik

Der FDP-Politiker und Parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium Thomas Sattelberger (72), der sich im Tweet angesprochen fühlt, schießt zurück: „Was flacher war, Ihre Verbeugung vor Trump und Putin oder meine Essays im Manager-Magazin mögen andere beurteilen. Aber ich verbitte mir die ehrenrührige Behauptung, ich hätte Internas ausgetauscht. Das mögen die CSUler gemacht haben, ich saß schweigend auf meinem Sitz.“

2017 war bekannt geworden, dass Turbinen, die Siemens für Russland geliefert hatte, auf die Krim gelangten. Dabei gelten für die von Russland annektierte Krim EU-Sanktionen für derlei Güter. Zudem hatte Kaeser Putin 2019 als einer von mehreren deutschen Top-Managern besucht und wurde dafür wiederholt kritisiert.

Micky Beisenherz über Joe Kaeser: „Sagenhaft peinlich“

„Sagenhaft peinlich“, urteilte auch Moderator Micky Beisenherz über den Tweet. „Ich will Sie ja gar nicht länger dabei stören, sich in einem Inlandsflieger lustvoll ins Herz einer jungen Generation hinein zu woken, aber: Was ist daran so schlimm, sich merklich übers Wochenende zu freuen?“, fragte er Kaeser.

Kaeser sitzt heute den Aufsichtsräten von Siemens energy und der Daimler Truck Holding vor. Vor der Bundestagswahl 2021 hatte er sich für die damalige Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ausgesprochen. Sie hätte die „größte Glaubwürdigkeit für eine nachhaltige und langfristige Erneuerung“, sagte er damals, und stehe für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft, die Deutschland brauchen würde. (mg)