Härtetest für amerikanische DemokratieGeht Trump bei einer Wahlniederlage freiwillig?

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US-Präsident Donald Trump im Lügensumpf: Allein in den ersten dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit verzeichneten Faktenchecker der „Washington Post“ über 20.000 falsche oder irreführende Aussagen. 

von Maternus Hilger (hil)

Washington – Noch wenige Tage bis zur Präsidentenwahl in den USA. Wird es der notorische Lügner Donald Trump (74) wieder schaffen oder beendet sein Herausforderer Joe Biden (77) den amerikanischen Albtraum?

Mit dem Countdown wächst die Spannung, aber auch die Sorge, ob und wie die amerikanische Demokratie diesen Härtetest meistern wird.

Diese Sorge ist begründet. Denn Trump hat wiederholt offengelassen, ob er bei einer Niederlage am 3. November freiwillig das Weiße Haus räumen würde. „Ich bin kein guter Verlierer. Ich mag es nicht zu verlieren“, sagte er erst vor Kurzem. Trumps innerparteilicher Gegner Mitt Romney warnte bereits vor Zuständen wie in Belarus, sollte der Präsident eine friedliche Machtüberübergabe verweigern.

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US-Wahl: Was bezweckt  Donald Trump?

Seit Monaten versprüht er das Gift, dass durch die Briefwahl das Ergebnis zu Gunsten Bidens manipuliert werden könnte. Die Briefwahl, die wegen der Corona-Pandemie mehr Amerikaner als jemals zuvor in Anspruch nehmen dürften, würde Betrug Tür und Tor öffnen, tönt er dreist – ohne dafür einen Beweis zu liefern.

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Jennifer Fresques macht ein Selfie, bevor sie ihren Stimmzettel in eine offizielle Wahlurne im Bundesstaat Utah einwirft. 

Natürlich gehe es ihm um den Schutz der Demokratie, behauptet er scheinheilig. Tatsächlich aber denkt er nur daran, wie er sich im Falle einer Pleite mit dem Hinweis auf möglicherweise gefälschte oder weggeworfene Briefwahlzettel behaupten kann.

Donald Trumps dreckiges Machtspielchen 

Sollte es einen Konflikt um das Wahlergebnis geben – besonders wenn es knapp ausfallen sollte – könnte dieser in der Tat vor dem obersten Gericht landen, in dem konservative Richter die Mehrheit haben. Ein dreckiges Spiel um die Macht in Trumps „United States of Absurdistan“.

Donald Trump ignoriert die Verfassung

Bei Trumps Anhängern kommt das Lügenmärchen von der Briefwahlverschwörung der Demokraten gut an. Sie halten seine Lügen, die er oft mit der Verächtlichmachung verfassungsrechtlicher Normen garniert, ohnehin für bare Münze.

Wie wenig Trump von der Verfassung hält (vielleicht kennt er sie ja auch nicht), zeigt eindrucksvoll eine Bemerkung von ihm vom Juli letzten Jahres. Artikel 2 der US-Verfassung gebe ihm das Recht, als „Präsident zu tun, was immer ich will“, meinte er großspurig.

Fakt ist aber: Artikel 2 räumt dem Präsidenten zwar viel, aber keineswegs unbeschränkte Macht ein.

Donald Trump: Aggressiv und gefährlich

Aufschlussreich ist, was der weltberühmte Psychotherapeut Otto Kernberg (92), der einst vor den Nazis aus Wien floh und bis heute in den USA praktiziert, in dem Buch von Manfred Lütz (66) „Was hilft Psychotherapie, Herr Kernberg?“ (Herder Verlag) über Trump sagt: „Er hat von seinem Vater gelernt, dass das Wichtigste im Leben Erfolg, Geld und Der-Größte-Sein ist und dafür darf man sich moralisch alles erlauben. Wer sagt, er könne ohne Weiteres auf der Fifth Avenue in New York jemanden erschießen und würde trotzdem gewählt, hat so etwas zumindest schon mal gedacht.“

Kernberg hält Trump für eine „unmoralische, kleinkarierte, arrogante Person, einen Mann, der kenntnislos, ungebildet und impulsiv reagiert. Er zeigt eine exzessive Aggressivität im Politischen, außerdem lügt er wie gedruckt, und wenn er geht, hat er dieses verachtend Großartige. Ich halte diesen Mann für gefährlich“.

US-Wahlen: Es steht viel auf dem Spiel

So gesehen steht am 3. November viel auf dem Spiel – letztlich vor allem das Ansehen der US-Demokratie. Man kann nur hoffen, dass das Ergebnis am 3. November eindeutig ist, so dass Trump im Falle einer Niederlage kein Hintertürchen offen bleibt, um die Legitimität der Wahl anzuzweifeln und sie mit Lügen in den Dreck zu ziehen.