„Wir sind hier“Gänsehaut-Video vom ukrainischen Präsidenten – scharfe Spitze gegen Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit einem Gänsehaut-Video auf Facebook gemeldet und alle Gerüchte um sein angebliches Abtauchen zum Schweigen gebracht.

von Jan Voß (jv)

Mit einem starken Video hat ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland die Stirn geboten. Zuvor waren Gerüchte verbreitet worden, Selenskyj habe bereits die Stadt verlassen oder verstecke sich in einem Bunker. Zudem erhob der Präsident schwere Vorwürfe gegen den Westen – allen voran Deutschland.

Mit weiteren ranghohen Politikern zeigte sich Selenskyj im Regierungsviertel von Kiew. „Wir sind alle hier“, sagte er. Dazu schrieb er: „Wir sind in Kiew. Wir verteidigen die Ukraine.“ Damit reagierte Selenskyj, der wie die anderen Spitzenpolitiker ein Uniformhemd trug, auf Gerüchte, er verstecke sich in einem Bunker oder habe sich aus dem Staub gemacht.

Wolodymyr Selenskyj: Gänsehaut-Video aus Kiew

Auf dem Video ist Selenskyj gemeinsam mit Ministerpräsident Denys Schmyhal sowie den Chefs der Präsidialverwaltung und des Parlaments in der ukrainischen Hauptstadt, sagte Selenskyj in einem kurzen Clip, den er am Freitagabend (25. Februar) auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Im Hintergrund des Videos (siehe oben) ist das Präsidialamt zu sehen.

Alles zum Thema Russland

Zudem äußerte Selenskyj Kritik am Westen – indirekt bekam Deutschland eine scharfe Spitze ab. Als Reaktion auf den russischen Einmarsch hatte sich die Europäische Union zwar auf Sanktionen verständigt. Das schärfste Sanktionsschwert (Russland vom internationalen Zahlungssystem Swift auszuschließen) zieht sie aber noch nicht. Dafür wird vor allem Deutschland verantwortlich gemacht.

Scharfe Spitze gegen Deutschland aus der Ukraine

Mit Blick auf die Luftangriffe auf die Ukraine und den Vormarsch russischer Bodentruppen auf Kiew sagte Selenskyj nun: „Haben die gestrigen Sanktionen Russland überzeugt? Am Himmel über uns und auf unserer Erde hören wir, dass dies nicht ausreicht.“

Selenskyj fügte hinzu: „Wir verteidigen unseren Staat allein. Die mächtigsten Kräfte der Welt schauen aus der Ferne zu.“

Der polnische Oppositionsführer und frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk wurde sogar noch deutlicher. „Diejenigen EU-Regierungen, die harte Entscheidungen blockiert haben, haben Schande über sich selbst gebracht“, schrieb Tusk am Freitag auf Twitter. Als Beispiele nannte er Deutschland, Ungarn und Italien.

Bundesregierung verteidigt Zurückhaltung

Die Bundesregierung verteidigte ihre Zurückhaltung. „Eine Aussetzung von Swift wäre technisch aufwendig vorzubereiten, hätte auch massive Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr in Deutschland und für deutsche Unternehmen im Geschäft mit Russland“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Deutschland sei beim EU-Gipfel in der Nacht zu Freitag mit seinen Bedenken auch nicht alleine gewesen. „Ich habe wahrgenommen, dass unter anderem Frankreich und Italien auch Einwände erhoben haben.“ (mit dpa)