Die Energie-Krise in Deutschland bringt Unternehmerinnen und Unternehmer zur Verzweiflung, die Sorge vor Entlassungen und Insolvenzen ist groß – ebenso wie die Wut auf die Politik des Wirtschaftsministers. Die ersten Chefinnen und Chefs gehen auf die Barrikaden.
„Macht mich einfach nur fassungslos“Firmen stinksauer auf Habeck, Chef mit übler Befürchtung
Sein Höhenflug findet vorerst ein jähes Ende: Robert Habeck, Hoffnungsträger der Grünen und einst beliebtester Politiker des Landes, stürzt im Beliebtheitsranking ab.
Wie „Bild“ am Montag (12. September) unter Berufung auf eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa berichtete, fiel der Grünen-Politiker im sogenannten Politikerranking von Platz eins auf sechs. Sein Platz übernimmt nun Parteigenossin Außenministerin Annalena Baerbock.
Habeck: Mittelstand wütend auf den Wirtschaftsminister
Der grüne Wirtschaftsminister büßt längst nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern an Popularität ein – sondern auch im Mittelstand. Vor allen Dingen seine AKW-Entscheidung wird scharf kritisiert. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer gehen nun auf die Barrikaden.
Die „FAZ“ hat nun die angespannte Stimmung des deutschen Mittelstandes eingefangen – zahlreiche enttäuschte und verärgerte Chefinnen und Chefs kommen zu Wort.
„Wenn es nur Ärger wäre, könnten wir damit umgehen“, so wird der Chef von Fripa einem mittelständischen Hersteller von Hygienepapier in Frankfurt am Main zitiert. Doch gerade Fripa befinde sich seit langem im Ausnahmezustand: Ansturm auf Toilettenpapier während der Corona-Pandemie, dann Kurzarbeit für die Belegschaft, nun die Gaskrise.
„Wir sind bereits vor Jahren der Empfehlung der Politik gefolgt und haben auf eine sehr umweltfreundliche Gasturbine gesetzt“, so der Chef sauer. Jetzt bereite die Turbine zahlreiche Sorgen.
Energie-Krise: Fast jedes dritte Unternehmen bangt um Existenz
Seit Wochen wird immer deutlicher, was in der deutschen Wirtschaft los ist: Hakle meldete Insolvenz an, Schuhhändler Görtz folgte. Jedes dritte Unternehmen bangt laut Umfrage des Industrieverbandes BDI um seine Existenz. Angesichts der explodierenden Energiekosten wächst die Angst vor dem Bankrott. Fast jedes zehnte Unternehmen hat die Produktion schon gedrosselt oder sogar unterbrochen, fast jede vierte Firma denke darüber nach oder sei bereits dabei, Unternehmensanteile oder Teile der Produktion sowie Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern.
Nun ist es ausgerechnet Habeck, der immer mehr ins Zentrum der Kritik rückt. Die Regierung hat bereits dafür gesorgt, dass viele Deutsche Entlastungen bekommen, es gibt Wohngeld, Strompreisbremse, Energiegeld. Allein die Unternehmerinnen und Unternehmer vermissen ihr Paket – auch wenn Habeck bereits einen Schutzschirm für den Mittelstand angekündigt hat. Laut „FAZ“ drohen die ersten Managerinnen und Manager schon mit Demonstrationen im Herbst.
Robert Habeck in der Kritik: „Macht mich einfach nur fassungslos“
„Wir steuern gerade durch die größte Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg“, wird der Chef einer Eisengießerei zitiert. „Wenn ich sehe, wie ideologiegetrieben Herr Habeck in dieser Situation immer noch handelt, dann macht mich das einfach nur fassungslos.“ Besonders Habecks Ansage, die letzten drei AKW nur in Bereitschaft zu halten, mache ihn sauer. „Das schlägt dem Fass den Boden aus“, ärgert sich der Unternehmer. Schließlich brauche Deutschland jede Kilowattstunde Strom, um die krassen Preise abzufedern.
Der Chef einer Bäckerei mit 25 Filialen und 300 Mitarbeitenden erklärt, er habe lange die Fahne gehalten für Habeck. Doch über seinen jüngsten Auftritt bei „Maischberger“, in denen er mit seinen Aussagen zu Insolvenzen für Unmut sorgte, sagt er nur: „Das war so peinlich.“ Er finde, Habeck treffe Entscheidungen, „die offensichtlich eher ideologisch sind als durchdacht.“
Habeck: Viel Wut und Empörung in der Wirtschaft - „Regierung muss etwas tun“
Er selbst spüre viel Empörung in der Wirtschaft, „wir werden verraten und verkauft.“ Gleichzeitig drängt er aber auch zur Besonnenheit, schließlich sei er auf Putin am wütendsten. „Deshalb muss man nicht nur zur Besonnenheit aufrufen, sondern wir müssen auch klar sagen: Die Bundesregierung muss etwas tun.“
Der geschäftsführende Gesellschafter eines ostwestfälischen Chemieunternehmens erklärte gegenüber der Zeitung, dass die derzeitigen Energiepreise „der Tod der Industrie in Deutschland“ seien. Seine eigene Produktion habe der Betrieb bereits um 20 Prozent gekürzt. „Zum ersten Mal seit 40 Jahren arbeiten wir am Wochenende nicht mehr.“ In Asien und den USA hätten einige Unternehmen schon andere Lieferanten gesucht, die günstiger produzieren.
Seine böse Befürchtung: Es werde reihenweise zu Entlassungen, Fabrikschließungen, Insolvenzen kommen. „Gerade in Familienbetrieben wie unserem, die beharrlich in Deutschland investiert haben und deshalb jetzt nicht auf Standorte im Ausland zurückgreifen können.“