Erstes TV-Duell zwischen AfD- und CDU-PolitikerMettbrötchen sorgte plötzlich für großen Zoff

Björn Höcke (AfD, l.) und Mario Voigt (CDU), Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen, am Donnerstag (11. April) beim TV-Duell bei „Welt TV“.

Björn Höcke (AfD, l.) und Mario Voigt (CDU), Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen, am Donnerstag (11. April) beim TV-Duell bei „Welt TV“.

Die Diskussion über das erste TV-Duell, bei dem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke eine bundesweite Plattform bekam, war kontrovers, die Erwartungen hoch. Hat Thüringens CDU-Chef Voigt den AfD-Mann gestellt?

Das TV-Duell war politisch aufgeladen und eine Premiere: Knapp fünf Monate vor der Landtagswahl in Thüringen traten CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt und AfD-Rechtsaußen Björn Höcke am Donnerstagabend zum Fernsehduell an. Im Studio des TV-Senders Welt lieferten sich der wohl umstrittenste AfD-Politiker und der CDU-Politiker mit Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt in Erfurt einen heftigen Schlagabtausch.

Thesen, Fakten und Zahlen zur Europa-, Wirtschafts- und Migrationspolitik wirbelten durcheinander - und manchmal wurde es auch eher trivial: Heißt es nun Mett- oder Gehacktesbrötchen in Thüringen? Nach Meinung einiger Fachleute - und der CDU-Spitze - war es richtig, das Risiko eines öffentlichen Disputs mit Höcke einzugehen, der vom Landesverfassungsschutz als Rechtsextremist gewertet wird. Aber es gab auch Kritik.

Erstes TV-Duell zwischen AfD- und CDU-Politiker

„Man sollte die Konfrontation mit der AfD suchen, sie stellen. Mehr davon - und nicht nur von der CDU“, so die Einschätzung des Politikwissenschaftlers Oliver Lembcke.

Der Verlauf des Duells widerlege „all jene, die davor gewarnt hatten, Höcke dieses Podium zu bieten und ihn so salonfähig zu machen“, sagte der Politikwissenschaftler und Publizist Albrecht von Lucke der Deutschen Presse-Agentur. „Voigt hat den Beweis erbracht, dass man die AfD inhaltlich stellen kann.“

Voigt hatte das Duell auch damit begründet, mit der bisherigen Vogel-Strauß-Politik sei die AfD nicht zu stellen. Immerhin hat sie seit ihrem ersten Antritt bei einer Thüringer Landtagswahl kontinuierlich zugelegt: 2014 kam sie auf 10,6 Prozent, 2019 auf 23,4 Prozent, und nun ist die Höcke-Partei Umfrage-Spitzenreiter.

Dass er Höcke bundesweit eine Plattform bot, hatte im Vorfeld auch für Kritik und Skepsis gesorgt, ebenso wie die Terminwahl am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald nahe Weimar.

Das waren die Themen

Anlass des TV-Duells der beiden Spitzenkandidaten zur Thüringer Landtagswahl am 1. September war ein Streit über Europapolitik - und damit begann auch die Sendung, die von den Welt-Journalisten Tatjana Ohm und Chefredakteur Jan Philipp Burgard moderiert wurde.

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Voigt und Höcke bekräftigten bekannte Positionen: Der CDU-Kandidat sagte, Höcke wolle, dass die Europäische Union sterbe und das „wäre eine Katastrophe für Deutschland“.

Höcke wiederholte, Deutschland müsse raus aus der EU und es brauche einen „lockeren Bund europäischer Staaten“. Beide warfen sich vor, Deutschland und der deutschen Wirtschaft zu schaden.

Tausende Menschen vor Ort

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So ging es weiter durch die Themen: Wirtschaftsstandort und Steuern, Migration, die Erinnerungskultur an Deutschlands NS-Vergangenheit bis hin zu Russlands Krieg gegen die Ukraine.

Vieles war nicht neu, die Kontrahenten blieben bei ihrer Parteilinie. Beim klassischen AfD-Thema Migration fiel auf, dass CDU-Politiker Voigt vergleichsweise scharf formulierte: Er sagte, illegale Migration sei ein Riesenproblem, die Lösung sei: „Null illegale Migration in Deutschland“.

Zoff um Bezeichnung für ein Brötchen mit rohem Hackfleisch

Höcke blieb bei dem Thema hingegen vage. Den Begriff „Remigration“ verwendete er in einem bisher wenig gebrauchten Sinn: Es gehe um Rückholung deutscher Auswanderer zurück ins Land. In der Regel meinen Rechtsextremisten mit „Remigration“, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Ins Schwimmen kam Höcke, als die Moderatoren ihn nach seinem Gebrauch der SA-Parole „Alles für Deutschland“ in einer Rede fragten. Er habe während der Rede nicht gewusst, dass „Alles für Deutschland“ eine SA-Parole sei, sagte Höcke, der Geschichtslehrer ist.

Teilweise gingen sich Voigt und Höcke persönlich hart an. So sagte der CDU-Politiker: „Wir werden keine neuen Unternehmensansiedlungen und auch keine neuen Fachkräfte gewinnen, wenn der Reichskanzler Höcke zur Eröffnung kommt.“ Der AfD-Mann konterte, Voigt äußere sich „radikalpopulistisch“ und verstehe seine Argumente nicht.

Fast am verbissensten stritten die beiden Politiker um die korrekte Bezeichnung für ein Brötchen mit rohem Hackfleisch - sinnbildlich ging es dabei um Heimatverbundenheit, denn Voigt ist Thüringer, während Höcke aus Nordrhein-Westfalen stammt. Es heiße Gehacktesbrötchen und nicht Mettbrötchen, belehrte der CDU-Mann seinen Kontrahenten. Höcke korrigierte sich. Tatsächlich wird gehacktes und gewürztes Schweinefleisch in Thüringen nicht als Mett bezeichnet. (dpa/mg)