Corona aktuellLauterbach lobt plötzlich Großbritannien – wegen Long Covid

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, hat nun die Briten gelobt. Dabei geht es um das Thema Long Covid. Unser Foto zeigt Lauterbach im Mai 2022 vorm Schloss Meseberg.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, hat nun die Briten gelobt. Dabei geht es um das Thema Long Covid. Unser Foto zeigt Lauterbach im Mai 2022 vorm Schloss Meseberg.

Karl Lauterbach (SPD) ist nicht nur Bundesgesundheitsminister, sondern auch jemand, der stets vor den Folgen der Corona-Pandemie warnt. Großbritannien lockerte schon sehr früh alle Maßnahmen, obwohl viele Menschen schwer krank waren und noch wurden – eigentlich kein gutes Vorbild. Doch nun lobt Lauterbach plötzlich die Briten.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich positiv über die Zahlenerfassung des Gesundheitswesens in Großbritannien geäußert. Dabei ging es um den Umgang mit Long Covid.

In einem Tweet vom 17. Mai 2022 schreibt der Bundespolitiker: „In U.K. werden die #LongCovid Fälle systematischer erfasst als bei uns.“ Er verweist dabei auf einen Tweet von Prof. Christina Pagel. Sie ist eine deutsch-britische Forscherin, die sich mit Optimierungsrechnung am University College London befasst.

Pagel dröselt mit einer staatlichen Statistik auf, dass allein in Großbritannien mehr als 400.000 Menscen nach einer Infektion mit der Mutante Omikron Long Covid entwickelt haben.

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Long Covid: Arbeitskräftemangel durch Krankenstand

In einem längeren Thread erklärt die Mathematikerin: „Heute meldet Großbritannien die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 50 Jahren – man kann durchaus sagen, dass es hier derzeit einen Arbeitskräftemangel gibt. Aber ein Teil der niedrigen Arbeitslosigkeit resultiert daher, dass wir weniger Menschen zum Arbeiten haben, weil sie langfristig krank sind.“ Hintergrund sei die Long-Covid-Situation im Land.

Die Bank of England hatte Long Covid in einer Veröffentlichung nun besonders hervorgehoben. Das Ergebnis: Es sind aktuell deutlich mehr Menschen in Großbritannien langzeit-erkrankt und dadurch nicht arbeitsfähig.

Die Zahlen decken sich fast mit dem, was das Office for National Statistics (eine britische Behörde – ähnlich dem Statistischen Bundesamt in Deutschland) erfasst hatte.

Long Covid: Datenlage in Deutschland eher mau

Karl Lauterbach nimmt das Statistik-Lob zum Anlass, für Impfungen zu werben: „Es zeigt sich, dass auch viele Geimpfte in der Omicron Welle betroffen sind. Trotzdem wäre die Zahl ohne Impfung viel höher, die Impfung schützt. #LongCovid alleine wäre Grund genug, sich impfen zu lassen.“

Wie sieht die Datenlage in Deutschland aus? Tatsächlich ist das Zahlenmaterial ernüchternd klein. Der „Deutschlandfunk“ berichtete jetzt: „Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen laut Bundesministerium für Gesundheit noch nicht vor. Es ist auch nicht abschließend klar, ob bestimmte Virusvarianten eher zu Long Covid führen als andere.“ Die Datenlage ist also mau.

Aber es gibt Anhaltspunkte für Berechnungen in Deutschland: „Der bevölkerungsrepräsentativen Mainzer Gutenberg-Covid-19-Studie zufolge berichten sechs Monate nach der Infektion rund 40 Prozent der Genesenen über mindestens eins dieser von der WHO klassifzierten Symptome. Befragt wurden Personen, die zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 positiv auf das Coronavirus getestet wurden“, berichtet der „Deutschlandfunk“.

Die Bundesweite Initiative für die Belange von Long COVID-Betroffenen hat sich Ende 2021 zur Studienlage geäußert. Das Ergebnis: „Zehn Prozent der nicht hospitalisierten SARS-CoV-2-Infizierten entwickeln infolge milder, moderater und zum Teil asymptomatischer Erkrankungen anhaltende, aber auch neu auftretende Beschwerden, die länger als drei Monate anhalten. 45 Prozent der Long-Covid-Betroffenen sind nach über sechs Monaten nicht in der Lage Vollzeit zu arbeiten, 22 Prozent sind arbeitsunfähig.“

Long Covid: Welche Symptome haben Betroffene

Was genau ist Long Covid? Da es sich um ein relativ neues Phänomen in der Medizin handelt, ist bisher noch keine große Forschungsgrundlage vorhanden. Klar ist aber, dass Long-Covid-Betroffene keine Ansteckungsgefahr für andere sind. Die häufigsten Symptome in der Übersicht:

  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Atemnot und Kurzatmigkeit
  • krankhafte Erschöpfung
  • mangelnde Belastbarkeit

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat sich mit einer Definition und Erklärung befasst.

Das RKI berichtet auf seiner Homepage: „Der Begriff Long Covid wurde zunächst den in sozialen Medien durch Personen geprägt, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion über langanhaltende gesundheitliche Einschränkungen berichteten. Die bereits Ende 2020 veröffentlichte Leitlinienempfehlung des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) definiert Long Covid als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von vier Wochen fortbestehen oder auch neu auftreten.“

Als Post-Covid-Syndrom werden demnach Beschwerden bezeichnet, „die noch mehr als zwölf Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können. Somit umfasst Long Covid sowohl im Anschluss an eine akute Covid-19-Erkrankung vier bis zwölf Wochen nach Symptombeginn noch bestehende Symptome als auch das Post-Covid-19-Syndrom.“ (dok)