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Brille, Muckis, flotte Sprüche„Bahnbabo“ wird zum heimlichen Gewinner bei Frankfurts OB-Wahl

Der als „Bahnbabo“ bekannte Peter Wirth posiert mit dem „Babo-Gruß“ an einer Straßenbahn.

Als „Bahnbabo“ ist Peter Wirth (hier am 10. Mai 2019) in Frankfurt schon eine bekannte Größe. Jetzt versuchte er sogar einen Sprung in die Politik.

Der „Bahnbabo“ erreicht bei der OB-Wahl in Frankfurt fünf Prozent der Stimmen. Damit ist er der heimliche Sieger. Und das ohne Unterstützung einer Partei, dafür aber mit jungen Fans in der Stadt.

von Marcel Schwamborn (msw)

Er trägt meist eine große Sonnenbrille, eine Bürstenfrisur, präsentiert sein breitestes Zahnpasta-Lächeln und spannt gerne den beeindruckenden Bizeps unter dem kurzärmeligen Hemd an. Peter Wirth (61) hat sich in den sozialen Netzwerken zum heimlichen Star gemausert.

Als „Bahnbabo“ kennen viele in Frankfurt den Straßenbahnfahrer. Vor allem Jugendliche feiern ihn ab und wollen Selfies. Gerne zeigt er dann den „Hang-Loose“-Gruß mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger. Diese Geste hatte er vor Jahren aus dem Hawaii-Urlaub mitgebracht.

„Bahnbabo“: Auf Anhieb Platz vier bei OB-Wahl in Frankfurt

Seinen Spitznamen bekam er vor etwa zehn Jahren von einer Gruppe Jugendlicher. Zunächst gab es bei einer Fahrt Stress, Wirth gelang es, die Lage zu deeskalieren und die Teenager zu beruhigen. „Du bist stabil“, hatte daraufhin einer zu ihm gesagt. „Du bist der Bahnbabo“, was soviel heißt wie „Chef“ oder „Anführer“.

Alles zum Thema Oberbürgermeisterwahl

Mit diesem Motto kandidierte der 61-Jährige nun bei der Frankfurter Oberbürgermeister-Wahl. Ohne Budget und ohne Unterstützung einer Partei ging er an den Start. Mit satten 5,1 Prozent landete er am Sonntag (5. März 2023) noch vor Linken, FDP und AfD. 10.397 Frankfurter Bürgerinnen und Bürger wählten Wirth.

Zur Wahlparty traf er erst verspätet im Frankfurter Römer ein. Zuvor musste er noch seine Schicht in der Linie 21 beenden. Seine Stammstrecke führt von Nied am DFB-Campus vorbei zum Stadion. In Niederrad holte er sogar 10,0 Prozent der Stimmen.

Die Verantwortlichen bei der Verkehrsgesellschaft Frankfurt kennen den Rummel um ihren Fahrer. „So einen gibt es nicht zweimal“, sagt Kommunikationschef Bernd Conrads zu EXPRESS.de. „Er spricht die Sprache der Menschen. Die Reaktionen belegen das eindeutig“. Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Seit Montag ist Wirth wieder mit der Straßenbahn unterwegs. Angesichts des Fahrermangels wird jeder gebraucht. „Ich bin wieder bei den fantastischen Menschen auf meiner Straßenbahn, wie die letzten 34 Jahre auch“, sagt der Hesse. „Ich habe keine zeitlichen Ressourcen, um eine Partei zu gründen.“

Für 350 Euro druckte er Plakate, holte sich für 70 Euro einen Bollerwagen und hängte alles persönlich auf. „Ich wollte zeigen, dass gute Politik auch anders geht. Die Menschen wollen jemanden mit Bodenhaftung, einen von ihnen. Das sollte sich der neue Oberbürgermeister zu Herzen nehmen und nicht nach partei-ideologischen Gesetzmäßigkeiten entscheiden, sondern nach Sachverstand.“ Schauen Sie sich hier einen Tweet vom „Bahnbabo“ zum Wahlabend an:

Der „Bahnbabo“, der dank des eingetragenen Künstlernamens so auch offiziell auf dem Stimmzettel stand, war mit einer klaren Agenda an den Start gegangen. Natürlich plädierte er für bessere Bedingungen im öffentlichen Personennahverkehr. „Zudem muss mit den Luxussanierungen und der Gentrifizierung endlich Schluss sein. Das macht die sozialen Gräben nur noch tiefer.“

Wirth beeindruckt die jungen Leute nicht nur durch seine flotten Sprüche, die er auch schon mal in Reimform während der Bahnfahrt durchsagt. Er ist Gedichteaufsager, Witzereißer und Gute-Laune-Verbreiter – was er sogar in einem eigenen Buch verewigt hat.

Seit fast 40 Jahren betreibt er Kraftsport, nutzt Pausen während der Schicht für Klimmzüge, übt den Spagat und nimmt sich täglich Smoothies, Müsli und Proteine mit in die Fahrerkabine. Ehefrau Heike fährt ebenfalls Straßenbahn in Frankfurt, beide lernten sich in der Tanzschule kennen.

„Bahnbabo“ unterstützt Verein „MainLichtblick“ für kranke Kinder

Seine Beliebtheit in den sozialen Netzwerken will der „Bahnbabo“ weiter für die gute Sache nutzen. Seit Jahren engagiert er sich für den Verein „MainLichtblick“, der kranken Kindern Wünsche erfüllt, und sorgt für Spenden.

Auch wenn der kurze Ausflug in die Politik nun beendet ist, will sich der dichtende Bahnfahrer weiter um die Jugend in seiner Stadt kümmern. „Es gibt so viele junge Leute, die sich auf dem Abstellgleis befinden, die direkt Richtung Prellbock fahren. Und das ist eine ganz schlimme Sache.“