Nach Streit-Auftritt in IstanbulTürkische Gemeinde in Deutschland kritisiert Baerbock

Offene Konfrontation in Istanbul: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Mevlüt Cavusoglu während eines Pressestatements am 29. Juli.

Offene Konfrontation in Istanbul: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Mevlüt Cavusoglu während eines Pressestatements am 29. Juli.

Mit ihrer offenen Konfrontation mit ihrem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu sorgte Außenministerin Baerbock in Istanbul für einiges Aufsehen. Jetzt hat sich die Türkische Gemeinde in Deutschland dazu geäußert – sie übt Kritik und äußert ihre Befürchtung. 

Nach dem offenen Streit zwischen Außenministerin Annalena Baerbock und ihrem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu in Istanbul hat die Türkische Gemeinde in Deutschland den Umgang kritisiert.

„Ich hätte mir gewünscht, dass bestimmte Themen diplomatisch hinter verschlossenen Türen besprochen worden wären“, sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag). „Man sollte jedenfalls andere Methoden finden, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Die beiden hätten „die Sprache der Diplomatie verlassen“ und „jeweils Botschaften für die Innenpolitik“ formuliert. Die Gemeinde fürchtet, dass türkeistämmige Menschen in Deutschland das Nachsehen haben. „Wir erwarten, dass die türkisch-stämmige Bevölkerung unter diesen Verhältnissen nicht leidet.“ Das sei in der Vergangenheit bei ähnlichen Konfrontationen leider passiert.

Sofuoglu lobte den Antrittsbesuch der Grünen-Politikerin in der Türkei aber auch: „Ich sehe bei Frau Baerbock einen gewissen Paradigmenwechsel.“

Er fügte hinzu: „Sie hat erstmals die Opposition besucht. Ich finde das gut. Denn die Opposition kann immer auch die nächste Regierung bilden. Deshalb sollte man die Beziehungen pflegen.“

Auch der türkische Oppositionspolitiker Mithat Sancar lobte die deutsche Außenministerin für ihre klaren Worte: „Direkte Aussagen und Konfrontation sind manchmal unausweichlich, nicht nur erforderlich“, so der Co-Vorsitzende der pro-kurdischen Partei HDP.

Baerbock hatte am Freitag ihr einziges Treffen mit einem türkischen Regierungsvertreter in der Bosporus-Metropole Istanbul.

Dort wurde die gemeinsame Pressekonferenz mit Cavusoglu zur offenen Konfrontation über die erwartete türkische Offensive in Nordsyrien, die Inhaftierung des Oppositionellen Osman Kavala in der Türkei und vor allem über den Insel-Streit zwischen Griechenland und der Türkei. Am zweiten Tag ihres Besuchs traf Baerbock Vertreter der Opposition in der Hauptstadt Ankara. (dpa/mg)