„Anne Will“Expertin reißt der Geduldsfaden: „Russland macht die Ukraine platt“

Sicherheitsexpertin Claudia Major am Sonntag (20.06.2022) zu Gast bei "Anne Will".

Sicherheitsexpertin Claudia Major sprach am Sonntag (20. Juni) bei „Anne Will“ Klartext.

Talkmasterin Anne Will fragte am Sonntag: „Solidarität mit der Ukraine – wozu sind Deutschland und Europa bereit?“ Dabei ging es nicht nur um die Frage, wann das Land in die EU aufgenommen werden kann, sondern auch, ob Deutschland wirklich militärisch genug tut. Eine Sicherheitsexpertin äußerte hier klar ihre Meinung.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba Ukraine ließ keinen Zweifel daran, was passieren würde, wenn der Westen der Ukraine keine Waffen mehr schicken würde: „Wenn wir keine Waffen erhalten, in Ordnung, dann werden wir mit Schaufeln kämpfen, aber wir werden uns verteidigen, denn dieser Krieg ist ein Krieg um unsere Existenz.“

Mehr Klartext ging nicht in der ARD-Talksendung „Anne Will“ am Sonntagabend (20. Juni). 

Kuleba sagte weiter: „Je früher wir also Waffen erhalten, je früher sie gesendet werden, desto größer ist die Hilfe für uns. Wenn Waffen später geschickt werden, werden wir nach wie vor ‚danke‘ sagen, aber dann wird viel verspielt sein, viele Menschen werden gestorben sein.“

Kuleba erklärte weiter, dass niemand glauben solle, dass die Ukraine ohne Waffenlieferungen eher zu Zugeständnissen bereit wäre. „Je später sie uns die Waffen schicken, desto mehr Menschen werden vorher sterben und desto mehr Menschen werden den russischen Grausamkeiten zum Opfer fallen und mehr ukrainisches Territorium wird von den Russen erobert werden.“ Er machte die grausame Logik deutlich.

Kuleba sagte weiter, sein Land habe deutlich weniger Waffen als Russland zur Verfügung, Putin sei in vielem zahlenmäßig überlegen. „Wir können den Krieg nicht mit einem solchen Ungleichgewicht gewinnen.“ 

„Anne Will“: Kuleba spricht Klartext – „Das müssen die Deutschen wissen“

Auf die Frage von Will, ob Kuleba es dem Kanzler übel nehme, dass Scholz auch weiterhin den Dialog mit Putin suche, sagte der: „Putin hat bereits vor dem Krieg alle angelogen, das müssen die Deutschen wissen.“ Noch kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine habe er versichert, niemanden angreifen zu wollen – das habe sich als Lüge herausgestellt. „Ob der Westen mit ihm spricht oder nicht – Putin sucht keinen Dialog. Er tut, was er will.“

Fest steht: Die Frage nach dem richtigen Maß bei Waffenlieferungen polarisierte die ARD-Runde. Während die einen den vorsichtigen Weg des Kanzlers verteidigten, wollen andere mehr Unterstützung. So zum Beispiel Sicherheitsexpertin Claudia Major, die Kulebas Analyse unterstützt.

„Anne Will“: Expertin lässt keinen Zweifel – „Dann wäre es um uns schlecht gestellt“

Ihr schien in der Sendung nach all den Diskussionen darüber, ob es wirklich genug Hilfe vonseiten Deutschlands gibt, der Kragen zu platzen: „Russland macht die Ukraine platt und zerstört alles. Es ist doch die Frage, wie lange die Ukrainer das aushalten können.“ Sie sagte, dass der Krieg noch lange dauern werde und dass nun der Ukraine die Waffen ausgingen.

Es müsse jetzt klar im Interesse des Westens und Deutschlands sein, dem Land die Waffen zu liefern, die es brauche. Sie ließ bei ihrer Ausführung keinen Zweifel daran, wie gefährlich es für den Rest Europas wäre, wenn Russland gewinnen würde. Dann existiere die Ukraine nicht mehr.

Sie wies in dem Zuge auf Polen hin, die aus eigenen Beständen nach Absprache mit der Nato T-72 Panzer russischer Bauart an die Ukraine geliefert hatte. Major: „Sollte die Ukraine verlieren, dann wäre es um unsere Sicherheit extrem schlecht gestellt. Wir müssen uns fragen: Tun wir genug?“ Die Antwort laute ihrer Meinung nach derzeit: nein. (mg)