„Fassungslos, ratlos“Merkel schildert schockierende Corona-Lage und findet bittere Worte

Angela Merkel (hier am 2. Dezember) hat sich in einem letzten Podcast an die Bürger gewandt.

Angela Merkel (hier am 2. Dezember) hat sich in einem letzten Podcast an die Bürger gewandt.

Angela Merkel hat sich mit eindringlichen Worten an die Deutschen gewandt. Vor dem Hintergrund der dramatischen Corona-Lage bedarf es entschlossenem Handeln, so die scheidende Bundeskanzlerin.

von Jan Voß (jv)

Es war der wohl letzte Podcast von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Über 600 Mal war der Podcast in den 16 Jahren Kanzlerschaft online gegangen. Nun verabschiedete sich Merkel von den Bürgern. Die Kanzlerin fand teils bittere Worte, nutzte das Format aber auch noch einmal, um sich mit einem eindringlichen Appell an die Öffentlichkeit zu wenden.

Sorge bereitet der scheidenden Bundeskanzlerin vor allem die Corona-Pandemie. Merkel sprach von einer „sehr ernsten Lage“. Es lägen noch einmal schwere Wochen vor uns, die nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu bewältigen sei, so Merkel.

Angela Merkel über dramatische Corona-Lage in Deutschland

In einigen Teilen Deutschlands könne man nur von einer dramatischen Corona-Situation sprechen. Merkel zeichnete ein schockierendes Bild: „Übervolle Intensivstationen, Schwerkranke, die quer durch Deutschland geflogen werden müssen, um die nötige Versorgung zu bekommen - und zurzeit Tag für Tag eine so schrecklich hohe Zahl von Menschen, die das Virus das Leben kostet.“

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Jeder hinterlasse Familien oder Freunde „fassungslos, ratlos, hilflos“. Dies sei vor allem auch deshalb so bitter, „weil es vermeidbar wäre“, erklärte die geschäftsführende Bundeskanzlerin weiter.

Angela Merkel bat die Bevölkerung daher eindringlich, das Coronavirus ernst zu nehmen. „Lassen Sie sich impfen“, sagte sie. Jede Impfung helfe, denn dem Geimpften gebe sie Sicherheit und eine hohe Impfquote helfe letztlich allen, „als Land diese Pandemie hinter uns zu lassen“.

Angela Merkel dankt sich bei der vernünftigen Mehrheit

Ausdrücklich zu Dank verpflichtet sei sie denen, die sich in dieser schweren Zeit vernünftig und verständnisvoll an die Regeln halten. „Sie machen die große Mehrheit in unserem Land aus. Sie zeigen täglich den Bürgersinn, der so wunderbar an unserem Land ist - und ohne den kein Bundeskanzler und keine Regierung etwas erreichen kann.“

Die Kanzlerin zog außerdem eine zufriedene Bilanz ihrer über 600 Podcasts, in denen sie sich in den vergangenen Jahren regelmäßig am Wochenende an die Bevölkerung gewandt hatte. Bei der ersten Folge vor über 15 Jahren sei das Format „eine ziemliche Besonderheit“ gewesen.

„Ich habe den Podcast immer als eine Möglichkeit gesehen, Ihnen direkt über Themen zu berichten, die mir am Herzen liegen“, sagte sie. Besonders in Pandemie-Zeiten sei ihr der Podcast sehr wertvoll gewesen. (jv/dpa)