Angela MerkelItalien-Urlaub statt Butscha-Besuch? Botschafter schießt hart gegen Ex-Kanzlerin

Angela Merkel sitzt bei einem Interview im Bundeskanzleramt auf einem Stuhl.

Die ehemalige Bundeskanzlerin ist auch nach ihrer Amtszeit weiterhin gefragt. Das Foto zeigt Angela Merkel im Februar 2022.

Angela Merkel ist nicht mehr im Amt, dennoch wurde die ehemalige Bundeskanzlerin von Wolodymyr Selenskyj gebeten, nach dem Massaker in Butscha in die Ukraine zu reisen. Dass sie diese Einladung nicht wahrgenommen hat, wurde ihr ziemlich übel genommen.

Die Aufnahmen aus dem ukrainischen Ort Butscha haben die Welt erschüttert: Tote Körper liegen auf den Straßen der kleinen Stadt verteilt, teilweise sind die Hände der Leichen auf dem Rücken gefesselt. Sie wurden regelrecht hingerichtet.

Mutmaßlich verantwortlich für diese grauenhaften Taten: Streitkräfte der russischen Armee, die letztlich Russlands Präsidenten Wladimir Putin (69) unterstehen. Die Ermittlungen diesbezüglich laufen.

Wolodymyr Selenskyj (44), Präsident der angegriffenen Ukraine, nennt die Ereignisse von Butscha einen Genozid an der ukrainischen Bevölkerung.

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Er hat Deutschland und vor allem die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel (57) in die Pflicht genommen. Seine Forderung: Dass sich Merkel zum Ort des Geschehens begeben solle. Aber warum?

Altkanzlerin Angela Merkel von ukrainischen Botschafter scharf kritisiert

Der Hintergrund zu dieser Forderung von Selenskyj: Angela Merkel und Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy (67) blockierten aus Rücksicht auf Russland 2008 einen NATO-Beitritt der Ukraine.

Selenskyjs Auffassung: Merkel müsse sich daher anschauen, wohin ihre „russlandfreundliche“ Politik der vergangenen Jahre geführt habe – nämlich zu einem Massaker.

Angela Merkel selbst hat sich zu der Forderung noch nicht geäußert, denn sie befindet sich gerade in der Toskana. Offenbar ist ihr Italien-Aufenthalt Anlass genug, um gegen die Altkanzlerin via Social Media zu wettern. So schrieb Andrij Melnyk (46), der ukrainische Botschafter in Deutschland, am Mittwoch (6. April 2022) bei Twitter: „Klar, in Florenz liegen ja keine ermordeten Frauen und Kinder auf den Straßen. Dafür gibt es aber so viel Kultur und Kunst. Herrlich“

Was Andrij Melnyk damit suggerieren möchte: Der deutschen Altkanzlerin ist die Ukraine egal. Dabei erklärte Angela Merkel bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine: „Dieser Angriffskrieg Russlands markiert eine tiefgreifende Zäsur in der Geschichte Europas nach dem Ende des Kalten Krieges.“

„Meine Gedanken und meine Solidarität sind in diesen furchtbaren Stunden und Tagen beim ukrainischen Volk und bei der Regierung unter Führung von Präsident Selenskyj“, hieß es ihrerseits weiter. (jm)