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Wartezeiten, ÜbergriffeNotruf aus der Notaufnahme – Ärztin erklärt „hochsensiblen Bereich“

Rettungswagen mit Blaulicht stehen nachts vor einer Notaufnahme-

Rettungswagen der Hamburger Feuerwehr stehen vor der Notaufnahme vom AGAPLESION Diakonieklinikum in der Straße Hohe Weid

Lange Wartezeiten, immer wieder Übergriffe aufs Personal: Unsere Notaufnahmen sind immer häufiger selber „Notfälle“.

von Stefanie Monien  (smo)

„Arzt und Pfleger in Notaufnahme geschlagen – Haftstrafen für Brüderpaar“ +++ „Pfefferspray in Notaufnahme versprüht“ +++ „Sanitäter in Notaufnahme niedergeschlagen“.

Das sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie unsere Rettungsstellen immer öfter selbst zum Notfall werden, denn die Gewalt gegen medizinisches und pflegerisches Personal dort nimmt zu. Die Wut von Patienten und Angehörigen meist über „zu lange“ Wartezeiten entlädt sich viel zu oft bei den Helfern.

Notaufnahmen: Mitarbeitende unter Personal- und Zeitdruck

Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) registrierten 73 Prozent der Kliniken in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren eine Steigerung der Zahl an Übergriffen. Der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß sagte unlängst: „In 91 Prozent der Krankenhäuser gab es Übergriffe in den Notaufnahmen, weit überwiegend ist der Pflegedienst betroffen.“ Hinzu komme, dass minderschwere Fälle, wie verbale Gewalt, nicht angezeigt würden.

Die Rettungsstelle – hochsensibler Bereich. Hier treffen Notfälle, bei denen es um Leben und Tod geht, auf Wartende, deren Indisposition eher nicht nach Akutmaßnahme schreit. Dazwischen: Das Personal, das sich um jeden bemüht, den Fachkräftemangel so gut es geht zu kompensieren versucht viel zu oft über die Belastungsgrenze geht. Mit Nöten des Personals kennt sich Ärztin Eva Mirasol, die lange an der Berliner Charité und in der Notaufnahme gearbeitet hat, aus. Ihr Buch „Staying Alive – Kein Arztroman“ (Ullstein Verlag) soll unterhalten und für Respekt gegenüber Mitarbeitern werben.

Die Ärztin Eva Mirasol lächelt freundlich vor einem pinken Hintergrund.

Autorin und Ärztin Eva Mirasol hat lange in der Notaufnahme gearbeitet.

„Die Lage in den Rettungsstellen ist sehr, sehr angespannt. Da ist es besonders problematisch, wenn Patientinnen und Patienten kommen, die nicht realisieren, was eine Rettungsstelle leisten kann und soll. Es sind sicherlich nicht alles ‚Bagatellfälle‘, die Ärzten und Pflegekräften das Leben schwer machen. Aber solche Fälle kommen in eine Situation hinein, die ohnehin stressbeladen ist“, sagt die Berliner Ärztin. Auch sie selbst erlebte schon Situationen, in denen sich herauskristallisierte, dass der Patient lediglich „nicht gut geschlafen und daraus ein leichtes Unwohlsein entwickelt“ habe. Ein anderer kam, weil „hier ja Licht brennt“ und er sich „nicht so fühlte“.

Eva Mirasol: „Genau das bindet Kräfte. Die Menschen, die in den Rettungsstellen arbeiten, oft stundenlang ohne Pause, sind am Limit. Doch der Mensch braucht einfach mal eine Pause, muss etwas trinken, essen, sich auch gedanklich regenerieren.“ Jede Beschwerde, mit der jemand in die Notaufnahme komme, werde ernst genommen, sagt Eva Mirasol, wobei nicht jedes Anliegen die gleiche Dringlichkeit hat. Weshalb manche Patienten länger warten müssten als andere das Personal triagiert. Das Unfallopfer mit Polytrauma muss nun mal eher versorgt werden als der Patient, der seit fünf Wochen leichtes Ziehen im Rücken spürt, aber erst am Wochenende Zeit hat, um das mal abklären zu lassen.

„Der Begriff Triage ist seit Corona bei vielen Menschen negativ besetzt. Aber was er bedeutet – dass eben Notfälle priorisiert werden – heißt ja nicht, dass die eigenen Beschwerden nichts wert sind“, erklärt sie. Die Notaufnahme sei bisweilen eine explosive Mischung aus der Angst der Patienten um die eigene Gesundheit, oft verbunden mit Schmerzen in Kombination mit Wartezeit, die für viele nicht durchschaubar sei. „Wartezeit wird als sehr belastend empfunden, zumal das Personal überhaupt nicht die Zeit hat, alle halbe Stunde noch mal zu erklären, an welcher Stelle im Prozess man sich gerade befindet.“

Und bei vielen Menschen sei die Zündschnur kürzer geworden. Die Hemmschwelle sinkt – und auch wenn es nicht zu körperlichen Übergriffen kommt, so „macht aber auch was mit einem, wenn man stets einer Dauerbeschallung von Unfreundlichkeit bis hin zu verbaler Gewalt ausgesetzt ist. In einer Situation, in der man unter hohem Druck und großer Arbeitsbelastung steht.“ Eva Mirasol, die trotz aller Belastungen die Erfahrungen aus der Rettungsstelle nicht missen möchte, wünscht sich, wie wohl der Großteil des medizinischen und pflegerischen Personals, von der Politik bessere Rahmenbedingungen. Denn im Kern sei der Dienst in der Notaufnahme „ein wunderschöner Beruf. Und gebraucht wird man in jedem Fall!“