Schock in Lissabon: Nach dem Unfall einer Standseilbahn spricht der Bürgermeister von einem „schrecklichen Abend“. Das Drama um den totgeglaubten Deutschen nimmt derweil eine dramatische Wende.
16 Tote in LissabonDramatische Wendung um Deutschen
Aktualisiert05.09.2025, 16:53
Schreckliche Tragödie mitten in der Urlaubszeit!
Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn „Elevador da Gloria“ sind in Lissabon insgesamt 16 Menschen ums Leben gekommen. 21 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Keine Deutsche unter Betroffenen in Lissabon
Der Unfall des bei Touristen beliebten Verkehrsmittels geschah am Mittwochabend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt aus noch unbekannter Ursache.
Das Auswärtige Amt geht derzeit nicht davon aus, dass es beim Seilbahnunglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein deutsches Todesopfer gegeben hat. „Nach Kenntnis des Auswärtigen Amts befinden sich nach aktuellem Stand keine deutschen Staatsangehörigen unter den Todesopfern“, hieß es aus dem Außenministerium.
Es war noch am Tag nach dem Unglück nicht auszuschließen, dass sich weitere deutsche Staatsangehörige unter den verletzten Personen befanden. Nicht alle Betroffenen dürften sich bei der deutschen Botschaft in Lissabon gemeldet habe, womöglich, weil sie nur leichte Verletzungen hatten.
Deutscher Familienvater lebt noch
Portugiesische Medien berichtete zunächst, es sei auch ein deutscher Familienvater unter den Todesopfern. Den Berichten nach kämpfe seine Frau nach um ihr Leben, der dreijährige Sohn des Paares sei leicht verletzt geborgen worden.
Dann gibt es eine dramatische Wendung. Wie CNN Portugal nun berichtet, wurde der Familienvater in einer Lissabonner Klinik gefunden. Er wurde verwechselt.
Die Familie war nach dem Seilbahnunglück über den vermeintlichen Tod des 46-Jährigen informiert worden, konnte ihn jedoch im Institut für Rechtsmedizin nicht unter den Verstorbenen identifizieren. Daraufhin suchten sie in anderen Kliniken und entdeckten den Vater schließlich lebend im Krankenhaus von São José.
„Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon“
Damit sind unter den 16 Todesopfern nach Angaben der lokalen Polizei nach jetzigem Stand fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Südkoreaner, zwei Kanadier, eine Französin, ein Schweizer, ein US-Bürger und ein Ukrainer.
Bürgermeister Carlos Moedas sagte im Interview mit „SIC Notícias“: „Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon, sehr schrecklich.“ Fernsehbilder zeigten, wie die Bahn auf der Seite lag und stark beschädigt wurde.
In Liveübertragungen verschiedener TV-Sender sah man lange Zeit viel Rauch, viele Trümmer. Sirenen heulten pausenlos, die Rettungsteams arbeiteten hektisch und unermüdlich.
„Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt“
Eine Augenzeugin sagte in „SIC Notícias“, die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinuntergerutscht und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. „Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt.“

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Rettungskräfte arbeiten an der Stelle, an der eine elektrische Straßenbahn entgleist ist.
Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war.
Präsident fordert eine rasche Aufklärung
Der Nachrichtensender „SIC Notícias“ berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. Die Kriminalpolizei sei mit mehreren Beamten vor Ort und habe bereits Ermittlungen aufgenommen. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sous bedauerte den Unfall „zutiefst“ und forderte, dass der Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Der „Elevador da Gloria“ wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und legt dabei eine Strecke von rund 200 Metern zurück. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist. (dpa)