Der mutmaßliche Täter schoss in Völklingen noch auf sein Opfer, als der Mann schon am Boden lag. Am Mittwoch will das Saarland - und darüber hinaus - des 34-Jährigen gedenken.
Grausame Details zu getötetem Polizist (†34)„Entsetzen und Fassungslosigkeit“

Copyright: IMAGO/BeckerBredel
Nach der Tötung von Polizeioberkommissar Simon B. herrscht auch Tage nach der Tat in der Völklinger Innenstadt Trauer und Bestürzung.
Die Staatsanwaltschaft im Saarland hat sich zu Details des Tathergangs von Völklingen geäußert.
Klar ist nun, dass der Beschuldigte auch noch auf den Beamten schoss, als dieser schon am Boden lag.
An diesem Mittwoch wird das Saarland am Morgen bei einer landesweiten Schweigeminute des 34 Jahre alten Polizeioberkommissars gedenken.
Die Saar-Landesregierung ruft zu einer Schweigeminute um 9.00 Uhr auf. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) betont: „Unser Land trauert, und viele wollen ein Zeichen der Anteilnahme mit der Familie setzen.“
„Entsetzen und Fassungslosigkeit“
Innenminister Reinhold Jost (SPD) ergänzt: „Die entsetzliche Tat, bei der ein Polizeibeamter gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde, hat bei uns allen für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt.“ Erwartet wird, dass sich bundesweit zahlreiche Polizeistellen anschließen werden.
Was sagt die Staatsanwaltschaft zum Ergebnis der Obduktion?
Der Polizist ist der Anklagebehörde zufolge von sechs Schüssen getroffen worden und starb in Folge von Blutverlust.
Nach dem vorläufigen Ergebnis der Untersuchung wurden Schussverletzungen unter anderem an Kopf und Rumpf festgestellt.
Der 18 Jahre alte Beschuldigte, der zuvor eine Tankstelle überfallen hatte, habe auch noch auf den Polizisten geschossen, als dieser am Boden gelegen habe. Klar ist auch, dass der mutmaßliche Täter selbst in kritischem Zustand ist und in einem Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt wird.
Was ging der Tat voraus?
Der 18-Jährige hatte am Donnerstag eine Tankstelle in Völklingen überfallen. Bewaffnet war er dabei laut Staatsanwaltschaft mit einem Besteckmesser mit abgerundeter Klinge. Er flüchtete zu Fuß und wurde von drei Polizisten verfolgt, darunter von einem Kommissaranwärter in Ausbildung.
Was können die Ermittler zum konkreten Tatgeschehen sagen?
Als die Beamten den Mann festhalten wollten, wurde laut Staatsanwaltschaft zunächst ein sogenannter Taser eingesetzt. Dazu liefen noch technische Untersuchungen. Wie der 18-Jährige dann genau an die Waffe eines Polizisten kommen konnte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Unklar war auch noch, um die Waffe welches Polizisten es sich handelte.
Gesichert ist, dass der 18-Jährige mit der Polizeiwaffe mehrfach schoss - auf den 34-Jährigen und den Kommissaranwärter, die beide Schutzwesten trugen. Der Polizist in Ausbildung sei im Bereich der Schutzweste getroffen worden, auf den 34-jährigen Kollegen seien weitere Schüsse abgefeuert worden.
Wie wurde der Tatverdächtige gefasst?
Laut Staatsanwaltschaft kamen drei weitere Polizisten dazu. Es habe sich ein Schusswechsel entwickelt, im Zuge dessen der Beschuldigte geflüchtet sei. Die Beamten hätten ihn „unter fortlaufendem wechselseitigem Beschuss“ verfolgt. Dabei wurde der 18-Jährige laut Staatsanwaltschaft von zwei Schüssen getroffen. Weitere hinzugekommene Polizisten hätten ihn festgenommen.
Bislang habe sich der Beschuldigte nicht eingelassen, hieß es. Die Untersuchungen, ob der 18-Jährige unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand, seien nicht abgeschlossen. „Valide Erkenntnisse zu etwaigen psychischen Erkrankungen liegen noch nicht vor“, hieß es. Vorsorglich werde ein psychiatrisches Sachverständigen-Gutachten unter anderem zur Frage der Schuldfähigkeit eingeholt. Auch zur Frage, ob Voraussetzungen für die Anwendung von Jugendstrafrecht vorliegen, werde ermittelt.
Welche Hinweise suchen die Ermittler?
Die Ermittlungen in dem Fall führt inzwischen eine Mordkommission unter Leitung der Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Sie bat „dringend“ um Hinweise - insbesondere von Zeugen, die am Donnerstag zwischen 17.45 Uhr und 19.00 Uhr in der Umgebung des Tatorts waren. „Auch private Foto- oder Videoaufnahmen (zum Beispiel aus Dashcams oder Handys) können für die Ermittlungen von Bedeutung sein“, hieß es weiter.
Es liege Videomaterial von mehreren Privatpersonen vor, erklärte die Staatsanwaltschaft. Das werde ausgewertet. Vernehmungen von Zeugen, auch von eingesetzten Polizisten, stünden noch aus. Die Ermittler beschäftigen sich den Angaben zufolge außerdem mit mutmaßlich beleidigenden, verunglimpfenden oder Straftaten billigenden Kommentaren im Internet. (dpa/mg)