Corona-Drama an Grenze zu DeutschlandKliniken kurz vor Kollaps, Triage-Team wird zusammengestellt

Fußgänger auf der Getreidegasse in Salzburg (Österreich) am 12. November.

Fußgänger auf der Getreidegasse in Salzburg (Österreich) am 12. November: Die Lage in der Stadt direkt an der Grenze zu Deutschland wird immer dramatischer:  Krankenhäuser bereiten eine Triage vor.

Im österreichischen Salzburg, direkt an der Grenze zu Deutschland, wird die Corona-Lage immer dramatischer: Wie örtliche Medien berichten, wird dort ein Triage-Team an den Landeskliniken zusammengestellt. Man sei nur noch Tage bis zum völligen Kollaps entfernt.

Salzburg. Das hat es in der Geschichte der Gesundheitsversorgung in Salzburg noch nie gegeben: Mit einer Überlastungsanzeige an die Politik warnte die Geschäftsführung der Salzburger Landeskliniken (SALK), die medizinische Versorgung bald nicht mehr garantieren zu können.

Unterdessen stellten die Landeskliniken ein sechsköpfiges Triageteam zusammen. Das muss im Notfall entscheiden, welcher Patient noch ein Intensivbett erhält.

Wie die „Salzburger Nachrichten“ berichten, steht die Gesundheitsversorgung der Region kurz vor dem Kollaps. Ein Sprecher der Salzburger Landeskliniken warnte im „Kurier“, dass es bis zur Triage „nur noch eine Frage von Tagen“ sei, wenn die Zahl der Patienten derart weiter steigt. Neben Salzburg ist auch Oberösterreich besonders heftig  von der aktuellen Coronawelle betroffen.

Alles zum Thema Corona

Salzburg: Dramatischer Hilferuf an die Politik

Nun wandte man sich mit einem dramatischen Hilferuf an die Politik und das Land: Man könne in den Kliniken die Behandlung weiterer Patienten nach geltenden medizinischen Standards und Sorgfaltsmaßstäben bald nicht mehr garantieren. Es drohe eine Notstandssituation einzutreten. Das hieße dann: Intensivmedizinische Triagierungen müssten vorgenommen werden.

Das nun zusammengestellte sechsköpfige Triageteam bestehe aus fünf Medizinern verschiedener Fachbereiche und einer Juristin. Die Ärzte  stammten aus der Intensivmedizin, Palliativmedizin, inneren Medizin. 

Salzburg: „Die Situation ist besorgniserregend“

„Die Situation ist besorgniserregend“, sagte am Dienstag auch Salzburgs Vorsitzender der Landesregierung, Wilfried Haslauer (ÖVP). Ein Fünf-Punkte-Plan soll die Überlastung doch noch verhindern, dennoch wolle man „einen Lockdown für Geimpfte“ verhindern. Der größte Teil der Patienten sei ungeimpft, 31 der 51 für Covid vorgesehenen Intensivbetten sei bereits belegt.

Der Plan: Neben verschärften Maßnahmen werde eine sogenannte Covid-Transferstation eingerichtet, um die Behandlung zu dezentralisieren, wie es heißt. Zudem sollen Booster-Impfungen mit allen Impfstoffen schon nach vier Monaten möglich werden. Kapazitäten für Labore und zur Kontaktverfolgung sollen ebenfalls aufgestockt werden.

Andere Politiker wie die Grünen forderten bereits einen weiteren harten Lockdown, eine „November-Ruhe“. Auch Österreichs Intensivmediziner forderten diesen kurzen Lockdown für die Gesamtbevölkerung in den betroffenen Regionen.

Die konservative ÖVP von Bundeskanzler Alexander Schallenberg hat sich in den vergangenen Tagen vehement gegen den Vorstoß der Grünen gestellt, bundesweit nächtliche Ausgangsbeschränkungen einzuführen. Stattdessen soll ein „Lockdown für Ungeimpfte“ die Welle brechen, der ist seit Montag in Kraft.  Man wolle am Mittwoch die Lage neu bewerten.

Salzburg verzeichnet derzeit mit mehr als 1500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern die höchste Sieben-Tage-Inzidenz unter den österreichischen Bundesländern. Knapp dahinter: Oberösterreich mit einem Wert von mehr als 1400. (mg)