Wirtschaftsnobelpreis 2021Drei Wissenschaftler ausgezeichnet – es gibt eine Besonderheit

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die Forscher David Card (li.), Joshua Angrist (Mitte) und Guido Imbens.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die Forscher David Card (li.), Joshua Angrist (Mitte) und Guido Imbens.

Alle Jahre wieder: Die Nobelpreise wurden vergeben. Wie immer startete die berühmten Auszeichnungen mit dem Medizin-Nobelpreis. In unserem Ticker finden Sie alle Nobelpreise 2021 in der Übersicht.

Stockholm/Oslo. Die Nobelpreise 2021 wurden vergeben – am Montag (11. Oktober 2021) folgte die letzte Verleihung. Doch welche Wissenschaftler und Persönlichkeiten dürfen sich über die Auszeichnung freuen? Hier die Übersicht...

Wirtschaftsnobelpreis 2021 für die Forscher David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens

Zum Abschluss der Nobelpreis-Bekanntgaben ist auch das Geheimnis über die Preisträger in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften gelüftet worden.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag (11. Oktober 2021) in Stockholm bekannt.

Der in Kanada geborene Card erhält die eine Hälfte des renommierten Preises für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsmarktökonomie, wie der Generalsekretär der Akademie, Göran Hansson, bei der Bekanntgabe sagte. Der aus dem US-Staat Ohio stammende Angrist und der niederländisch-amerikanische Wissenschaftler Imbens teilen sich die andere Hälfte für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalbeziehungen. Damit sind alle Nobelpreisträger für dieses Jahr benannt worden.

Der seit Ende der 60er Jahre vergebene Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Unter den Wirtschaftsnobelpreisträgern ist bislang erst ein Deutscher gewesen: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie. Besonders häufig werden Wissenschaftler aus den USA mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Preis ausgezeichnet. Vergangenes Jahr war er an die US-Ökonomen Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson gegangen, die für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt wurden.

Friedensnobelpreis 2021 für Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Journalisten Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag (8. Oktober) in Oslo bekannt.

Sie bekommen den Preis für ihre Bemühungen um die Wahrung der Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden sei, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Bekanntgabe in Oslo. Mit ihrer Auszeichnung solle die Bedeutung des Schutzes der Meinungs- und Pressefreiheit unterstrichen werden.

Der Chefredakteur der Moskauer Zeitung „Nowaja Gaseta“, Dmitri Muratow, spricht während eines Interviews mit der Agentur The Associated Press in Moskau.

Dmitri Muratow, Chefredakteur der Moskauer Zeitung „Nowaja Gaseta“, wird ebenfalls mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Der Friedensnobelpreis wird als einziger Nobelpreis nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen. Er gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt. 329 Kandidaten - 234 Persönlichkeiten und 95 Organisationen - sind in diesem Jahr für ihn nominiert gewesen. Das war die drittgrößte Zahl an Nominierten jemals. Die Namen der Nominierten werden traditionell 50 Jahre lang geheimgehalten.


Nobelpreis 2021 für Literatur geht an Abdulrazak Gurnah aus Tansania

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag (7. Oktober)  in Stockholm bekannt. 

Gurnah erhält den Preis „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“, wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe sagte.

Der Nobelpreis für Literatur gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt. 1901 war er zum ersten Mal verliehen worden, damals an den Franzosen Sully Prudhomme. Seitdem haben ihn fast 120 Persönlichkeiten erhalten. Der bislang jüngste Preisträger war 1907 der damals 41 Jahre alte „Dschungelbuch“-Autor Rudyard Kipling, die älteste Doris Lessing, die ihn 2007 im Alter von 88 Jahren überreicht bekommen hatte.

Im vergangenen Jahr war die amerikanische Dichterin Louise Glück mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie war damit eine von 16 Frauen, die den Preis bislang in Empfang genommen haben. Wie im Vorjahr sind die Nobelpreise auch diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie dotiert.


Nobelpreis 2021 für Chemie geht an Deutschen Benjamin List

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den Deutschen Benjamin List und den in Schottland geborenen US-Forscher David W.C. MacMillan für Methoden zur Beschleunigung chemischer Reaktionen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.

Nobelpreis-Träger Benjamin List, hier 2016 während der Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises. Er hat ein neues und geniales Werkzeug für den Aufbau von Molekülen mitentwickelt.

Nobelpreis-Träger Benjamin List, hier 2016 während der Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises. Er hat ein neues und geniales Werkzeug für den Aufbau von Molekülen mitentwickelt.

Die Chemiepreisträger des Jahres hätten ein neues und geniales Werkzeug für den Aufbau von Molekülen entwickelt, die Organokatalyse, hieß es. Sie werde für die Erforschung neuer Arzneimittel eingesetzt und habe auch dazu beigetragen, die Chemie umweltfreundlicher zu machen.

Die Organokatalyse habe sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit entwickelt. Mithilfe dieser Reaktionen könnten Forscher nun vieles effizienter herstellen, von neuen Arzneimitteln bis hin zu Molekülen, die Licht in Solarzellen einfangen können.

Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 980.000 Euro) dotiert. Die feierliche Übergabe der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.


Nobelpreis 2021 für Physik geht an drei Klimaforscher – Deutscher Klaus Hasselmann dabei

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an den Deutschen Klaus Hasselmann, Syukuro Manabe (USA) und den Italiener Giorgio Parisi für physikalische Modelle zum Erdklima. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag, 5. Oktober, in Stockholm mit.

Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann teilen sich eine Hälfte des Preises, die andere geht an Giorgio Parisi.

„Drei Preisträger teilen sich den diesjährigen Nobelpreis für Physik für ihre Studien zu chaotischen und scheinbar zufälligen Phänomenen. Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann legten den Grundstein für unser Wissen zum Klima der Erde und wie die Menschheit es beeinflusst.“ Giorgio Parisi werde für seinen revolutionären Beitrag zur Theorie von ungeordneten Stoffen und zufälligen Prozessen ausgezeichnet.

Die bedeutendste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 980.000 Euro) dotiert.


Nobelpreis 2021 für Medizin geht an David Julius und Ardem Patapoutian

Der Nobelpreis für Medizin geht 2021 an David Julius (USA) und den im Libanon geborenen Forscher Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper.

Das teilte das Karolinska-Institut am Montag, 4. Oktober 2021, in Stockholm mit. Die bahnbrechenden Entdeckungen durch die diesjährigen Nobelpreisträger „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“, hieß es vom Komitee.


Nobelpreis 2021 für Medizin: Mit Chillis zum Forscher-Erfolg

Die Forscher verwendeten demnach druckempfindliche Zellen, um eine neue Klasse von Sensoren zu entdecken, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren.

Holt ebenfalls den Nobelpreis 2021 für Medizin: Ardem Patapoutian.

Holt ebenfalls den Nobelpreis 2021 für Medizin: Ardem Patapoutian.

David Julius nutzte Capsaicin, eine scharfe Verbindung aus Chilischoten, die ein brennendes Gefühl hervorruft, um einen Sensor in den Nervenenden der Haut zu identifizieren, der auf Hitze reagiert.

Ardem Patapoutian entdeckte mithilfe druckempfindlicher Zellen eine neue Klasse von Sensoren, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren. Er wurde in Beirut geboren und kam als Jugendlicher nach Los Angeles, derzeit forscht er am Scripps Research in La Jolla (Kalifornien).


Nobelpreis 2021: Medizin ist zuerst dran

Mit der Bekanntgabe der Preisträger in Medizin beginnen in Skandinavien die Tage der Nobelpreis-Verkündungen.

Wie im Jahr 2020 ist die renommierte Auszeichnung mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie dotiert. 2020 waren die Amerikaner Harvey J. Alter und Charles M. Rice sowie der Brite Michael Houghton für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus mit dem Preis ausgezeichnet worden.

Die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreisträgers stellt traditionell den Startschuss des Nobelpreisreigens dar. Am Dienstag und Mittwoch folgen zwei weitere wissenschaftliche Preise: die in den Kategorien Physik und Chemie. Am Donnerstag ist der Literaturnobelpreis dran, am Freitag der Friedensnobelpreis, der als einzige der Auszeichnungen in Oslo verliehen wird. Zum Abschluss werden am nächsten Montag, 11. Oktober 2021, in Stockholm dann die Preisträgerinnen und Preisträger in Wirtschaftswissenschaften bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um den einzigen der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht.

Wer jeweils alles für die Auszeichnungen nominiert worden war, wird auch im Nachhinein von den verschiedenen Auswahlkomitees traditionell 50 Jahre lang streng geheim gehalten. Vergeben werden die Preise allesamt an Nobels Todestag, dem 10. Dezember. Dabei erhalten die Ausgewählten auch ihre prestigeträchtigen Nobelmedaillen und Diplome.


Nobelpreis 2021: Keine Übergabe wegen Corona

Die Nobelstiftung teilte bereits mit, dass zumindest bei der Preisverleihung in Stockholm wie im Vorjahr keine Preisträger in der schwedischen Hauptstadt vor Ort sein werden. Sie werden stattdessen in ihren Heimatländern geehrt, das Ganze wird dann mit einer Zeremonie im Stockholmer Rathaus verwoben. Grund dafür sind nach Angaben der Nobelstiftung Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und damit verbundene Reisebeschränkungen.

Einzig das norwegische Nobelkomitee ließ sich noch die Möglichkeit offen, Preisträger für die Verleihung nach Oslo zu holen. Endgültig darüber entscheiden will das Komitee Mitte Oktober. Wegen der Pandemie waren die sonst höchst feierlichen Preisvergaben bereits 2020 deutlich kleiner und anders ausgefallen als üblicherweise.

Die Medizin-Preisträger der vergangenen zehn Jahre im Überblick:

  • 2020: Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA), die maßgeblich zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus beigetragen hatten.
  • 2019: William Kaelin (USA), Peter Ratcliffe (Großbritannien) und Gregg Semenza (USA). Sie hatten herausgefunden, wie Zellen den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen.
  • 2018: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.
  • 2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der Inneren Uhr.
  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.
  • 2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.
  • 2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Großbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.
  • 2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.
  • 2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka fürdie Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalenZustand.
  • 2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) fürArbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. RalphSteinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystemaktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam denPreis posthum. (dpa/dok)