Die Angeklagte im NS-Prozess Irmgard F. ist nach ihrer Flucht offenbar gefasst. Die 96-Jährige soll im KZ Stutthof als Sekretärin gearbeitet haben.
NS-Prozess in Deutschland96-jährige KZ-Sekretärin nach Flucht gefasst

Copyright: Markus Schreiber/AP-POOL/dpa
In Itzehoe soll der Prozess gegen die ehemalige KZ-Sekretärin stattfinden. Die 96-Jährige war am Donnerstag (30. September 2021) vor Prozessbeginn flüchtig. Inzwischen wurde Irmgard F. gefasst.
Itzehoe. Eigentlich sollte am Donnerstag (30. September 2021) der NS-Prozess gegen die 96-jährige Irmgard F. starten. Sie soll als Sekretärin im KZ Stutthof gearbeitet haben. Doch die Seniorin war auf der Flucht. Wie das Gericht inzwischen mitteilte, wurde sie inzwischen festgenommen.
Details zur Festnahme gibt es bislang noch nicht. Das Internationale Auschwitz-Komitee hatte sich empört über die Flucht der Angeklagten im NS-Prozess von Itzehoe bei Hamburg geäußert.
NS-Prozess: Angeklagte Irmgard F. (96) ist verschwunden
„Darin zeigt sich eine unglaubliche Verachtung des Rechtsstaats und auch der Überlebenden“, sagte Vize-Exekutivpräsident Christoph Heubner am Donnerstag. Das Komitee vertritt KZ-Überlebende und deren Angehörige.
Gut eine Viertelstunde nach dem geplanten Beginn des Prozess gegen die ehemalige Sekretärin im KZ Stutthof hatte das Gericht erklärt, dass die Angeklagte nach Lage der Dinge flüchtig sei. Die Strafkammer habe einen Haftbefehl erlassen, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht, Dominik Groß.
Der Angeklagten Irmgard F. wird Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vorgeworfen. Als Stenotypistin und Schreibkraft in der Lagerkommandantur des KZ Stutthof bei Danzig soll sie zwischen Juni 1943 und April 1945 den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von Gefangenen Hilfe geleistet haben.
KZ-Sekretärin Irmgard F.: Prozess soll vor Jugendkammer stattfinden
Der Prozess gegen F. soll vor einer Jugendkammer stattfinden, weil die Angeklagte zur Tatzeit erst 18 beziehungsweise 19 Jahre alt war. Für den ersten Prozesstag war nur die Verlesung der Anklage geplant. Die Strafkammer hat 26 weitere Verhandlungstermine bis Anfang Juni nächsten Jahres angesetzt. (mt/dpa)