Sexuelle und Mord-GelüsteRoms kaiserliche „Hure“ und ihre kölsche Rivalin

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Die Statue zeigt Messalina mit ihrem Sohn Britannicus.

von Maternus Hilger (hil)

Rom – Messalina gilt als eine der verkommensten Frauen der Antike – habgierig und grausam, ein sexbesessenes Luder, das sich auch als Prostituierte feilbot. Wer der bildschönen Frau des römischen Kaisers Claudius in die Quere kam, den ließ sie eiskalt aus dem Weg räumen.

Schon zu ihren Lebzeiten bot das ausschweifende Leben der Femme fatale reichlich Stoff für Getuschel in der römischen Metropole – meist hinter vorgehaltener Hand, denn niemand war vor ihrer Rache sicher.

Messalina stammte aus dem Hochadel

Vor allem antike Autoren sorgten mit schlüpfrigen Geschichten dafür, dass Roms berühmteste „Hure“ bis in unsere Zeit die Fantasien von Künstlern, Schriftstellern und Filmemachern beflügelte.

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Valeria Messalina stammte aus dem römischen Hochadel. Über die Jugend der vor rund 2000 Jahren geboren Aristokratin (das genaue Geburtsdatum ist unbekannt) ist wenig überliefert.

Ihr Mann Claudius war 30 Jahre älter

Für Gesprächsstoff sorgte sie erstmals, als sie 38 oder 39 n. Chr. mit dem rund 30 Jahre älteren Claudius, dem späteren Kaiser, verheiratet wird.

Man rümpfte die Nase in den feinen Kreisen: Denn zu diesem Zeitpunkt war der Bruder des populären Feldherrn Germanicus (19 n. Chr.) alles andere als eine gute Partie.

Seine Familie und der Hof mieden ihn wie einen Aussätzigen – wegen seiner körperlichen Leiden. Er soll einen wackeligen Gang gehabt, wirr gesprochen und gesabbert haben, wenn er aufgeregt war. Doch Messalina hatte Glück.

Als der blutrünstige Kaiser Caligula einer Palastrevolte zum Opfer fiel, hob die mächtige Prätorianer-Garde im Jahr 41 Claudius auf den Thron.

Die junge Messalina saß nun an den Hebeln der Macht – unangefochten, wie sie glaubte, denn sie gebar kurz danach ihren Sohn Britannicus, den möglichen Thronfolger.

Messalinas ungezügelte Mordlust

Ein geruhsames Leben als Mutter und Ehefrau an der Seite eines alternden Herrschers – das war allerdings nicht Messalinas Ding. Binnen kurzer Zeit zeigte sie ihr wahres Gesicht.

Sie und ein paar ihr völlig ergebene Hofschranzen sorgten dafür, dass eine Reihe von hoch angesehenen Adeligen mit Verleumdungen und fragwürdigen Anklagen kaltgestellt, hingerichtet, verbannt oder in den Selbstmord getrieben wurde.

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Ihr Mann tat nichts, um ihre Mordlust zu bremsen. Die Todesurteile unterschrieb er ohne mit der Wimper zu zucken. Er sei seiner schönen Frau hörig gewesen und habe ihr aus der Hand gefressen, hieß es.

War Messalina eine triebhafte Nymphomanin?

Messalinas kriminelle Energie hatte viele Facetten. Ausschaltung von Konkurrenten in der Gunst des Kaisers oder in der Thronfolge, vermeintliche Beleidigungen, sexuelle Abfuhren oder Habgier.

So musste der zweifache Konsul Decimus Valerius Asiaticus ins Gras beißen, nur weil sie scharf auf seine prächtigen lukullischen Gärten in bester Lage war. 

Unersättlich waren auch ihre sexuellen Gelüste, die antike Autoren bis ins Detail ausbreiten und die ihren miesen Ruf als triebhafte Nymphomanin zementierten.

Heimlich ins Bordell

Ihre wechselnden Liebhaber genügten ihr dabei nicht. So erzählt Juvenal, dass sich die kaiserliche „Hure“ nachts – mit einer blonden Perücke über ihrem schwarzen, lockigen Haar – aus dem Palast schlich, um in einem Bordell unter falschem Namen ihren Körper zahlenden Kunden anzubieten.

Von Plinius stammt die Anekdote, dass Messalina sogar eine stadtbekannte Prostituierte zu einem Duell herausgefordert habe.

Freier standen für „kaiserliche Hure“ Schlange

Letztere habe nach 25 Freiern erschöpft aufgegeben, während Messalina noch munter weitergemacht habe. Auch wüste Orgien habe sie regelmäßig veranstaltet, wobei sie andere vornehme Damen genötigt habe, sich ebenfalls zu prostituieren.

Und Claudius? Der ließ sie gewähren, wohl auch deshalb, weil sie ihm zur Abwechslung regelmäßig schöne Sklavinnen ins Schlafzimmer schicken ließ und sich niemand traute, Messalina anzuschwärzen. Das wäre tödlich gewesen.

Pompöse Hochzeit – obwohl sie schon verheiratet war

Was davon wahr oder erfunden ist, lässt sich nicht klären. Fakt ist aber, dass Messalina den Bogen überspannte, als sie mit ihrem letzten Geliebten, Gaius Silius, der damals als schönster Mann Roms galt, eine pompöse Hochzeit in aller Öffentlichkeit feierte – und das, obwohl sie noch mit Claudius verheiratet war.

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In Köln geboren: Agrippina, die Jüngere (15- 59 n.Chr.) mit ihrem Sohn Nero.

Gerüchte machten die Runde, dass die beiden den Kaiser ermorden wollten. Denn Messalina habe gefürchtet, dass ihre, von Claudius überaus geschätzte Todfeindin Agrippina ihr den Rang ablaufen und damit deren Sohn Nero einmal Kaiser werden könnte.

Kaiser Claudius wählt als Nachfolgerin die Kölnerin Agrippina

Durchaus möglich, dass Agrippina beim Sturz Messalinas die Fäden zog. Der gehörnte Claudius musste handeln, um nicht vollends zum Gespött der Öffentlichkeit zu werden. Und das tat er blitzschnell. Er ließ Messalina und ihren Geliebten im Jahr 48 töten.

Ein Jahr später heiratete Claudius die in Köln geborene Agrippina, die Tochter seines Bruders Germanicus und spätere Namensgeberin Kölns (Colonia Claudia Ara Agrippinensium).

Sie war 33, er 58 Jahre alt. Eigentlich war die Ehe eine inzestuöse Verbindung – doch der Skandal hielt sich in Grenzen. Ein Gesetz, das die Heirat zwischen Onkel und Nichte verbot, wurde kurzerhand geändert.

Agrippina lässt Claudius vergiften

Wie Messalina war ihre Nachfolgerin im Bett des Kaisers eine machtbesessene und skrupellose Frau, die es schaffte, dass Claudius seinen leiblichen Sohn Britannicus in Sachen Nachfolge zugunsten von Nero links liegen ließ.

Als er es sich später anders überlegte, bedeutete das sein Todesurteil. Agrippina ließ ihn vergiften. Der Weg war frei für Nero, der seinen Rivalen Britannicus und später auch seine Mutter ermorden ließ.