Japans MondlandungEs sollte Geschichte geschrieben werden – jetzt herrscht Ratlosigkeit

Diese von Ispace im April 2023 zur Verfügung gestellte Illustration zeigt das Hakuto-Raumschiff auf der Mondoberfläche.

Diese von ispace im April 2023 zur Verfügung gestellte Illustration zeigt das Hakuto-Raumschiff auf der Mondoberfläche.

Es hätte ein Moment des Jubels werden sollen, doch nach dem Landezeitpunkt für den japanischen Mondlander herrschte Ratlosigkeit und Sorge. Mit „Hakuto-R“ ist weiterhin keine Kommunikation möglich.

Das japanische Unternehmen ispace hat in der Nacht zum Mittwoch (26. April 2023) weiterhin keinen Kontakt zu seiner Mondsonde „Hakuto-R“ aufbauen können. Firmenchef Takeshi Hakamada deutete an, dass der Traum von der ersten Mondlandung einer privaten Mission womöglich gescheitert ist. Es müsse davon ausgegangen werden, dass „wir die Landung auf der Mondoberfläche nicht abschließen konnten“, zitierten ihn japanische Medien. Die Spezialisten im Flugkontrollzentrum arbeiteten daran, „den derzeitigen Status des Landers“ festzustellen, teilte ispace über Twitter mit.

Kurz vor Abschluss der Landephase hatte laut Hakamada noch Kontakt zu dem unbemannten Raumflugkörper bestanden. Danach sei die Kommunikation abgerissen. Bis zum frühen Mittwochmorgen (MESZ) gab es zunächst keine weiteren Informationen. Damit blieb unklar, ob „Hakuto-R“ weitgehend intakt aufsetzte oder schwere Schäden erlitt. Sollte es ein Unglück gegeben haben, bliebe es weiterhin dabei, dass nur staatliche Missionen eine erfolgreiche Mondlandung gemeistert haben. Zuvor waren schon andere private Mondmissionen gescheitert.

Japan sprach vom „Beginn einer neuen Ära“

Der 2,3 Meter hohe und bei ausgefahrenen Landebeinen 2,6 Meter breite Lander hatte internationale Fracht zum Mond getragen, darunter einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen noch kleineren Zweiradroboter. Er war von der staatlichen japanischen Raumfahrtagentur Jaxa und dem japanischen Spielzeughersteller Tomy entwickelt worden. Zwei amerikanische Konkurrenten, die Firmen Astrobotic und Intuitive Machines, planen in Kürze ebenfalls Mondmissionen.

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Takeshi Hakamada, Gründer und Chef von ispace, hatte im Vorfeld der Landung „den Beginn einer neuen Ära kommerzieller Mondmissionen“ angekündigt. Doch trivial ist eine Mondlandung nicht: Der Erdtrabant ist übersät mit Trümmern von Missionen, die es nicht geschafft haben. Dazu zählt die Sonde „Beresheet“ der israelischen Non-Profit-Organisation Space IL, die 2019 wegen eines ausgefallenen Motors auf der Oberfläche zerschellte. Nur die USA, die Sowjetunion und China haben bisher erfolgreich Raumfahrzeuge auf dem Mond gelandet und betrieben.

Bereits seit Jahren wollen auch private Unternehmen auf dem Mond landen und andere Raumfahrtprojekte stemmen. Dabei mischen bislang vor allem US-Unternehmen wie SpaceX mit. Die Konkurrenz steht auch jetzt in den Startlöchern, noch in diesem Jahr soll es weitere Missionen von Privatunternehmen zum Mond geben.

Das US-Unternehmen Astrobotic Technology aus Pittsburgh will seien „Peregrine Lander“ möglicherweise im Mai auf den Weg schicken. Auch dieser Start ist aber schon mehrfach verschoben worden. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der Nasa Materialien für Experimente zum Mond bringen.

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Wie bei der Raumstation ISS arbeitet die US-Raumfahrtbehörde Nasa auch bei Mond-Projekten immer enger mit kommerziellen Anbietern zusammen, weil sich das als effizienter und letztendlich kostensparender Weg erwiesen hat. Umgekehrt hängt das Geschäftsmodell privater Firmen bislang vielfach von staatlichen Auftraggebern ab.

Japans private Mond-Mission „das schnellste Mittel“

Auch ispace hat Verträge mit Nasa und Jaxa. Ziel sei es, Daten vom Mond für die Entwicklung künftiger Mondmissionen zu sammeln, teilte das Projektteam bei Jaxa mit. Die private Mission von ispace sei „das schnellste Mittel zur Erreichung unseres Ziels“, hatte es im Vorfeld des Landeversuchs geheißen.

Der als Landeort gewählte Atlas-Krater liegt am südöstlichen Rand des Mare Frigoris („Meer der Kälte“). Eine Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX hatte „Hakuto-R“ im Dezember auf den Weg gebracht. Hakuto bedeutet im Japanischen „weißer Hase“ - der lebte in der japanischen Mythologie auf dem Mond. Das „R“ steht für englisch reboot, Neustart.

Die Erforschung des Erdtrabanten hatte in den 1950er Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion begonnen. Die Sowjets landeten 1959 mit einer unbemannten Sonde auf der Mondoberfläche. Den USA gelang zehn Jahre später mit „Apollo 11“ die erste bemannte Mission. Vor zwei Jahren schickte China eine Kapsel zum Mond und holte Gesteinsproben. Im Zuge des „Artemis“-Projekts der USA sollen demnächst wieder Menschen zum Mond fliegen. (dpa)